Die Verbindung zwischen Astronomie und Glauben aufzuzeigen, ist dem Autor ein Herzensanliegen. Das hat einen einfachen Grund: beides liegt ihm in der Tat am Herzen. Dabei ist Gerhard weder Theologe noch Astrophysiker. Er ist studierter Elektrotechniker und nun Mitglied des Benediktinerordens. Das macht einen großen Teil des Charmes dieses Buches aus: Es kommt aus seinem Herzen, nicht aus einem universitären Studium.
So beschreibt Gerhard anschaulich, welche Wechselwirkungen Astronomie und Glaube im Laufe der Jahrhunderte hatten. Dabei ist auf den ersten Blick allein der historische Zeitablauf sein roter Faden. Der wesentliche Faden ist die Erzählung seiner „Aha“-Erlebnisse, seiner Entdeckungen in dieser Geschichte. Und die Entdeckung des vollkommen Neuen: der Gott der Bibel, unser Gott, schenkt den Sternen Freiheit. Nämlich die Freiheit, einfach Stern zu sein. Kein Schicksal, keine Katastrophe, muss ein Stern nun verantworten. Er darf Stern sein und wird von Gott gebraucht, wenn er dieses möchte, und bleibt dabei Stern. Hier wird es deutlich: das Buch ist mehr ein autobiographisch eingefärbter Essay denn ein Sachbuch.
Dadurch kommt es auch zu Unschärfen. Die Betonung des Freiheitsbegriffes ist der katholischen Theologie gemein, wird aber evangelikalen Christen, die mehr von Karfreitag aus denken, fremd vorkommen. Auch bemüht sich der Autor sehr um einen Ausgleich zwischen Positionen des Glaubens und der darwinistisch geprägten Naturwissenschaft mit ihrem Wahrheitsanspruch. Der Autor stellt die Vorgänge um Galileo Galilei fast schon ermüdend dar – für einen entschiedenen Christen.
Die Schilderungen um die Frage, ob sich die Erde um die Sonne oder die Sonne um die Erde dreht, wirkt im Ergebnis überraschend. Dabei übergeht der Autor, dass die Sonne in Richtung des Sternes Wega fliegt, die Erdumlaufbahn also eine Spirale ist. So lässt Gerhard eine Chance aus, sein Argumentationsergebnis zu stärken. Denn er geht auf die Argumentation der darwinistischen Naturwissenschaft ein, nimmt zum Teil Ihre wertenden Begriffe wie „Fundamentalisten“ auf. Das zeigt deutlich: der Autor wendet sich mit seinem Essay vor allem an Menschen, die dem Glauben nicht abgeneigt sind, jedoch Vorbehalte aus Medien und öffentlicher Meinung übernommen haben. Er möchte eine Basis zum Dialog aufbauen. So fehlt daher dem Essay die kontinentaleuropäische Perspektive der Naturwissenschaft, die Modelle von Wirklichkeit entwickelt, jedoch keinen Wahrheitsanspruch erhebt. Dabei sind deren Vertreter wie zum Beispiel Max Planck nicht unbedeutend.
Von Björn Röhrer-Ertl