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„Deutsche Prophetin“: Hildegard von Bingen wird zur Kirchenlehrerin erhoben

Sie gründete Klöster, deutete das Universum und wurde von Kaisern und Königen um Rat gefragt: Hildegard von Bingen, die am 7. Oktober von Papst Benedikt in Rom zur Kirchenlehrerin erhoben wird, gehört zu den großen Gestalten der Kirchengeschichte.

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Hildegard von Bingen ist eine der großen Mystikerinnen des Mittelalters: Sie wurde 1098 – der genaue Tag ist nicht bekannt – auf dem elterlichen Gut bei Alzey als zehntes und letztes Kind von Hildebert und Mechtild von Bermersheim in eine Zeit der Umbrüche hineingeboren. Es war eine Epoche reichen religiösen Lebens.

 Die hochbegabte Nonne war voller Neugier auf alles, was sie umgab, wissen Zeitzeugen. Was sie lernte, sah und dachte, gab sie weiter: Sie schrieb mehr als dreihundert Briefe an den Papst, den Kaiser und andere Große ihrer Zeit. Sie predigte im Dom von Köln und von Mainz. Sie verfasste Gedichte, rund 15 Bücher und komponierte etwa 80 Musikstücke, fertigte Bauzeichnungen für ihre Klöster und leitete ein Zentrum für Handschriftenproduktion.

 "Ihr ging es um die religiöse Deutung des gesamten Universums", erklärt die Benediktinerinnenabtei St. Hildegard oberhalb von Rüdesheim am Rhein: "Alles, Himmel und Erde, Glaube und Naturkunde, das menschliche Dasein in all seinen Facetten und Möglichkeiten, war für sie ein Spiegel der göttlichen Liebe, war Geschenk und Aufgabe zugleich."

 Berühmt wurde Hildegard – Äbtissin, Dichterin, Naturwissenschaftlerin, Historikerin, Ärztin und Komponistin – vor allem durch ihre Gabe der "inneren Schau" und ihrer Visionen. "Ich sehe, höre und weiß gleichzeitig", notierte sie in einem Brief. Ihre zentrale Offenbarung empfing sie in den mittleren Jahren: "Als ich 42 Jahre und sechs Monate alt war, da fuhr ein heftig loderndes feuriges Licht aus offenem Himmel."

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 Zeit ihres Lebens litt sie unter schweren Krankheiten. Gleichwohl nahm die Benediktinerin die Strapazen langer Reisen auf sich und scheute sich nicht vor der Verantwortung als Äbtissin ihrer Klöster bei Rüdesheim. Vor allem trat sie für eine umfassende Kirchenreform ein. "Hildegard hatte wegen ihres kompromisslosen Anspruches an die Menschen auch zahlreiche Feinde, vor denen sie aber durch Papst Eugen III. und Bernhard von Clairvaux immer wieder verteidigt wurde", heißt es in einem Heiligenlexikon.

 Als "deutsche Prophetin" geißelte die Theologin viele Kirchenobere ihrer Zeit. Öffentlich warf sie ihnen Sittenverderbnis, Amtsschleicherei, Lauheit und Trägheit vor. Dabei fürchtete die Äbtissin auch nicht den offenen Konflikt. Sie war um die 80 Jahre alt, als vom Mainzer Erzbischof über ihren gesamten Konvent ein Gottesdienstverbot verhängt wurde. Grund: Sie hatte einen jungen, aus der Kirche ausgeschlossenen Adligen auf ihrem Klosterfriedhof beerdigt. Weil sie sich weigerte, den Leichnam wieder ausgraben zu lassen, wurde das Verbot erst kurz vor ihrem Tod wieder aufgehoben.

 Hildegard starb am 17. September 1179 auf dem Rupertsberg. Ihre Reliquien werden in einem goldenen Schrein in der Pfarr- und Klosterkirchen Eibingen aufbewahrt und verehrt. Lebendig bleibt sie aber vor allem in ihrem immensen Lebenswerk, das heute eine Renaissance erlebt. Besonders viele Menschen, die nach Orientierung suchen, lesen wieder ihre Schriften. Allerdings beklagt die katholische Kirche immer wieder eine Vereinnahmung ihrer Lehren durch Anhänger der Esoterik, wie etwa in Spielarten der "Hildegard-Medizin".

 Trotz mancher Versuche war Hildegard bis vor kurzem nie in einem förmlichen Verfahren heiliggesprochen worden, erinnert Kardinal Karl Lehmann, der Bischof von Mainz: "Gleichwohl ist sie besonders in unserer Gegend, vor allem in den Diözesen Limburg, Mainz und Trier und später auch in ganz Deutschland, als Heilige verehrt worden."

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 Am 10. Mai 2012 dehnte Papst Benedikt XVI. die liturgische Verehrung Hildegards auf die katholische Weltkirche aus, was einer offiziellen Heiligsprechung gleichkommt. Am 7. Oktober wird sie nun in Rom zur Kirchenlehrerin erklärt. Hildegard ist damit die vierte Frau überhaupt, die in diesen Rang erhoben wird, nach Teresa von Avila (1515-1582), Katharina von Siena (1347-1380) und der heiligen Theresia von Lisieux (1873-1897).

(Quelle: epd)

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