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Bischof Ralf Meister: „Vermutlich hätte Jesus Kirchentage gehasst“

Eine steile These, noch dazu von einem Theologen. Landesbischof Ralf Meister (Hannover) stellte sie während seiner Bibelarbeit zur Speisung der 5.000 (Joh. 6, 1-15) im Mariendom auf und lieferte auch gleich die Begründung: „Es wären ihm einfach zu viele Menschen gewesen.“

Zu viele Menschen? Ein Problem für Jesus? „Bei der Erzählung von der Speisung der 5.000 haben wohl alle das Bild einer großen Menschenmenge vor uns“, so Meister. „Aber am Anfang und vor allem am Ende der Geschichte sucht Jesus die Einsamkeit.“ Jesus habe die Städte gemieden – mit Ausnahme von Jerusalem, für Kreuzigung und Auferstehung. „Jesus spricht selten zur Masse“, unterstrich der hannoveranische Bischof. „Hier in der Erzählung sind es zwei Jünger, mit denen er sich unterhält, nicht die Menschenmenge.“ Die prägenden Worte Jesu seien meistens Dialoge gewesen. „Mit dem Jüngling, dem Hauptmann, einer kranken Frau, einem Jünger, Gott oder dem Teufel.“

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„Nur die einfachen Leute zogen Jesus hinterher“

Den Kontakt mit vielen Menschen habe Jesus gemieden. „Und wenn wir uns fragen, nicht wo unser Glauben gestärkt oder in der Masse gefeiert, sondern wo wir ihn empfangen haben, dann sind das bei vielen Menschen doch Situationen der Intimität, der Einsamkeit gewesen, in denen Jesus uns angesprochen hat.“

Die Geschichte von der Speisung sei auch eine Milieustudie. „Nur die einfachen Leute zogen Jesus hinterher“, so Meister. „Das Volk, das, so heißt es später im Johannes-Evangelium, laut den Pharisäern nichts vom Gesetz weiß und dafür von ihnen verflucht wird. Die Oberen setzen die Maßstäbe.“ Und heute? Werde nicht manches Delikt der Armen schärfer verfolgt als die Steuerhinterziehungen der Millionäre, fragte der Landesbischof unter dem Beifall der Besucher. „Wankt hier nicht der Sozialmaßstab?“

Dann kam Meister zum Speisungswunder selbst, dem „Testfall Massen-Speisung“. Der bestehe nicht in der Brotvermehrung an sich, sondern in der Frage Jesu an seinen Jünger Pilippus: Wo können wir für alle diese Leute Brot kaufen? „Manche Fragen Jesu sind entlarvend: Philippus fängt an zu rechnen. Und das klappt nicht.“ Dann schwang Meister den Bogen in die Gegenwart: „Wie Pilippus scheinen wir heute alle Probleme als wirtschaftlich lösbare Probleme zu begreifen. Alles lösen wir mit Geld, das ich nicht in Frage stellen will. Aber ich will ihm die Dignität, die Würde, nehmen.“ Philippus habe die Prüfung Jesu nicht bestanden, denn, so Meister, die Frage nach der Sättigung der Menschen dürfe nicht mit der Frage nach dem Geld beginnen, sondern mit dem Glauben.

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In der biblischen Geschichte tritt bei Johannes in Kapitel sechs, Vers acht, dann ein Kind auf, „ahnungslos in Sachen Wirtschaft und Bilanzen“, und bringt Brot und Fische. „So naiv können nur Kinder sein. Sie widersetzen sich der Logik des Marktes. Sie sind Sinnbild unserer Hoffnung, das Sinnbild der Hoffnung Gottes in unsere Welt.“ Und dann die Austeilung. „Jesus dankte und gab – und es passiert nichts. Keine Schilderung, dass sich das Brot vermehrt. Was da ist, muss reichen. Die Ressourcen sind endlich“, so Meisdter. „Ich sehe uns in der Nähe der ängstlichen Jünger, die ihre Kosten-Nutzen-Rechnung machen. Wo teilen wir? Erst wenn in Deutschland die letzte Tafel überflüssig geworden ist, dann können wir feiern.“

Man könne Jesu Taten als Wunder bezeichnen. Es gäbe keinen Grund, daran zu zweifeln. „Aber man muss auch den Symbolgehalt begreifen“, betonte Meister. „Demonstrationswunder sind Jesus fern. Er sieht die Not, dann hilft er. Wunder verkündigen die Herrschaft Gottes.“

 

Quellejesus.de

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