Bedford-Strohm: Existenzrecht Israels ist Grundlage für Versöhnung im Nahen Osten

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Für einen Friedensprozess im Nahen Osten muss nach Auffassung des bayerischen Landesbischofs Heinrich Bedford-Strohm das Existenzrecht Israels die „absolute Grundlage“ sein.

Dem Evangelischen Pressedienst (epd) sagte der evangelische Theologe im Gespräch „Es kann nie eine Lösung geben, wenn die Menschen in Israel Angst haben müssen, dass die Vernichtungsdrohungen aus arabischen Ländern wahr gemacht werden“. Nur so könne Israels Bedürfnis, sich durch Militär und Kontrolle gegen Palästina abzusichern, überwunden werden. „Umgekehrt muss man sagen: Die Menschenrechte müssen für alle gelten.“ Der evangelische Landesbischof hatte in der vergangenen Woche das Heilige Land besucht.

Um einen Friedensprozess zwischen Israel und Palästina zu fördern, müssten sich die Kirchen mehr an der Versöhnungsarbeit beteiligen und Brücken zwischen den zwei Völkern bauen, mahnte Bedford-Strohm. „Da muss man nicht erst auf die Politik warten.“ Gewaltausbrüche, wie zuletzt der Gazakrieg im Sommer, brächten nichts – „das ist glasklar“. Der Bischof ermutigte die Kirchen, Begegnungen zwischen Israelis und Palästinensern zu fördern, denn die Lebenswelten der zwei Völker fielen extrem weit auseinander. Das habe er zum Beispiel im Gespräch mit Jugendlichen gemerkt: Dabei sei herausgekommen, dass viele junge Palästinenser noch nie mit jungen Israelis gesprochen hätten und umgekehrt.

Beeindruckend sei für ihn das Treffen mit den Eltern eines Mädchens gewesen, das an ihrem 15. Geburtstag in Tel Aviv bei einem palästinensischen Sprengstoffattentat ums Leben kam, sagte Bedford-Strohm. Der Vater, ein israelischer Reserveoffizier, habe ihm gesagt, dass er zwei Möglichkeiten gesehen habe, mit dem Tod seiner Tochter umzugehen: Entweder er gehe in die West Bank und räche sich oder er arbeite für den Frieden. Er habe sich für Letzteres entschieden, denn seine Tochter habe in ihrem Tagebuch ihre Vision vom Frieden geschildert.

Bedford-Strohm war am Sonntag von einer einwöchigen Reise ins Heilige Land zurückgekehrt. Er besuchte unter anderem die Grenze zum Gazastreifen und traf mit Psychologen im Traumazentrum im israelischen Sderot zusammen. Diese waren während des knapp sechswöchigen Krieges im Sommer unter heftigen Raketenbeschuss geraten. In Hebron unternahm Bedford-Strohm mit einem israelischen Ex-Soldaten der Initiative „Breaking the Silence“ („Das Schweigen brechen“) eine Fahrt zu brisanten Orten der Stadt.