Bischöfin Ilse Junkermann rechnet nicht damit, dass sich der Trend zu mehr Frauen im Pfarramt fortsetzt.
Der Pfarrerberuf werde auch für Männer attraktiv bleiben, sagte Junkermann der «Frankfurter Allgemeine Zeitung» (Samstagsausgabe). Das Pfarramt biete gute Vereinbarkeit von Beruf und Familie und die Bezahlung müsse mit anderen Akademikern vergleichbar bleiben.
Die langjährige Personalchefin der Evangelischen Landeskirche in Württemberg steht seit 2009 als Landesbischöfin an der Spitze der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland. Ohne die Frauenordination (Zulassung von Frauen zum Pfarramt) hätte die evangelische Kirche einen erheblich Pfarrermangel und viel größere Gemeinden, sagte Junkermann. Die Pfarrer könnten dann ihre klassischen Aufgaben nicht mehr gerecht werden.
In Württemberg liegt der Frauenanteil im Pfarramt Junkermann zufolge in jüngeren Jahrgängen bei mehr als 30 Prozent, in älteren Jahrgängen dagegen unter zehn Prozent. Von den Studierenden der Theologie seien bundesweit 60 Prozent weiblich. Gleichwohl widersprach die Bischöfin der These von einer Feminisierung des Pfarramtes. Vielmehr werde der Pfarrerberuf von seiner männlichen Prägung befreit: «Er ist dadurch nicht feminisiert, sondern stark individualisiert worden.»
Die Herausforderung bestehe nicht in Feminisierung, sondern in Deprofessionalisierung, ergänzte die Landesbischöfin. Wie bei Lehrern und Ärzten schwinde auch in Pfarrer das Vertrauen, dass sie über solides Sachwissen verfügten und es in verlässliche Zusammenhänge einbrächten. Als Antwort darauf empfahl sie eine Stärkung des theologischen Selbstverständnisses der Pfarrerschaft.
(Quelle: epd)