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Die beste Nachricht der Welt … und warum ich so selten davon rede

Ist es nicht großartig, was für einen guten Gott wir haben, wie sehr er uns liebt, was er alles für uns tut – was für eine unfassbar gute Nachricht das Evangelium ist? Sollte ich nicht vor lauter Begeisterung diese gute Nachricht von den Dächern schreien wollen? Äh, Moment – können wir das noch mal diskutieren?

Von Annegret Prause

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Ich bewundere Menschen, die freimütig, authentisch und begeistert von ihrem Jesus erzählen. Das berührt mich und das ist mir ein Vorbild. Ich selbst komme mir in ähnlichen Situationen vor wie ein Seiltänzer, der rohe Eier unter die Schuhe geschnallt hat: Bloß vorsichtig auftreten, damit nichts zu Bruch geht und immer schön aufpassen, dass man nicht rechts oder links vom Pferd fällt bzw. Seil kippt.

Das ist ein bisschen verrückt, denn ich habe selten Schwierigkeiten damit, die richtigen Worte zu finden. Aber wenn ich Glaubensgespräche mit „Nicht-Insidern“ führen soll, ist Eloquenz etwas, das ich erst im Duden nachschlagen muss. Ich fühle mich dabei so authentisch als würde ich im Leoprint-Mantel durch unseren Kleinstadt-Edeka schlendern. Genau mein Ding. Nicht.

Nicht, dass wir uns falsch verstehen: Ich habe aus meinem Glauben noch nie ein Geheimnis gemacht. Ich erzähle auch im nichtfrommen Bekanntenkreis, dass ich in die Kirche gehe und auch meine Arbeit für ein christliches Verlagshaus lässt wenig Fragen offen, wo ich inhaltlich stehe.

Und trotzdem ist mein evangelistisches Talent nicht sehr ausgeprägt. Natürlich habe ich es versucht – ich bin christlich sozialisiert worden. Das bringt viele Vorteile mit sich, in manchen Bereichen des Lebens auch eine kleine Meise. Evangelisation ist meine.

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Pures Unverständnis geerntet

Ich habe schon früh einschlägige Erfahrungen gesammelt. Ich erinnere mich daran, dass ich es als Dreikäsehoch als meine Pflicht ansah, den Nachbarsjungen auf das Ende der Welt vorzubereiten. Gibt es ein besseres Thema als die Apokalypse für ein nettes, nachbarschaftliches Gespräch über den Zaun hinweg?

Um es kurz zu machen: Ich erntete pures Unverständnis und habe hoffentlich kein Trauma ausgelöst. Aber ich war erst fünf. Ich wusste es nicht besser. Großartig gesteigert habe ich mich trotzdem nicht. Jahre später bin ich in den einen oder anderen Evangelisationseinsatz hineingerutscht – wie man das eben so machte. Fremde Menschen in der Fußgängerzone ansprechen und Ähnliches. Dabei fühlte ich mich regelmäßig völlig fehl am Platz, aber man wächst ja angeblich mit seinen Herausforderungen. Ich mit dieser nicht. Dafür wusste ich anschließend, dass ich mich nie um einen Studentenjob im Promotion-Bereich bemühen musste … das liegt so weit außerhalb meiner Komfortzone, dass ich dafür auswandern müsste.

Natürlich (und Gott sei Dank!) sind die Beispiele nicht sehr repräsentativ für meinen heutigen Glaubensalltag. Aber auch wenn ich keine Gespräche mehr über die Apokalypse führe und auch nicht wildfremde Leute in der Fußgängerzone frage, wo sie die Ewigkeit verbringen werden, fällt es mir schwer, über meinen Glauben zu reden. Ich habe mich lange gefragt, warum das so ist und mittlerweile kenne ich meine Antwort:

Keine einfachen Lösungen

Ich habe eine tiefe Abneigung gegen vorschnelle Antworten und zu einfache Lösungen. Das Leben ist komplex und Gott so viel größer als meine kleinen Erkenntnisse. Wie soll ich ihn in drei Sätzen zusammenfassen? Wie kann ich dem gerecht werden, der die Welt geschaffen hat, ohne in Plattitüden zu verfallen? Und wie soll ich andere für meinen Glauben begeistern, wenn es doch so viel gibt, das ich selbst nicht verstehe, Glaubensfragen, auf die ich keine gute Antwort habe?

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Wenn mich jemand fragt, wie Glauben geht, dann kann ich nur sagen: „Ich habe keine Ahnung. Ich stolpere einfach hinter Jesus her.“

Das klingt nicht sehr werbewirksam. Das fühlt sich auch nicht so an, als wäre es für irgendjemanden hilfreich. Ich bin nicht die, die dir gute Antworten geben kann. Ich bin die, die noch mehr Fragen für dich hat. Das füllt sicherlich keine Veranstaltungshallen. Ich bin froh, dass Gott nicht auf mein Evangelisationstalent angewiesen ist. Aber – und das ist das Verrückte an der Sache – ich darf trotzdem an seiner Geschichte mitschreiben. Und ich muss mich gar nicht dafür verbiegen. Es hat ziemlich lange gedauert, bis dieser Groschen bei mir gefallen ist.

Was zu mir passt

Heute stehen in meinem persönlichen Handbuch für Evangelisation diese Punkte:

1. Ich streiche alle Evangelisationsaktivitäten, bei denen ich unter einem Stein verschwinden möchte, von meiner imaginären „Das sollte ich als Christ aber machen“- Liste. Das fühlt sich ein bisschen gewagt an, aber schließlich sind wir zur Freiheit berufen und nicht zu Schuldgefühlen.
2. Ich spreche auch anderen diese Freiheit zu. Es gibt begnadete Evangelisten, Leute, die wirklich hervorragende Antworten geben können, ja, es gibt sogar Leute, die bei Straßenaktionen einen wirklich guten Job machen. Nicht, dass sie ihn nötig hätten, aber meinen Segen haben sie. Solange ich dabei nicht mitmachen muss.
3. Es gibt nicht nur eine genormte und offiziell genehmigte Form, um andere Menschen auf Jesus aufmerksam zu machen.
4. Ich arbeite mit dem, was ich habe, auf eine Weise, die zu mir passt. Es könnte sogar sein, dass es genauso gedacht war.
5. Ich erzähle von meinem Alltag. Ich gebe keine Antworten, die ich nicht habe. Ich höre anderen zu und möchte sie wertschätzen. Wenn ich ganz mutig bin, biete auch mal an, zu beten. Ich trage keinen Leoprint- Mantel.

Ja, so spektakulär kann das aussehen. Gott ist nicht auf mein Talent angewiesen. Aber er ist so groß, dass er alles, was ich ihm hinhalte, gebrauchen kann. Er kann sogar das, was ich als Manko betrachte in eine Gabe verwandeln. Ich meine, wer mit fünf Broten und zwei Fischen das Catering für eine Großveranstaltung bestreitet, der kann wirklich aus allem etwas machen! Und wenn mein Gebet lautet „Herr, du weißt, dass ich nicht besonders gut von dir erzählen kann. Aber ich möchte gern anderen Menschen so begegnen, wie du es tun würdest. Mach doch da etwas draus“, dann macht er das. Da bin ich mir sicher.

Annegret Prause arbeitet als Lektorin und lebt mit ihrem Mann in Heiligenhaus.


Cover Joyce 2/20Dieser stammt aus der Frauenzeitschrift JOYCE, die wie Jesus.de zum SCM Bundes-Verlag gehört.

 

 

 

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