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Altbischof Kähler: „Psalm 23 wird gewiss nicht geändert“

Bei der aktuellen Überarbeitung der Lutherbibel soll laut Altbischof Christoph Kähler deren vertrauter Klang erhalten bleiben. Besonders bekannte Bibeltexte würden bei der "Durchsicht" möglichst schonend behandelt, sagte der Theologe.

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"Psalm 23 wird zum Beispiel gewiss nicht geändert." Eine Anpassung der Lutherbibel an die moderne Sprache sei nicht das Ziel. Kähler leitet das Wissenschaftler-Gremium, das mit der Überarbeitung befasst ist. Auf einer Konferenz in Rostock werden ab Donnerstag erste Ergebnisse vorgestellt. Die überarbeitete Lutherbibel soll vor dem Reformationsjubiläum 2017 vorliegen.

Der Rat der EKD hat vor drei Jahren eine gründliche Durchsicht der Lutherbibel beschlossen. Sie leiten das Wissenschaftler-Gremium, das über Vorschläge zur Überarbeitung berät. Wie ist der aktuelle Stand der Durchsicht? Kann das Projekt rechtzeitig vor dem Reformationsjubiläum 2017 abgeschlossen werden?

Christoph Kähler: Unsere Aufgabenstellung hat das sachlich und zeitlich anspruchsvolle Ziel, die geltende Ausgabe der Lutherbibel von 1984 zum Reformationsjubiläum zu ersetzen. Wichtig bleibt, dass die evangelischen Gemeindeglieder ihre Lutherbibel wiedererkennen. Das verlangt von allen Beteiligten sehr viel an Arbeit und Verständigung, um dies bis zum Termin 2017 zu erreichen. Das Projekt kann bereits substantielle Ergebnisse vorweisen.

Was muss man sich unter einer Durchsicht vorstellen? Können Sie uns einige prägnante Beispiele nennen, an welchen Bibelstellen Änderungsbedarf besteht und warum?

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Diese Durchsicht hat wie frühere Überarbeitungen das Ziel, die Zuverlässigkeit der Übersetzung biblischer Texte zu erhöhen. Anders als bisherige Revisionen soll die Lutherbibel sich jetzt aber nicht einem modernen, zeitbedingten Deutsch annähern. Es gilt für uns etwa der 1984 erreichte Sprachstand. Wir fragen uns: Ist der Text einem interessierten Leser verständlich? Aber nicht: Sprechen wir alle heute so?
 Ein Beispiel für die Orientierung am Urtext findet sich am Anfang von Psalm 42. Dort heißt es zurzeit: "Wie der Hirsch lechzt nach frischem Wasser, so schreit meine Seele, Gott, zu dir." Aber eigentlich ist das Tätigkeitswort im Hebräischen jeweils dasselbe. Darum hatte schon Luther – mit seinen Mitarbeitern – korrekter übersetzt: "Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser, so schreit meine Seele, Gott, zu dir." Die neue Ausgabe der Lutherbibel wird zu dem ursprünglichen Luthertext mit seiner elementaren Sprache zurückkehren, wie ihn die Kirchenchöre in der Vertonung von Mendelssohn kennen.

 In den Apokryphen des Alten Testaments von Buch Judith bis zum Gebet Manasses sind oft ganze Textteile aus den ältesten Handschriften bisher nicht übersetzt worden. Das werden wir so ändern, dass die Lutherübersetzung in diesen Schriften wieder mit den wissenschaftlichen Ausgaben und den Übersetzungen anderer Konfessionen Schritt hält. Oder: Wie muss man übersetzen, wenn Frauen und Männer gemeint sind, etwa in der Anrede an eine ganze Gemeinde? Im Deutschen schließt das Wort "Brüder" nicht mehr die Bedeutung "Schwestern" mit ein. Wir werden wie die Neue Zürcher Bibel und die katholische Revidierte Einheitsübersetzung solche Anreden in die Form "Brüder und Schwestern" bringen.

Die bislang letzte vollständige Überarbeitung der Lutherbibel datiert aus dem Jahr 1984. Müssen Forschungsergebnisse zu den biblischen Schriften aus den zurückliegenden drei Jahrzehnten bei der Durchsicht berücksichtigt werden?

Selbstverständlich. Weil wir für unsere Entscheidungen vom gegenwärtigen Stand der Forschung ausgehen, haben wir etwa 50 Professoren aus den Theologischen Fakultäten um ihre ehrenamtliche Beteiligung gebeten. Ihre Vorschläge werden in einem zweistufigen Verfahren geprüft und vereinheitlicht. Besonders bekannte Texte sollen möglichst schonend behandelt werden. Psalm 23 wird zum Beispiel gewiss nicht geändert. Grundsätzlich wollen und können wir also bei dem vertrauten Klang der Lutherbibel bleiben.

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(Quelle: epd)

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