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Altbischof Noack: Kirchen leiden bis heute unter Folgen der DDR-Ideologie

Die Auswirkungen der kirchenfeindlichen Ideologie in der DDR sind nach Ansicht des Magdeburger Altbischofs Axel Noack auch 25 Jahre nach der Wiedervereinigung in Ostdeutschland deutlich spürbar. Die Kirchen in der DDR hätten massenhaft Mitglieder vor allem durch deren Weggang in Richtung Westen verloren, so Noack. Zudem seien Kinder in der DDR nicht mehr getauft und zur Christenlehre geschickt worden, "weil die Eltern Nachteile befürchteten". Dies wirke bis heute fort.

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Wenn die Kinder nicht getauft wurden, dann kämen sie nun als erwachsene Eltern bei ihren eigenen Nachkommen erst gar nicht auf diese Idee, betonte der evangelische Theologe. Vor allem aber durch deren Wegzug sei die "bürgerliche Mitte" verschwunden. Insofern sei es der SED letztlich doch gelungen, das Bildungsbürgertum auszulöschen. "Diese Menschen fehlen uns, das kann nie wieder aufgeholt worden", sagte Noack. Schließlich sollte es für die SED ein Arbeiter- und Bauernstaat sein. So haben sich Noack zufolge die Kirchen im Osten "nicht gesundgeschrumpft, sondern krankgeschrumpft, weil die potenziellen Mitglieder nicht mehr da waren".

Zudem befürchteten Noack zufolge nach 1990 viele Menschen, nun zur Kirchensteuer herangezogen zu werden. So hätten rund um die Währungsunion allein in Ostberlin 70.000 Menschen ihren Austritt erklärt. Bei ihnen sei es nach dem Motto gegangen, "doch nicht das schöne Westgeld jetzt für die Kirchensteuer ausgeben". Darüber hinaus seien nach 1990 vor allem Menschen mit höherem Bildungsgrad in den Westen gezogen, darunter besonders viele junge Frauen.

Wie in der Gesellschaft insgesamt seien bei den Kirchen die mit der Wiedervereinigung verbundenen Hoffnungen auch von Fehleinschätzungen begleitet gewesen. Viele hätten gemeint, mit dem Wegfall der SED gebe es für die Kirchen einen Aufschwung. "Aber wir sind nicht besser, wir sind ganz klein geworden", sagte Noack. Letztlich sei die deutsche Wiedervereinigung "anders als gedacht, aber besser als befürchtet" vollzogen worden. Nicht vergessen werden dürfe der enorme Zeitdruck, der vor allem durch den Strom in den Westen ausgelöst worden sei. Dort habe man schon vor einer "Gefahr für den Wohlstand" gewarnt.

Noack war von 1997 bis Mitte 2009 Bischof der ehemaligen Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen. Er hatte wegen der in dem Jahr vollzogenen Fusion der Kirchenprovinz mit der Thüringer Landeskirche zur Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland formell seinen Rücktritt erklärt. Seit dem Ende seiner Amtszeit hat er einen Lehrauftrag für kirchliche Zeitgeschichte und regionale Kirchengeschichte an der Martin-Luther-Universität in Halle. 

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(Quelle: epd)

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