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Deutlich mehr Kirchenaustritte: EKD bedauert schlechte Information bei Neufassung der Kapitalertragsteuer

Die Zahl der Kirchenaustritte ist in jüngster Zeit erheblich gestiegen. Als Grund gilt eine steuerrechtliche Änderung: Die Kirchensteuer auf Kapitalerträge wird ab 2015 direkt eingezogen. Die EKD bedauert Missverständnisse und Kommunikationsmängel.

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Immer mehr evangelische Christen verlassen ihre Kirche. Die Zahl der Austritte ist in den vergangenen Monaten teils um über 50 Prozent gestiegen, wie eine Umfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) ergab. Grund ist offenbar eine Änderung im Steuerrecht: Ab 2015 wird die Kirchensteuer auf Kapitalerträge automatisch von den Banken an den Fiskus weitergeleitet. Die Steuerhöhe bleibt gleich. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) bedauerte die Austritte. Der Banken-Dachverband wies Vorwürfe zurück, Kunden irreführend informiert zu haben.

Aus der bayerischen Landeskirche traten von Januar bis Juni 14.800 Menschen aus, über 50 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. In Württemberg lag die Steigerung im ersten Quartal bei rund 57 Prozent, von 3.500 auf 5.500. Die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz berichtete von rund 10.000 Austritten im ersten Halbjahr – setzt sich dieser Trend fort, entspräche das einem Anstieg von über 60 Prozent. Die sächsische Landeskirche verlor von Januar bis Juni 6.000 Mitglieder, mehr als im gesamten Jahr 2013 (4.896). In der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) stieg die Zahl um ein Drittel auf 8.000. In Westfalen traten von Januar bis Juni 7.000 Menschen aus; im ganzen Jahr 2013 waren es 12.000. Auch in anderen Landeskirchen wird mit stark erhöhten Austrittszahlen gerechnet.

Die Kirchensteuer auf Kapitalerträge war bisher bei der Steuererklärung fällig. Künftig wird sie direkt von den Banken abgezogen. Anlass für die Umstellung sei nicht die «Erwartung etwaiger Mehreinnahmen» gewesen, sondern der «Wunsch nach einem gerechten und einfachen Besteuerungsverfahren», sagte der Leiter der Finanzabteilung im EKD-Kirchenamt, Thomas Begrich, dem epd. Die Regelungen zu den Freibeträgen schützten die kleinen Sparer. Kirchensteuer wird erst ab einem Ertrag von jährlich 801 Euro für Ledige und 1.602 Euro für Verheiratete erhoben.

Nach übereinstimmenden Informationen aus den Landeskirchen gilt die bevorstehende Änderung im Steuerrecht als Hauptgrund für die Austrittswelle. In der EKHN war von einem «Sparbuch-Schock» die Rede. Besonders bedauerlich sei, «dass die Bankinformationen zu großer Verunsicherung bei den Mitgliedern geführt haben und etliche fälschlicherweise eine neue Steuer befürchten», sagte ein Sprecher. Zuvor hatte der Finanzchef der rheinischen Landeskirche, Bernd Baucks, deutschen Banken vorgeworfen, Kunden in einzelnen Fällen zum Kirchenaustritt geraten zu haben.

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 Die Deutsche Kreditwirtschaft wies die Vorwürfe zurück. Die Geldinstitute setzten das Verfahren zum automatischen Einbehalt der Kirchensteuer lediglich technisch um, erklärte der Banken-Dachverband auf epd-Anfrage. Das neue Verfahren sei maßgeblich auf Initiative der Kirchen eingeführt worden. Für die Banken bestehe «keinerlei Veranlassung, in diesem Zusammenhang irgendwelche Empfehlungen auszusprechen». Aus Bankenkreisen war zu hören, die von den Kreditinstituten verschickten Schreiben seien von den Kirchen mit erarbeitet worden.

 Begrich bedauerte die aufgetretenen Missverständnisse. Die kirchlichen Kommunikationsstukturen hätten die Menschen «nicht deutlich genug erreicht». So sei nicht klar geworden, dass es nicht um eine neue Kirchensteuer gehe.

 Auch die katholische Kirche ist offenbar von dem Trend betroffen. In der Diözese Rottenburg-Stuttgart traten nach Informationen der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» von Januar bis Juni rund 10.000 Menschen aus der Kirche aus. Im gesamten Jahr 2013 waren es 14.617. In Deutschland leben gegenwärtig rund 24,2 Millionen Katholiken und 23,4 Millionen evangelische Christen. Ihr Anteil an der Bevölkerung liegt zusammen bei rund 60 Prozent.

 Der Finanzchef der Evangelischen Kirche im Rheinland, Baucks, warnte davor, die gestiegenen Austrittszahlen allein auf die steuerrechtlichen Änderungen zurückzuführen. Eine wichtige Rolle spielten auch die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und eine andere Grundhaltung der Menschen.

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(Quelle: epd)

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