- Werbung -

Die Bibel aufs Ohr: Wer nicht lesen will, muss hören

Auf der Suche nach der persönlichen „Antenne“ für Gottes Wort erweist sich eine Hörbibel als Glücksgriff – ja, als Bibelwunder.

Von Christiane Henrich

- Werbung -

Gerade bin ich mit Paulus auf der Burg Antonia in Jerusalem angekommen. Seine letzte große Reise nach Rom steht bevor. Ich befinde mich mitten in Apostelgeschichte 22, wo über den Apostel Paulus berichtet wird. Eigentlich mochte ich ihn nie besonders, er kam mir immer eher hölzern vor und arrogant. Aber ich glaube, er hat in letzter Zeit ein bisschen gewonnen. Mich beeindrucken seine Beharrlichkeit und Energie, die er investiert, um seinen Glauben an Jesus so schnell wie möglich in einen Großteil der damals bekannten Welt hinauszuschreien.
Angekommen bin ich in Apostelgeschichte 22 beim Hören einer Hörbibel. Ich habe Matthäus, Markus, Lukas und Johannes bereits hinter mir. Es hat mir Freude gemacht, das alles zu hören. Und ich bin noch nicht müde, ich habe Lust, weiterzuhören, mich durch die vielen Briefe durchzukämpfen, auch wenn ich vor denen ordentlich Respekt habe. Und dann freue ich mich besonders auf die Psalmen.

Die Pflicht zur Freiwilligkeit

Für mich ist das, ehrlich gesagt, ein persönliches Wunder. Ich bin mit den Geschichten der Bibel aufgewachsen, und als kleines Kind mochte ich viele von ihnen sehr. Meine Eltern sind Christen, meine Großeltern waren es ebenfalls, und alle gaben ihr Bestes, mir „die Bibel lieb zu machen“, wie es frommdeutsch so schön hieß. Ich liebte es, auf ihrem Schoß zu sitzen und zuzuhören, wenn sie von Jesus vorlasen, von Jona oder von Josef.
Schwierig wurde es für mich, als ich mit etwa acht, neun Jahren wahrnahm, wie man die Bibel lesen sollte: bitteschön freiwillig, gern, begeistert – und unbedingt jeden Tag morgens vor der Schule oder dem Job, denn sonst wäre man nicht gerüstet für den Tag und der Feind hätte eine große Angriffsfläche, mich in Versuchung zu führen. Die tägliche „Stille Zeit“ gehörte zu den unverzichtbaren Ritualen, ohne die man als Christ nicht leben konnte. Und wenn man das nicht schaffe, dann stimmte etwas mit dem Glauben nicht. – Ich überspitze das alles bewusst, denn genauso blieb es bei mir hängen.

„Es sind ganz unterschiedliche Entdeckungen, die ich – meistens nicht zum ersten Mal, aber dafür mit deutlich größerer Intensität – mache.“

Es folgten viele Jahre voller Versuche, diesem Anspruch gerecht zu werden, voller Momente der Erkenntnis, dass ich es nicht schaffe, voller Bibellesefrust. Das Ergebnis war, dass ich nicht nur irgendwann aufhörte, für mich persönlich in der Bibel zu lesen, sondern dass ich sie auch nicht mehr mochte, weil sie in mir immer das Gefühl des Versagens auslöste. Nach langen Jahren mit einem auch aus anderen Gründen sehr ambivalenten Glaubensleben und einer tiefen geistlichen Krise betete ich irgendwann sehr bewusst: „Gott, es muss doch auch irgendeinen Sender geben, den meine Antennen empfangen können – bitte zeig mir eine Möglichkeit, dein Wort ganz neu und auf meine Weise zu entdecken.“

Persönliches Bibelwunder

Gottes Antwort und mein persönliches Wunder kam zunächst in Form von bunten Farben und der kreativen Form des Bible Art Journalings. Ich, die ich im Kunstunterricht immer schlechte Noten gehabt hatte, stellte fest, wie eindrücklich Bibeltexte zu mir sprachen, wenn ich sie kreativ gestaltete. Und so begann dieses Buch, das ich nicht mochte, weil es immer wieder negative Empfindungen in mir ausgelöst hatte, plötzlich auf ganz neue Art in mir lebendig zu werden und zu arbeiten. Und es fing an, mich wieder zu begeistern.
Zurzeit ist es nun eine Hörbibel, mit der Gott meine Antennen erreicht. Ich hatte sie mir gekauft, weil ich dachte, ich probier’s einfach mal aus, ohne große Erwartungen. Wenn es nicht das Richtige für mich wäre, könnte ich sie ja immer noch verschenken. Aber zu meiner Überraschung funktioniert es. Warum das so ist? Wahrscheinlich ist es ein Mix: Die Erinnerung an die Zeiten, in denen ich auf dem Schoß meiner Eltern und Großeltern saß und ihnen zuhörte. Die wunderbare Übersetzung „das buch“ von Roland Werner, die manches in so ungewohnter und moderner Weise ausdrückt, dass es mir wie neu vorkommt. Die tiefe, ausdrucksvolle Stimme von Andreas Malessa, der mir die Texte vorliest. Die Tatsache, dass ich, die ich den ganzen Tag von Berufs wegen lese, mal einfach zuhören darf. Aber ich glaube, vor allem ist es die Erfahrung, die Bibeltexte im größeren Zusammenhang zu erleben.

- Werbung -

Die größeren Zusammenhänge

Es sind ganz unterschiedliche Entdeckungen, die ich – meistens nicht zum ersten Mal, aber dafür mit deutlich größerer Intensität – mache. Da ist zum Beispiel die ungeheure Beharrlichkeit, mit der Jesus durch alle vier Evangelien hindurch immer wieder lehrt und lebt: „Geht respekt- und liebevoll miteinander um! Kümmert euch um die, die von allen anderen verlassen sind! Helft denen, die Hilfe brauchen! Stellt euch auf die Seite derer, die von anderen missachtet, gemobbt und gequält werden!“ Diese Haltung von Jesus durchzieht konsequent alle Evangelien. Die andere Seite der Medaille fällt mir ebenfalls auf: Sehr radikal gibt Jesus den Schriftgelehrten immer wieder Kontra. Diese Radikalität ist in der Gesamtmission von Jesus begründet. Die Pharisäer missverstehen Gott, setzen ihre Schwerpunkte falsch; für sie sind Regeln wichtiger als Menschen. Das prangert Jesus unbeirrt und sehr deutlich an.

“ Jeder der Evangelisten hat sein eigenes Profil, er beschreibt Jesus aus seinem eigenen Blickwinkel.

Und dann ist da die Situation der ersten Christen, nachdem Jesus diese Erde verlassen hat. Die Anfänge der Apostelgeschichte beschreiben, wie Gottes Geist ein neues Verhalten freisetzt – eines nach den Vorstellungen von Jesus: Die Christen kümmern sich umeinander, sie teilen ihren Besitz, sodass für jede und jeden gesorgt ist. (Also, für jede und jeden von ihnen. Dass sie sich um Menschen kümmern würden, die nicht zu ihnen gehören, davon ist keine Rede. Ist aber sicher verständlich angesichts der schwierigen Situation, in der sie sich befinden –ohne ihren Rabbi, dafür mit vielen vehementen Gegnern, die ihnen das Leben schwer machen.) Doch kaum erkennt Petrus in seiner berühmten Vision (Apostelgeschichte 10), dass der Glaube an Jesus Christus nicht nur für die Juden relevant ist, sondern für alle Menschen – schon gibt es die ersten Diskussionen um die reine Lehre: „Geht das denn überhaupt? Hat sich Petrus nicht unrein gemacht? Und wenn die Heiden nun schon Christen werden sollen – dann müssen sie sich aber gefälligst erst mal beschneiden lassen! Und natürlich an alle unsere jüdischen Gesetze halten! Wo kämen wir denn sonst hin?!“ Diese Lehrstreitigkeiten ziehen sich immer weiter hin, werden Thema des ersten Apostelkonzils (Apostelgeschichte 15) und führen auch danach immer wieder zu Konflikten – wenn wir mal ehrlich sind, bis heute: Die Frage, wer in unserer christlichen Gemeinschaft eigentlich drinnen und wer draußen ist, scheint mir oft viel wichtiger zu sein als die Frage, wer in unserem Umfeld am meisten Hilfe braucht …
Diese größeren Zusammenhänge sind für mich nicht neu. Aber beim zusammenhängenden Hören der Bibeltexte treten sie klarer hervor, als wenn man sich einzelne Bibeltexte herauspickt.

Profile im Vergleich

Mir fallen auch die unterschiedlichen Schwerpunkte auf, die die Evangelisten setzen, nicht nur bei der Auswahl der Geschichten, sondern auch bei der Art und Weise, dieselben Geschichten unterschiedlich zu erzählen. Es wird klar: Hier geht es nicht um penible Einzelheiten wie zum Beispiel die Anzahl von gespeisten Personen oder die Häufigkeit von Speisungswundern, sondern um den großen Zusammenhang: Jesus kümmert sich um die Bedürfnisse der Menschen – nicht nur um ihre geistlichen. Jeder der Evangelisten hat sein eigenes Profil, er beschreibt Jesus aus seinem eigenen Blickwinkel. Das wird besonders deutlich, wenn man alle Bibeltexte hintereinander weg hört: Matthäus, der Jesus den Juden vor allem als legitimen Messias vorstellen will. Markus, der besonders das Leiden und Sterben von Jesus in den Mittelpunkt rückt. Lukas, dem es besonders wichtig scheint, verlässliche Augenzeugenberichte zu präsentieren. Und Johannes, der seine ganz eigene Weise hat, Gottessohn und Gottesgeist zu beschreiben.
Ich gebe zu, in der Praxis ist es nicht immer leicht dran zu bleiben. Ich höre die Bibel vor allem im Auto während längerer Autobahnfahrten. Zum einen finden diese Fahrten nicht allzu häufig statt, sodass ich manchmal ein bisschen Zeit brauche, um wieder richtig in den Text hinein zu finden. Zum anderen gibt es natürlich Situationen, in denen ich mich auf den Verkehr konzentrieren und dann zurückzappen muss, um alles mitzubekommen. Aber im Großen und Ganzen klappt es gut, und je nach Länge der Autofahrt und der Kapitel höre ich mich nun in kleineren oder größeren Portionen durch die Bibel. Bald wird Paulus in Rom ankommen, die Apostelgeschichte wird abrupt abbrechen – und ich werde mir die Briefe vorlesen lassen, vor denen ich Respekt habe.


Dieser Artikel ist zuerst in der Zeitschrift Faszination Bibel erschienen, die wie Jesus.de zum SCM Bundes-Verlag gehört.

Konnten wir dich inspirieren?

Jesus.de ist gemeinnützig und spendenfinanziert – christlicher, positiver Journalismus für Menschen, die aus dem Glauben leben wollen. Magst du uns helfen, das Angebot finanziell mitzutragen?

NEWSLETTER

BLICKPUNKT - unser Tagesrückblick
täglich von Mo. bis Fr.

Wie wir Deine persönlichen Daten schützen, erfährst du in unserer Datenschutzerklärung.
Abmeldung im NL selbst oder per Mail an info@jesus.de

Zuletzt veröffentlicht