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„Abscheuliches Verbrechen“: Bischof Zollitsch entschuldigt sich bei Missbrauchsopfern

Nach den jüngst bekannt gewordenen Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche hat sich der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, bei den Opfern entschuldigt.

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«Sexueller Missbrauch an Minderjährigen ist immer ein abscheuliches Verbrechen», sagte der Freiburger Erzbischof am Montag vor der Eröffnung der Frühjahrs-Vollversammlung der Bischofskonferenz in Freiburg. Er gehe davon aus, dass die Bischöfe zum Abschluss des Treffens am Donnerstag eine Erklärung abgeben werden. Kirchenreformer verlangten derweil eine Reform der Priesterausbildung.

 Er sei «zutiefst erschüttert», sagte Zollitsch und sprach von einer schweren Sünde der Täter. Im Raum der Kirche wiege der Missbrauch besonders schwer, «weil es ein besonderes Vertrauen von Kindern und Jugendlichen in den Priester gibt». Sowohl lange zurückliegende als auch alle neueren Fälle sexuellen Missbrauchs an Minderjährigen müssten aufgeklärt werden. Staatliche Behörden sollten «so schnell wie möglich eingeschaltet werden und Staatsanwaltschaften alle möglichen Einblicke bekommen». Der Erzbischof kündigte an, er werde das Thema Missbrauch während seines Besuchs bei Papst Benedikt XVI. im März ansprechen.

 Mindestens 115 Kinder und Jugendliche sollen an Schulen des Jesuitenordens in Deutschland seit den 50er Jahren missbraucht worden sein. Die sexuellen Übergriffe seien nicht nur vereinzelt, sondern systematisch begangen worden, hatte die Missbrauchsbeauftragte des Jesuitenordens, Ursula Raue, in der vergangenen Woche erklärt.

 Zollitsch erklärte, die im Jahr 2002 verfassten Leitlinien der Bischofskonferenz zum Schutz vor sexuellen Übergriffen hätten sich bewährt. Gleichwohl sollten die Leitlinien überprüft und möglicherweise geändert werden. Priester sowie alle pädagogischen Mitarbeiter müssten künftig «menschlich und auch in sexueller Hinsicht über die Eignung und nötige Reife für ihr Amt» verfügen.

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Vor dem Auftaktgottesdienst der Vollversammlung am Abend wollte die Laienbewegung «Wir sind Kirche» in Freiburg für eine Neuausrichtung der Priesterausbildung demonstrieren. Sprecher Christian Weisner sagte im Deutschlandfunk: «Wir sind in der katholischen Kirche viel zu sehr mit Tabus behaftet.» Das verhindere, dass sich junge Menschen in der Ausbildung zum Priester ihrer eigenen Sexualität bewusst werden.

 Der Kirchenkritiker Eugen Drewermann sagte im Deutschlandradio Kultur, zwar habe die Kirche begriffen, dass sie Verantwortung trage. Doch mit dem neuen Null-Toleranz-Konzept, bei dem man die Täter an die Öffentlichkeit ausliefere, gebe man sich unberührt von dem, woran man selbst beteiligt ist. Ein Hauptproblem sei der Zölibat. Jeder wisse, dass die sexuelle Enthaltsamkeit nur unter enormen Konflikten einzuhalten sei.

 Aus Sicht von Bernd Hans Göhrig, Bundesgeschäftsführer des ökumenischen Netzwerkes «Kirche von unten», haben die deutschen Bischöfe bei der Aufklärung der Vorwürfe versagt. Der Opferschutz müsse im Mittelpunkt stehen: «Es braucht unabhängige Ombudsstellen, es braucht Notruftelefone, zum Beispiel für Ministranten, es braucht eine Revision in der Priesterausbildung», sagte Göhrig im ZDF-«Morgenmagazin». Außerdem sollten die Bischöfe aus seiner Sicht in dieser Woche in Freiburg auch über eine Entschädigung für die Betroffenen beraten.

 Bei der bis Donnerstag tagenden Vollversammlung diskutieren 67 Bischöfe auch über den Bundeswehr-Einsatz in Afghanistan, Fragen der Berufungspastoral, die Haiti-Hilfe sowie über den demografischen Wandel. Außerdem sollen die Ergebnisse und Perspektiven des vor zehn Jahren angestoßenen Schwerpunkts «Zeit zur Aussaat. Missionarisch Kirche sein» diskutiert werden.

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