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Ärztliche Sterbehilfe: Mehrere US-Staaten erwägen Legalisierung

Der ärztlich assistierte Suizid sorgt nicht nur in Europa für Kontroversen zwischen Kirchen, Ethikern, Ärzten und Gesetzgebern. Auch in den USA streiten Interessensverbände über ein durch Medikamente herbeigeführtes Lebensende.

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Der angekündigte Suizid der 29-jährigen Brittany Maynard hat in den USA offenbar eine breite Reflexion über das Lebensende angeregt. Selbst junge Menschen machten sich Gedanken über ihr Sterben, sagte der Medizinethiker Arthur Caplan. An der New York Universität arbeitet er seit Jahren zum Thema Sterbehilfe. Im vergangenen Herbst ging Maynard, die an einem unheilbaren Gehirntumor litt, mit Internet-Videos an die Öffentlichkeit. Das habe viele Menschen bewegt, so Caplan. Am 1. November nahm die junge Frau sich das Leben.

Legalisierung ärztlicher Sterbehilfe beschäftigt die US-amerikanische Gesellschaft und Politik. Nach Angaben der Sterbehilfeorganisation "Compassion and Choices" (Mitgefühl und Wahlfreiheit) erwägen Parlamente in mehr als einem Dutzend Bundesstaaten die Legalisierung – darunter New York, Connecticut und Kalifornien. Es zeige sich eine langsame gesellschaftliche Hinwendung zu einem Ja, sagte der Medizinethiker Arthur Caplan von der New York Universität.

Nun richtet er den Blick auf die Sterbehilfedebatte in Kalifornien, dem bevölkerungsreichsten und oft wegweisenden US-Bundesstaat. Ende März stimmte der Gesundheitsausschuss des kalifornischen Senats für einen Gesetzentwurf. Zuvor sahen die Politiker ein mehrere Wochen vor Maynards Tod aufgenommenes Video an, in dem die sterbenskranke Frau ein Gesetz für "Sterben mit Würde" auch in Kalifornien fordert. Eine endgültige Entscheidung wird binnen mehrerer Monate erwartet.

Derzeit ist Sterbehilfe in fünf Bundesstaaten erlaubt – Oregon, Washington, Vermont, New Mexico und Montana. Die neuen Initiativen orientieren sich an dem Gesetz von Oregon. Nach dieser Regelung von 1997 dürfen Ärzte Menschen mit einer Lebenserwartung von maximal sechs Monaten todbringende Mittel verschreiben. Patienten müssen den Sterbewunsch zweimal im Abstand von 15 Tagen äußern. Zudem müssen zwei Ärzte bescheinigen, dass der Patient handlungsfähig ist.

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Wortführer gegen Sterbehilfe sind vielerorts katholische Kirchenvertreter. "Hilfe zum Selbstmord hätte zahlreiche negative Auswirkungen auf verwundbare Menschen", warnte die katholische Bischofskonferenz von Kalifornien. Das Konzept des ärztlichen Beihilfe zur Selbsttötung sei ein schwerwiegender Verstoß gegen die Lehre der Kirche, protestierte der Leiter der "Konferenz für katholische Anliegen" in Connecticut. Mitte April steht im Regionalparlament von Connecticut eine Abstimmung im Justizausschuss an. Bei einer Umfrage sprachen sich zwei Drittel der Einwohner des Bundesstaates dafür aus, ärztlich assistierten Suizid zu erlauben.

Kritik gibt es ebenfalls aus Behindertenorganisationen. Gesetzentwürfe und bestehende Regelungen "tun viel zu wenig, um Patienten vor Missbrauch zu schützen", kritisierte Diane Coleman von dem Verband "Not Dead Yet". Sie befürchte, alte und behinderte Menschen gerieten unter Druck, "Schluss zu machen, um andere nicht zu belasten", sagte Coleman. In den Staaten mit legalisierter Sterbehilfe könnten Angehörige oder Pflegende den Patienten zum Verschreiben der Medikamente zum Arzt bringen, die Mittel in der Apotheke abholen und nach Hause bringen. "Dort wird ohnehin nichts mehr kontrolliert", sagte Coleman.

Seit Inkrafttreten des Gesetzes in Oregon 1997 haben laut Gesundheitsministerium 859 Menschen ihr Leben mit den verschriebenen Mitteln beendet. Ärzte hätten 1.327 Rezepte ausgestellt. Von 2008 bis 2013 hätten rund 92 Prozent der sterbewilligen Patienten den "Verlust ihrer Autonomie" gefürchtet. 40 Prozent sorgten sich um die Belastung für Familie und Freunde. 24 Prozent nannten Angst vor großen Schmerzen als Motiv. Fast alle Patienten seien zu Hause verschieden, und 90 Prozent seien von einem Hospizprogramm betreut worden.

"Pro Life"-Koordinatorin Vicki Evans von der Erzdiözese San Francisco ist überzeugt, dass sich etliche der geplanten Gesetze zur Legalisierung der Sterbehilfe verhindern lassen. Coleman von "Not Dead Yet" erklärte, es habe sich in der Vergangenheit oftmals gezeigt, dass Gesetze letztendlich im langwierigen politischen Prozess scheiterten.

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Medizinethiker Caplan war beim Thema Sterbehilfe früher skeptischer. Doch die Erfahrungen von Oregon zeigten, dass eine klare Regelung "funktionieren" kann. Bei einer Online-Befragung des Fachdienstes "medscape.com" Ende 2014 hätten sich 54 Prozent der 17.000 befragten US-Ärzte für legale Sterbehilfe ausgesprochen. Im Jahr 2010 seien 46 Prozent dafür gewesen.

In Kanada hat das Oberste Gericht im Februar das Verbot der ärztlichen Sterbehilfe für unheilbar Kranke aufgehoben. Es verstoße gegen die Verfassung. Das Urteil wird 2016 wirksam.
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Im Deutschen Bundestag wurde das Thema im November 2014 emotional diskutiert. Ein Gesetz soll Ende 2015 auf den Weg gebracht werden.

(Quelle: epd)

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