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Sankt Martin: „Kein christlicher Traditionsbruch“

Der Bielefelder Pfarrer Armin Piepenbrink-Rademacher bekommt Morddrohungen, weil er einen Martinsumzug unter der Bezeichnung "Laternenumzug" veranstaltet. Schuld daran ist auch eine Online-Kampagne.

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Jährlich besuchen rund 700 Kinder den Laternenumzug der Nicolaikirche in Bielefeld mit ihren Eltern. Seit 14 Jahren ist es dabei üblich, dass die evangelische Kirche in Absprache mit der katholischen Nachbargemeinde auf einen als St. Martin verkleideten Reiter verzichtet, um nicht als Konkurrenzveranstaltung zum wenige Tage später stattfindenden Martinsumzug der Katholiken wahrgenommen zu werden. Das erklärt die Vorsitzende des Presbyteriums, Ariane Schlüter, in einer von der Tageszeitung Die Welt aufgegriffenen Klarstellung. Sie reagiert damit auf eine Lawine der Empörung, die von der Neuen Westfälischen Zeitung mit dem Artikel "Lichterfest statt St.-Martinsumzug" losgetreten worden war. Der Zeitungsbericht stellte den Sachverhalt so dar, dass die Kirchengemeinde bewusst christliche Traditionen aufgebe.

Pfarrer bedauert Säkularisierung

Der Artikel wurde gemeinsam mit den Kontaktdaten des Pfarrers auf einer rechten Internetplattform wiedergegeben. Piepenbrink-Rademacher wurde daraufhin als "Verräter", "Multi-Kulti-Pfaffe" und "Totengräber der Christenheit" diffamiert. Ein Leser des Internetportals forderte, den Pfarrer zur Rechenschaft zu ziehen. Ein weiterer Vorwurf gegen den Laternenumzug lautete, im Gottesdienst die Figur des St. Martin durch den "kleinen Ritter Trenk" ersetzt zu haben. "Ritter Trenk" sei in der Zusammenarbeit mit einem Theater entstanden, aber kein Versuch gewesen, St. Martin mit einer modernen Comicfigur zu verdrängen. Piepenbrink-Rademacher hat aus der Empörung über die vermeintliche Abschaffung einer christlichen Tradition seine eigenen Schlüsse gezogen. So sei ihm eine weit verbreitete Angst vor einem radikalen Islam bewusst geworden, wie auch das Fehlen eines differenzierten Dialoges. Der Theologe bedauert die Säkularisierung christlicher Feste und plädiert "für Offenheit, ohne beliebig zu sein, für ein gesundes Selbstbewusstsein, in dem sich alle Seiten angstfrei begegnen können, ohne sich auszugrenzen". Den Teilnehmern seines Laternenumzugs habe er später in der evangelischen Kirche auch von St. Martin erzählt.

2013: "Sonne-Mond-und-Sterne-Fest" wegen Muslimen

Im vergangenen Jahr kam es bereits zu Kontroversen um den St.-Martins-Tag. In Nordrhein-Westfalen hatte die Partei Die Linke vorgeschlagen, den St.-Martins-Umzug zu säkularisieren, um so auf den hohen Anteil von Kindern mit muslimischem Hintergrund Rücksicht zu nehmen. Eine hessische Kindertagesstätte hatte genau dies getan und ihren Umzug "Sonne-Mond-und-Sterne-Fest" genannt. Dies sei "politisch korrekter", erklärte damals der Sprecher der Stadt.

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Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman A. Mazyek, betonte damals, dass er selbst als Kind immer gerne an den Martinszügen teilgenommen habe. Das Verhalten des Heiligen sei auch für Muslime vorbildlich.

Immer wieder sorgen die Bezeichnungen christlicher Festtage für Diskussionen. In Berlin-Kreuzberg findet im Dezember ein "Wintermarkt" statt, auf dem es zwar Glühwein und Lebkuchen, aber keine Weihnachtsmusik gibt. Und auch die Deutsche Telekom lud ihre Mitarbeiter 2013 nicht mehr zur Weihnachtsfeier, sondern zum "Winterfest" ein.

(Quelle: Christliches Medienmagazin Pro)

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