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„Die Hölle hat in der Arbeit mit Kindern nichts verloren“

Am Wochenende fand in Bochum ein kirchlicher Fachtag für Kinderschutz statt. Hauptredner Torsten Hebel plädierte dafür, Kindern liebevoll und wertschätzend zu begegnen und ihnen nicht mit der Hölle zu drohen.

In seinem Vortrag zum Thema „Kindern auf Augenhöhe begegnen“ betonte Torsten Hebel, dass in vielen Kirchen und Gemeinden die beste Kinder- und Jugendarbeit des Landes stattfinde. „Die Entwicklung und Stärkung eines werteorientierten Weltbildes geschieht in Kirchen und Gemeinden. An vielen Orten sehr gut mit viel Herzblut.“ Hier würden auch emotionale und soziale Kompetenzen ausgebildet – eine wichtige Voraussetzung um Kinder vor Missbrauch zu schützen.

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Hebel berichtete, dass er selbst sehr von der Kinder- und Jugendarbeit seiner Gemeinde profitiert habe. „Was die Onkel und Tanten mir in der Sonntagsschule vermittelt haben, hat ein Leben lang gehalten.“ Er habe aus dieser Zeit Teamfähigkeit, Resilienz und das Entdecken von Gaben und Talenten mitgenommen. Diese Einflüsse waren Grundlage für die Entwicklung der blu:boks, einer Berliner Einrichtung, deren Gründer und Leiter Hebel ist. Die blu:boks arbeitet mit Kindern und Jugendlichen aus sozial benachteiligten Gebieten und bezeichnet sich als „Selbstwert-Manufaktur“

„Kinder brauchen bedingungslose Zuwendung“

In seinem Vortrag vor 120 Zuhörern aus verschiedenen Freikirchen ging Torsten Hebel aber auch auf negative Gemeinde-Erfahrungen in seiner Kindheit ein. Die Betonung der Sündhaftigkeit des Menschen, das Drohen mit der Hölle von Seiten einzelner Gemeindemitglieder habe dafür gesorgt, dass er als junger Erwachsener eine Therapie benötigt habe.

„Ich hoffe, es hat sich seitdem viel verändert“, erklärte Hebel. „Theologisch ist es richtig zu sagen ‚Wir sind Sünder‘, aber das hat nichts bei den Kindern verloren. Das Kind braucht bedingungslose Zuwendung: ‚Du bist geliebt, egal wer und wie du bist.‘“ Eltern und Mitarbeitende dürften kein defizitäres Bild vom Kind haben. „Die Hölle hat in der Kinderarbeit nichts verloren“, betonte er und verwies auf die Religionsmündigkeit, die bei Kindern noch nicht vorliege. „Kinder können dieses Thema nicht verarbeiten.“ Und er stellte eine grundsätzliche Anfrage an die Christen: „Warum reden wir so viel von Schuld, wenn Jesus alles getan hat, dass diese Schuld verschwindet?“

Hebel forderte Mitarbeitende in der Kinder- und Jugendarbeit auf zu prüfen, was wirklich in der Bibel stehe. „Erzähle den Kindern nicht das, was dir erzählt wurde, sondern das, wovon du wirklich überzeugt bist und was für Kinder hilfreich und wertschätzend ist.“ Zum Schluss machte er Mut, sich in Kinder und Jugendliche zu investieren: „Ich kann hier stehen, weil in meiner Kindheit Menschen da waren, die an mich geglaubt haben. Das was du tust, transformiert Menschen!“

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Am Nachmittag ging es in Workshops um Kinderschutzkonzepte, um den Umgang mit Kindeswohlgefährdung und Missbrauchserfahrungen und um Schritte zu einer sicheren Gemeinde. In weiteren Workshops tauschten sich Eltern und Mitarbeitende über Erziehungsfragen aus oder bekamen Einblick in Konzepte der Arbeit mit Kindern. Bei der Abschlussveranstaltung kamen Jason Querner und Andreas Schlüter zu Wort, die sich in ihrem jeweiligen Gemeindebund für das Thema „Sichere Gemeinde“ stark machen. Beide waren sich einig, dass in diesem Bereich noch viel zu tun sei. Viele Gemeinden hätten sich noch nicht mit Fragen des Kinderschutzes beschäftigt, manche seien auch gar nicht bereit dazu – aus Sorge, dass etwas ans Licht kommen könne, das man lieber nicht sehen wolle.

Von Bettina Wendland


Der Fachtag zum Kinderschutz war eine gemeinsame Veranstaltung des Fachkreises „Sichere Gemeinde“ im Gemeindejugendwerk des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden, der FeG Junge Generation im Bund Freier evangelischer Gemeinden und des Kinder- und Jugendwerks der Evangelisch-methodistischen Kirche Süd.

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