- Werbung -

Dänemark: Kontroverse nach Polizeiaktion gegen Kirchenasyl

Die gewaltsame Beendigung eines Kirchenasyls in Kopenhagen wird in der dänischen Öffentlichkeit kontrovers diskutiert. In Umfragen unterstützte eine Mehrheit der Befragten die Polizeiaktion gegen irakische Flüchtlinge, denen die Abschiebung droht, wie dänische Medien am Freitag berichteten.

- Werbung -

Auch Bischöfe der lutherischen Volkskirche in Dänemark äußerten dafür Verständnis, berichtete «Kristeligt Dagblad». Hingegen unterstützten rund 300 Pastoren und Theologen eine Unterschriftensammlung gegen das Vorgehen der Polizei. Rund 15.000 Menschen demonstrierten am Donnerstagabend in Kopenhagen friedlich gegen die geplante Abschiebung.

In der Nacht zum Donnerstag hatte die Polizei die Brorsons-Kirche im Kopenhagener Stadtteil Nörrebo gestürmt. Dabei wurden 19 irakische Flüchtlinge festgenommen. Seit Ende Mai hielten sich mit Duldung des Kirchenvorstandes rund 50 Personen, darunter Kinder, in der Kirche auf. Bei der Polizeiaktion war es zu gewaltsamen Zusammenstößen mit Demonstranten gekommen, die eine Beendigung des Kirchenasyls verhindern wollten.

Die Iraker hatten sich trotz Ablehnung ihrer Asylanträge geweigert, in ihre Heimat zurückzukehren. Zur Begründung verwiesen sie darauf, ihr Leben sei im Irak in Gefahr. Menschenrechtsgruppen forderten für die Flüchtlinge aus humanitären Gründen ein Bleiberecht. In Dänemark sind Fälle von Kirchenasyl eher selten. Erst einmal, Anfang der 1990er Jahre, hatten Polizeikräfte Flüchtlinge festgenommen, die ohne kirchliche Billigung in einer Kirche Zuflucht gesucht hatten.

Der Bischof von Kopenhagen, Erik Norman Svendsen, bedauerte den Angaben zufolge, dass es keine andere Lösung gegeben habe. Er bat den Pfarrer und Gemeinderat der Brorsons-Kirche um einen Bericht über die Ereignisse. Erst nach dessen Kenntnis wollte er Stellung nehmen. Ein dänischer Kirchenrechtler sagte der Tageszeitung «Politiken», es gebe keine rechtliche Bestimmungen, die Behörden den Zugang zu einer Kirche verwehrten.

- Werbung -

Eine Kirche sei kein rechtsfreier Raum, sagte Per Ingesman von der Universität Aarhus. Ähnlich hatte sich Kirchenministerin Birthe Rönn Hornbech geäußert. Justizminister Bran Mikkelsen sagte, eine demokratische Gesellschaft basiere darauf, dass die Gesetze und Regeln eingehalten werden. Eine besondere Behandlung sei nicht vorgesehen, nur weil jemand eine Kirche besetzt, ergänzte Mikkelsen.

Torsten Moritz von der kirchlichen Kommission für Migranten in Europa zeigte sich angesichts des Vorfalls in Dänemark besorgt. Jede gewaltsame Räumung einer Kirche durch die Polizei gebe Anlass zur Sorge, sagte er dem epd. Die Vorgänge in Kopenhagen zeigten erneut die Verzweifelung vieler Flüchtlinge, die in Europa Schutz suchen. «Eine wirkliche Lösung kann nur darin bestehen, dass Flüchtlinge effektiven Zugang zu einem fairen Asylverfahren mit indivueller Prüfung erhalten», sagte Moritz in Brüssel.

Vor einer Rückführung von Flüchtlingen müsse in jedem Falle geprüft werden, ob deren Sicherheit nach der Rückkehr gewährleistet sei. Vorgaben des UN Flüchtlingskommissariats dazu sollten eingehalten werden, forderte der Flüchtlingsexperte.

Die Vorsitzende der ökumenischen Bundesarbeitsgemeinschaft «Asyl in der Kirche», Fanny Dethloff, sprach gegenüber epd von einem bedauerlichen Fall. Sie kritisierte das «harte und unmenschliche Vorgehen» der Polizei gegen die Flüchtlinge und deren Unterstützer, sagte die Pastorin aus Nordelbien. In Deutschland gab es 2007 nach Angaben der Organisation 43 Kirchenasyle für mindestens 133 Personen, darunter 74 Kinder. Seit 1983 fanden dabei insgesamt mehr als 3.000 Menschen Schutz.

- Werbung -

(Quelle: epd)

Konnten wir dich inspirieren?

Jesus.de ist gemeinnützig und spendenfinanziert – christlicher, positiver Journalismus für Menschen, die aus dem Glauben leben wollen. Magst du uns helfen, das Angebot finanziell mitzutragen?

NEWSLETTER

BLICKPUNKT - unser Tagesrückblick
täglich von Mo. bis Fr.

Wie wir Deine persönlichen Daten schützen, erfährst du in unserer Datenschutzerklärung.
Abmeldung im NL selbst oder per Mail an info@jesus.de

Zuletzt veröffentlicht