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Dynamit für Alltagsboxen

Wir müssen unser Gegenüber in „Boxen“ packen, um die Person einzuordnen und eine Haltung zu ihr zu finden. Was heißt das für unsere Beziehung zu einrem grenzenlosen Gott?

Welche Eigenschaften würdest du einem Polizisten zuschreiben? Wie ist jemand, der eine Uniform trägt? Ohne jemanden persönlich zu kennen, können wir ziemlich umfassende Vermutungen darüber äußern, was er wohl in seiner Freizeit macht, wo er sein Geld anlegt und wie er mit seiner Mutter umgeht. In der Psychologie bezeichnet man dieses Phänomen als Attribution. Wir schließen aus der gesellschaftlichen Position, der Kleidung oder Körperhaltung des Gegenübers, was er für ein Mensch ist, welchen Charakter er hat.

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DEIN UMFELD PRÄGT DICH

Je nachdem unter welchen kulturellen und politischen Umständen du aufgewachsen bist, welche Erfahrungen du gemacht hast, in welcher Situation du steckst, wirst du die Frage nach dem Polizisten anders beantworten. Vielleicht hegst du generelles Misstrauen gegen Staatsbedienstete, weil du Kind von DDR-Veteranen bist. Vielleicht hast du einige Anarcho-Freunde und deshalb steht eh für dich fest, dass alle Cops Bastarde sind. Oder du bist die Frau eines Beamten und verteidigst deshalb pauschal alle Uniformierten. Wir können gar nicht anders, als in Boxen zu denken. Es würde uns total viel Kraft und Zeit kosten, jedes Mal detailliert herauszufinden, wie jemand ist. Wir verhalten uns zu anderen Personen entsprechend unserer Vermutungen. Wir haben Annahmen darüber, wie der andere reagiert, wenn wir dieses und jenes tun. Das ist ganz normal, das schont unsere Ressourcen. Wie oft machen wir jedoch die Erfahrung, dass sich ein langjähriger Freund auf einmal ganz anders verhält, als wir gedacht hätten. Wie oft werden wir überrascht davon, dass die Freundin seit Kindertagen beruflich und privat ganz andere Wege geht, als wir vermutet hätten. Das zeugt nicht unbedingt von schlechter Menschenkenntnis und Unaufmerksamkeit, sondern eher davon, dass wir von uns auf andere schließen.

DEN RAHMEN SPRENGEN LASSEN

Wir schließen auch von unseren Erfahrungen auf Gott. Wir sagen, er ist Richter, aber kennen nur menschliche Richter. Wir sagen er ist der Retter, aber kennen so etwas nur aus MARVEL-Filmen. Wir sagen, er ist der Hirte, haben aber noch nie einen getroffen. Wir sagen er ist der liebende Vater, der Freund, und ziehen Vergleiche zu den Menschen, mit denen wir so verbunden sind.

Wir können gar nicht anders, als Gott in Boxen zu packen, schließlich ist unser Hirn nur eine kleine Box im Vergleich zur grenzenlosen Unendlichkeit von Gottes Wesen.

Wenn wir schon wilde Attributionen über Menschen anstellen, weil wir sonst nicht alltagsfähig sind, wie viel mehr dann über Gott? Er ist nicht verfügbar, nicht berechenbar. Aber gerade das macht mich neugierig auf ihn. Immer wenn ich denke, ich habe ein Stück mehr verstanden, wie er ist, überrascht er mich wieder, zeigt mir eine völlig neue Facette von sich. Korrigiert meinen Scheuklappenblick, sprengt meinen Rahmen. Selbst scheinbar simple Wahrheiten, wie die Liebe Gottes, werden immer schillernder, lebendiger und unbegreiflicher, wenn man wagt, genauer hinzuschauen, hinzuhören, hinzufühlen. Ich will bereit sein, meine festgefahrenen Gottesattributionen immer wieder freisprengen zu lassen, und mich beständig neu auf die Suche nach seinem Wesen machen. Und oftmals braucht es dafür gar nicht viel: Ein Bibelvers, ein Lied, eine Alltagsbegegnung, ein Spaziergang in der Natur können zum Dynamit für unsere Gottesboxen werden.

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Kristin Gaudl studiert Psychologie. Ihr ist bewusst, dass ihre Gedanken zu dem Thema auch nur die Größe einer Box haben.

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