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Hat Gott nicht richtig zugehört?

Judith erfährt von der Krebserkrankung ihrer Mutter. Sie erkennt, dass Gebete nicht immer so erfüllt werden, wie sie es sich erhofft.

»Ich habe Krebs.« Diese Worte meiner Mutter habe ich nicht erwartet, als wir damals im Winter auf dem Weg vom Krankenhaus zurück nach Hause im McDonalds nahe der Autobahn saßen. Die Pommes schmeckten auf einmal nach Pappe. Als Kind habe ich mich oft in Worst-Case-Szenarien reingeträumt und reingesteigert. Unter den Top 5 war neben Meine-Riesen-Plüschgiraffe-Gilbert-Verlieren und Flugzeugen, die auf mein Dach fallen: Krebs. Und jetzt saß ich da, nicht mehr auf meinem Himmelbett, nicht mehr umringt von Kuscheltieren. Sondern auf dem Boden der Tatsachen in meinem eigenen, persönlichen Worst-Case-Szenario. Eigentlich war alles, was jetzt noch blieb, Beten – oder?

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Gott, warum?

Ich konnte nicht gut beten in dieser Zeit. Ich habe zwar mit Gott geredet, aber um Heilung bitten fand ich so schwer. Mein kindliches Ich hatte zu viel Angst davor, am Ende dazustehen und zu denken, ich hätte nicht »gut genug« gebetet. In so einer Zeit den Rückhalt einer Gemeinde zu haben, war wertvoll und trotzdem wollte ich mich dem oft auch einfach entziehen. Wir waren auf einmal eine Familie im Schatten dieser Krankheit. Es ging um nichts anderes mehr. Aber natürlich waren da auch die Menschen, die uns nie allein gelassen haben und die so unfassbar viel für meine Mama gebetet haben. Ich bin froh, dass Gott die Gebete erhört hat, die ich nicht geschafft habe zu beten. Meine Mama darf leben und wir sind wahnsinnig dankbar darüber. Trotzdem ist sie nie ganz gesund geworden und kämpft jeden Tag gegen chronische Krankheiten, die ihr Leben massiv einschränken. Und ich erwische mich manchmal dabei zu fragen: Warum nicht einfach ganz? Warum hat Gott nicht richtig zugehört?

Nicht unsere Entscheidung

Ich musste lernen: Erhörte Gebete heißen nicht immer, dass genau das passiert, wofür man gebetet hat. Es gibt bei Gebeten kein richtig oder falsch, kein »je mehr, desto besser«, keine Bedienungsanleitung. Gebete haben Macht, ja, trotzdem entscheiden wir damit nicht darüber, was passieren wird. Gott hat das letzte Wort und ich glaube, dass er es gut in seinem Sinne macht – was nicht bedeutet, dass ich es immer gut finde. Für mich bleibt es schwer, das zu akzeptieren. Machtlos dabei zuzusehen, wie Gebete scheinbar im schwarzen Nichts verschwinden, wie Schicksalsschläge Menschen aus ihren Leben reißen. Es ist gut, dass wir nicht über Leben und Tod, über Heilung und Krankheit bestimmen können, und doch immer wieder unfassbar schwer, das so hinzunehmen.

Judith Hörster arbeitet als Redaktionsassistenz im SCM Bundes-Verlag


Ausgabe 6/23

Dieser Artikel ist in der Zeitschrift Teensmag erschienen. Teensmag wird vom SCM Bundes-Verlag herausgegeben, zu dem auch Jesus.de gehört.

7 Kommentare

  1. OHNMACHT!
    Einfach ohnmächtig der Situation gegenüberstehen!
    Ich denke das betrifft jede Form von Krankheit!
    Nicht nur „Krebs“….
    Die Frage ist tatsächlich, dass frage ich mich, wie gehen wir/ich mit dieser Ohnmacht um?
    Genau da, wo wir sind!
    Beten hilft, aber ich weiß auch, dass Gott nicht Alle Gebete erhört!
    Und es erscheint ungerecht und so „fraglich“.

    Gott hat viele meiner Gebete erhört, doch viele eben auch nicht…warum weiß ich nicht…und ich denke Jeder hat sein „Leid“ !
    Die Frage wäre…Gott wofür ist das gut, ich verstehe es nicht, erklär’s mir bitte, Vater?
    Ich sitze fest…auch in meinen Gedanken, sie kreisen und es geht mir nichtgut damit, komm hilf mir, lieber Papa Gott…gib mir Antworten…ich verstehe es nicht.
    Hol mich da raus-Jesus hilf mir!!!!
    Jesus hilf mir…JESUS!

    Jesus danke für meine Heilung, danke für meine Befreiung…danke JESUS!
    Danke ,dass du mein Leid kennst, du selbst bist ans Kreuz gegangen…FÜR MICH !
    Gott du kennst mich, du weißt wie es mir geht…nur DU, nur DU kennst mein Innerstes, mein Herz, meine Gedanken und Gefühle….und Jesus, du kennst den Schmerz, die Einsamkeit und das Gefühl sich verlassen zu fühlen, hilf mir bitte und bring mein Leben in Ordnung…wenn du, lieber Jesus…Arzt, Heiler und Therapeut mein Leben in der Hand hälst, beuge ich mich vor dir und geb dir Alles ,was ich habe.
    Mein Leben gehört dir, mach was du willst….ich bin DEIN erlöse mich -ich gehöre dir.
    Amen
    Wer weiß schon, wie Gottes Plan für uns ist?
    Und Krankheit kommt nicht von Gott!!!! Er möchte uns vielleicht in dieser Zeit etwas zeigen…näher zu ihm zu kommen…und ER zuuns.
    Es geht immer um die Gemeinschaft, die ER auch will!!!

    Was wäre wenn…Gott Gebete sofort erhört?
    So wie wir wollen?
    Wo wäre der Prozess…der Heilung?
    Das Vertrauen lernen in Gott???
    Er lässt uns Niemals alleine…
    UND JESUS ist ein Freund!
    Und will dies auch sein…
    Gottes Wille…nicht Meiner!

    In diesem Sinne habt einen gesegneten Sonntag(trotz aller Umständen)
    GOTT hat und ist in Kontrolle!
    Er schenkt uns das, was wir brauchen, nicht was wir wollen!

    Meike

  2. An meiner Krebsdiagnose war am schlimmsten, dass ich sie meinen Eltern mitteilen musste. Ich wusste, wie sehr ich selbst unter der Krebsdiagnose meiner Mutter gelitten hatte. Trotzdem wollte ich mir nicht die Frage stellen, warum ich, denn die Antwort ist immer, warum nicht ich. Warum sollte ich vom Leben verschont werden, wo so viel Leid darin enthalten ist, das nicht immer nur andere treffen kann. Also ließ ich mich auf die Krankheit und alles, was damit zusammenhängt ein. Meine Mutter hatte mir bereits gezeigt, wie das geht.

    Natürlich war sie bei ihrer Diagnose älter und hatte zwei erwachsene Kinder und einen verlässlichen Ehemann an der Seite, doch sie beide sind schon immer meine Vorbilder im Umgang mit dem Leben gewesen. Ich hatte zwei kleine Kinder, gerade 2 und 1 Jahr alt, als mich der Krebs erreichte. Unsere Baugenehmigung für ein Haus, dass wir glaubten, uns nie leisten zu können war durch und dann sowas. Ich war einfach nur verärgert und wusste, es würde nicht leicht werden andere von diesem Ärger zu überzeugen.

    Alles verlierf gut, wir bauten unser Haus, meine Kinder sind erwachsen und in Arbeit. Sie wohnen zwar noch zu Hause, doch das ist eine Sache der Zeit. Krankheit ist etwas, dass aus dem Lebenswandel resultiert, nicht nur dem eignenen, sondern dem einer ganzen Menschheit. Sie ist die Antwort auf unser aller Verhalten im Umgang mit den Lebensvorgaben. Gott hat damit nichts zu tun, doch er hilft dabei das Selbstverständliche anzunehmen und dadurch das Unbekannte nicht aus dem Blick zu verlieren. Wie wäre es, wäre kein Mensch mehr von Krankheit geplagt? Was würden wir tun, wüssten wir, es ist unser letzter Tag im Leben? Wen würden wir um Verzeihung bitten, wüssten wir, es ist die letzte Möglichkeit? All diese Fragen stehen plötzlich nicht mehr im Raum, sie treffen dich, direkt und ohne Vorwarnung und du erlebst dich selbst im Umgang damit, Tag für Tag, immer wieder aufs neue.

    Das verändert ein Leben, indem du es um deine Sorge entlastest und damit seine Identität immer besser zu verstehen lernst. Das Leben will nichts von dir oder mit dir tun, es ist einfach nur da, und diese Tatsache hilft beim Umgang mit einer tötlichen Krankheit sehr. Sie gibt dir Kraft, auch wenn du weist, auf was dich die Krankheit vorbereitet, sie nimmt dir nicht das Leben, das Leben wird durch sie nicht schwerer, es zeigt dir, woraus das Leid besteht.

    Viele Menschen, nahe Verwandte, gute Bekannte, Familie, Freunde und auch Außenstehende sind mir in dieser Zeit meiner Krankheit mit einem Mitgefühl begegnet, das ich mir für alle Menschen in Situationen wünsche, die das Leben für den Menschen schwer machen. Ihr Einsatz im Umgang mit meiner Krankheit, mit der ich offen und ehrlich umgegangen bin, sodass sie mich nicht mehr belasten konnte, als ich selbst ertragen kann, hat mich aufgebaut, motiviert am Leben zu bleiben. Meine Taufpatin und Tante hat immer, wenn sie beim Spazierengehen an einer Kapelle vorbeikam für mich gebetet und das Wichtige, sie hat es mir erzählt, was mir unglaublichen Trost gespendet hat.

    Wie wichtig muss ich dem Menschen sein, der für mich betet? Er übergibt mich und sich damit ganz bewusst einer Macht, die das Leben erhält, das ohne sie einfach nur um einen Menschen ärmer wäre.

    In diesem Sinn danke ich für Gott, ein Wort, das meinen Weg immer dann kreuzte, wenn ich dachte, es kann nicht schlimmer kommen und mir in den Zeiten Trost spendet, die ich ohne Hilfe von oben nicht überwinden könnte. Das Leben ist in seinen Händen am besten aufgehoben, denn ohne ihn wäre es an all den Geburten gescheitert, die vor mir ihre Liebsten verlassen mussten, damit sie ihnen auch nach mir wieder begegnen können. Auch das Leben selbst ist ein Kreislauf, an dem wir als Mensch nicht nur teilhaben, wir sind ein Teil von diesem Kreislauf, solange wir ihn nicht selbst bestimmen wollen. Wenn wir Glück haben, dann können wir ihm vielleicht mehr abgewinnen, als das Heute, doch vom Morgen bleibt immer nur das in Erinnerung, was der Morgen Gott verdankt, und das ist seine Gegenwart und ihr Begriff dafür

    Ich glaube nicht an Jesus, ich bin Mutter, wie sollte ich das können, doch ich bin von Gott überzeugt, und das inkludiert Jesus, denn ohne seinen Vater bliebe auch das Leben der Mutter sinnlos und leer, einsam und verlassen, einfach nur traurig. Wir wissen nichts vom Leben und doch tun wir so als könnten wir es beherrschen. Es wäre einfach nur schön, würde sich der Mensch seiner selbst so sicher werden, dass er dem Leben nicht seine eigene Kompetenz abspricht und es damit auf seine Vorfahren reduziert, statt an Gott zu erheben, was es für die Menschheit heute bedeuten könnte. Gott gibt keine Sicherheit, doch er hinterlässt uns die Gewissheit, dass alles gut werden kann., sofern auch der Mensch das wirklich will

    • Liebe Roswitha Steffens,
      Danke für deine tiefen Worte, den Einblick in dein Leben.
      Und danke für deine Gedanken und Gefühle…danke für Alles ,was du geteilt hast mit mir/uns.
      Danke!

      Du weißt ja, dass ich an Jesus glaube.
      Er ist für mich die Liebe in Person.
      Und mein aller, aller bester Freund.
      Ich liebe ihn.

      Ich habe auch meine Geschichte und mein Leid, wie jeder hier.
      Und doch hat mich Gottes Liebe und meine Freundschaft und tiefe Verbindung zu Jesus und dem heiligen Geist hindurchgetragen!

      Ich hatte und habe auch Schwierigkeiten…die hat Jeder.
      Nicht Jeder zeigt das offen….
      Und mich haben Freunde und Geschwister verlassen….doch mein JESUS war mir immer treu.
      In Allem…auch wenn es nicht nach meinem „Kopf“ ging.

      Ich hoffe das Jesus dir begegnet….tief in deinem Herzen und deiner Seele!
      Dann weißt du , dass er lebt!
      Und für dich sein Leben gab, damit Du die Möglichkeit hast, wirkliche Freiheit auch im Geist und seine Liebe und Treue zu erfahren….auch in Krankheit und Leid.

      Ich würde dir so gerne mehr von meinem Jesus erzählen….
      Dann lernst du ihn kennenund erlebst ihn auch.
      Er liebt dich!
      So sehr!

      Ich bete für dich, liebe Roswitha Steffens.

      Lieber Jesus, danke für die liebe Roswitha und das du sie bis hierher durchgetragen hast.
      Ich weiß, sie kann dich nichtehelichen oderfühlen…sie weiß nicht, dass du da bist!
      Mich macht das traurig, ich kann es aber auch verstehen.
      Bitte mein liebster, allerliebster Jesus…bitte zeige der Roswitha doch, dass es dich gibt!
      Du da bist und ihr begenen möchtest!
      Bitte hilf ihr…und schenke ihr die Begegnung mit dir!
      Lieber Jesus, zeig ihr, dass du lebst!
      Wie auch immer du das machst, ich danke dir mein Jesus, dass du dieses Gebet erhört hast.
      In deinem wunderbaren heiligen Namen
      Amen

      Sei gesegnet, liebe Roswitha Steffens.
      Du bist so geliebt und gewollt!

  3. Das Gute hat einen Wert an sich

    Dass wir (auch früher als erwartet) sterben können, oder schlimme Unfälle passieren, Verbrechen, Morde oder gar Krieg – dass wir n i c h t in einer heilen Welt leben, muss man dabei konstatieren. Es geht ja nicht nur darum, warum Gott nicht jedes Gebet erhört, warum er nicht immer hilft und weshalb ausgerechnet (nach dem Gefühl) oft sehr liebe Menschen das Schlimme wie Strafe erleben. In erster Linie geht es – bei einer dann ganz grundsätzlichen Betrachtung, nur darum, warum die Welt so ist wie sie ist. Und anders herum formuliert: Warum blieben wir nicht im Paradies, warum kommt dieses Paradies und die dann heile Welt erst mit dem versprochenen „Neuen Himmel und der Neuen Erde“? Also warum wird nach Offenbarung 21 Gott die Menschen erst dann in seiner neuen Welt trösten, weil sie so viel schlimmes erlebt haben ? Noch grundsätzlicher haben aber Philosophen gefragt, warum überhaupt alles existiert und warum nicht das Nichts ist. Banal einfache und nicht wirklich erklärende Antwort: Weil die Existenz von allem wertvoller ist als das Nichts. Aber eines ist sicher: Dass dieses riesige Universum existiert und wir als unendlich kleine Wesen in seiner Unendlichkeit, ist so gewollt. Die ganze Geschichte des Lebens geht unaufhörlich auf den Omegapunkt zu. Wo sich der Vorhang öffnet, das Theaterstück des Lebens endet und der Drehbruchschreiber und Autor des Lebens allen Wesen erklärt, warum alles so ist wie es ist.

    Ein Teil unseres Ungemaches ist , weil wir es selbst gewissermaßen erzeugen, lässt sich somit gut erklären. Wir haben einen freien Willen, können das Böse und Destruktive tun und Gott schlägt dem Soldaten nicht die Waffe aus der Hand, jagt schuldige Politiker dafür nicht in die Wüste und selbst Kain ist er nicht in den Arm gefallen, als der seinen Bruder Abel erschlug. Dies ist dann im Endeffekt und wenn es ganz böse kommt, die Hölle auf Erden, die wir selbst in Gang halten. Aber die Hölle, unser manchmal irdisches Jammertal, hat bereits seit Jesu Tod Insolvenz beantragt.

    Die Bibel erklärt es, aber widerum auch nicht, warum wir aus dem Paradies geworfen wurden. Vielleicht – und davon bin ich aber auch überzeugt – werden wir die ganze Wahrheit erst im Ewigen Leben erfahren. Möglicherweise dient unser Leben hier auf Erden, uns allen gewissermaßen wie ein Umsteigebahnhof, aber auch dazu etwas zu lernen. Wie sagt uns da Jesus, der den ganzen Glauben in einem einzigen Satz zusammenfasst und damit umschreibt wie wir sein dürfen: „Du sollst Gott lieben, deinen Nächsten und dich selbst“! Es scheint wichtig zu sein auf Erden Liebe zu lernen. Jesus beantwortet die Frage, warum es Menschen mit schlimmen Krankheiten gibt, daher ähnlich: „Damit ihr ihnen helft“ (sinngemäße Aussage). Krankheit oder Behinderung ist nicht die Folge von Fehlern und keine Bestrafung, auch nicht der Krebs. Daher gibt es Diakonie und Caritas. Wir müssen Liebe lernen und alles was damit zusammenhängt. Und daraus folgt: Achtsamkeit, Gerechtigkeit, Geduld, Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft. Denn darum erzählt Jesus Gleichnisse: Etwa vom Barmherzigen Samariter. Das gute und das Richtige zu tun hat daher immer einen Wert an sich.

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