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„Butterbrot für die Seele“: Autobahnkirche in Exter ist Zufluchtsort für Reisende

Es wird Nacht auf der A2, irgendwo zwischen Bielefeld und Hannover. Eine Schlange aus roten Rücklichtern bahnt sich den Weg durch das hügelige Ostwestfalen. Wer jetzt noch unterwegs ist, möchte ankommen – und zwar schnell.

Vielleicht bleiben noch fünf Minuten für einen Kaffee und einmal Auftanken. Kurz vor der Abfahrt Exter reflektiert ein kleines Schild das andauernde Scheinwerferlicht: „Evangelische Autobahnkirche Exter“. Wer dem Pfeil folgt, verlässt den Strom der Autobahn und steht in einer Minute mitten auf einem verlassenen Dorfplatz. Aus der Ferne dringt noch der unablässige Lärm der Autobahn, doch er ist zum Hintergrundrauschen geworden. Im Vordergrund singt eine Nachtigall, versteckt in einer Baumkrone. Es riecht nach Frieden und Kuhmist. Entschleunigung von 100 auf null.

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 Auf einem Hügel steht die kleine, weißgekalkte Dorfkirche. Vier Neonstrahler beleuchten jeden Winkel ihrer steifen Schlichtheit. Sie wirkt wie eine schüchterne Braut, die unfreiwillig ins Rampenlicht gezerrt wurde. Im Kontrast zu dem kalten Weiß der Außenbeleuchtung, dringt durch die gelben und roten Glasfenster ein warmes, einladendes Licht. Die Tür ist von 8 bis 20 Uhr geöffnet, für Fremde, Reisende, Dorfbewohner.

 Die äußere Einfachheit zieht sich auch durch die Inneneinrichtung des Gotteshauses. Auf dem Altar stehen ein einfaches Holzkreuz und zwei Kerzen. Dahinter die nackte Wand. Doch wer die Kirche betritt, sieht nicht zuerst den Altar, sondern den Schriftzug über dem Altarbogen. „Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken“, der Spruch aus Matthäus 11 wirkt wie eine Zapfsäule für Suchende. Er lädt die Reisenden ein, sich auf die Holzbänke fallen zu lassen und einen Moment Stille, Gott und Kraft zu tanken.

400 Kerzen werden in der Autobahnkirche Exter jeden Monat angezündet. 400 Kerzen – das sind 400 Geschichten, die teilweise in dem dicken Anliegenbuch im Eingangsbereich niedergeschrieben werden. Manche beten, manche danken. Einer hat vor kurzem seine Frau verloren und hadert mit seinem Schicksal. Ein anderer ist aufgewühlt, weil er grade eine brenzlige Situation auf der Autobahn erlebt hat. Eine Frau ist Pendler und kommt fast jeden Tag hierher, weil sie nach einem Besuch konzentrierter fahren kann. Die Auslöser, die Menschen bewegt haben, diese Kirche zu betreten sind sehr unterschiedlich. Doch beim Durchblättern sticht ein Wort immer wieder heraus: Zufluchtsort.

Ja, der Mensch braucht eine Zufluchtsort, egal, ob er vor dem Stress, Zeitnot oder der Familie flieht. Autobahnkirchen bieten ein diskretes Refugium, ohne neugierige Blicke, feste Gottesdienstzeiten, oder den Zwang die richtige Liturgie einzuhalten. Man muss nicht mal an Gott glauben, um sich hier geborgen zu fühlen.

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Die Kirche in Exter ist eine von 40 Autobahnkirchen deutschlandweit. Und es lohnt sich mal die Ausfahrt zu nehmen und der Seele ein Butterbrot zu gönnen.

QuelleJesus.de

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