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Dieselskandal: Kann ich als Christ für einen Autokonzern arbeiten?

Chris Orlamünder arbeitet als Berater für einen großen Automobilhersteller. Im Dieselskandal hat er sich – und Gott – die Frage gestellt, ob Job und Arbeitgeber noch die richtigen für ihn sind. Mit einer überraschenden persönlichen Antwort.

Du bist als Berater in der Automobil-Industrie angestellt. Was genau machst du da?

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Chris Orlamünder: Ich arbeite in der Audi Akademie. Wir sind für die Aus- und Weiterbildung zuständig und bilden die Mitarbeitenden und Führungskräfte der Audi AG beispielsweise in den Themen Sprachen, Prozessmanagement und Technik weiter. Manchmal coache ich sie selbst, ich habe aber auch einen Stab an externen Trainern.

Was ist dein Fachgebiet?

Eines meiner Hauptgebiete ist die Weiterbildung des Geschäftsprozessmanagements. Hier geht es um die Zusammenarbeit bei wiederkehrenden Abläufen im Unternehmen, zum Beispiel bei der Fahrzeugentwicklung oder im Rahmen von Einkaufsprozessen.

Interessiert dich das Auto auch als Hobby?

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Ich bin kein Freak, der in seiner Freizeit am Auto herumschraubt. Aber man kann sagen, dass ich gerne Auto fahre. Ich fahre oft 30.000 bis 40.000 Kilometer im Jahr. Und da bin ich lieber mit einem Auto unterwegs, das komfortabel ist.

Ist die Arbeit in der Autobranche für dich ein Traum?

Da ich kein Autofan bin, ist es für mich nicht entscheidend, ob ich mich mit Autos beschäftige. Wichtiger ist, ob ich in der Firma etwas bewirken kann. Heutzutage beziehe ich Gott viel mehr in meine Arbeit mit ein als früher. Und dabei merke ich: Ich kann etwas Wesentliches am Arbeitsplatz beisteuern.

Inwiefern?

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Nach dem Dieselskandal und dem Rücktritt von Martin Winterkorn aus dem VW-Vorstand habe ich Gott in meiner morgendlichen Stillen Zeit gefragt: „Wie geht es jetzt weiter mit meinem Arbeitgeber?“ Aber statt einer Antwort bekam ich eine Gegenfrage: „Was wirst du tun?“, fragte Gott mich; „Wie wirst du jetzt Verantwortung für deinen Arbeitgeber übernehmen?“ Da habe ich erstmals verstanden, dass ich eine geistliche Verantwortung für meinen Arbeitsplatz und meinen Arbeitgeber habe. Mir kam Hesekiel 22,30 in den Sinn: „Ich hielt Ausschau nach einem unter ihnen, der die Mauer schließt und vor mir für das Land in die Bresche springt, damit ich es nicht zerstöre, aber ich fand niemanden.“

Was hat sich danach für dich geändert?

Ich habe angefangen, für Vorgesetzte, Betriebsräte und den Vorstand zu beten. Ich habe einen Gebetskreis im Unternehmen gegründet. Es war nicht alles einfach. Aber das Leben mit Gott am Arbeitsplatz hat bewirkt, dass ich neue Aufgaben bekommen habe, die mich unter anderem zu Gesprächen mit Vorständen gebracht haben. Seit dem Dieselskandal und meiner Stillen Zeit damals hat sich mein Erleben Gottes stark in die Arbeitswelt verlagert. Wenn wir so engagiert mit Gott am Arbeitsplatz wären wie in der Gemeinde, dann würde eine Revolution, eine Erweckung stattfinden.

Du sagtest, „mit Gott am Arbeitsplatz“, das sei nicht immer einfach? 

Wenn ich Gott ernst nehme, dann heißt das, dass ich mein Verhalten überprüfen muss. Ich frage Gott jetzt regelmäßig: Wie gehe ich mit Vorgesetzten und Kollegen um? Ich sehe meine Fehler stärker als früher und merke, dass ich anders agieren muss. Anlässlich meines Geburtstages lade ich meine Hauptabteilung mit 50 Leuten inzwischen immer zum Weißwurst-Essen ein. In diesem Jahr habe ich mich dort zum ersten Mal für meine Fehler und Unzulänglichkeiten entschuldigt und für die Zusammenarbeit gedankt. Das haben viele extrem positiv aufgenommen.

„Wenn ich Gott ernst nehme, dann heißt das, dass ich mein Verhalten überprüfen muss.“

Dieselskandal, Lobbyismus, Umweltverschmutzung: Ist die Automobilbranche böse?

Es gibt in jeder Branche und an jedem Platz der Welt böse und gute Einflüsse. So auch hier. Die Branche steht weltweit im Fokus und hat sehr große Bedeutung. Da tritt das Schlechte besonders zutage. Andererseits: Wenn dort Arbeitsplätze verloren gehen, dann mehr als anderswo. Wir werden weiterhin individuelle Mobilität zur Verfügung stellen. Aber wir wissen seit dem Klimawandel, dass das eine Herausforderung ist. Ich bin überzeugt, das Auto wird es in 100 Jahren noch geben. Aber man muss sich stärker fragen: Wie genau sieht es aus? Was für einen Einfluss hat es auf das Klima? Ich kann nicht sagen, dass ich individuelle Mobilität schlecht finde. Aber wenn man die Zeichen der Zeit nicht erkennt, ist das schlecht.

Wie sieht das Auto der Zukunft denn aus?

Ich bin ein zu kleines Licht, um sagen zu können, wie die Zukunft aussieht. Elektromobilität kann eine Antwort sein, eine von mehreren. Ebenso die Brennstoffzelle oder künstliches Gas. Für Mobilität in Innenstädten braucht es neue Konzepte. Und natürlich ist autonomes Fahren ein Thema.

Ist dein Blick in die Zukunft voll Vorfreude oder Skepsis? 

Ich schaue gleichzeitig positiv und skeptisch in die Zukunft. Das ist eine Wahnsinns-Chance und wir können richtig viel für die Schöpfung und den Menschen bewirken. Gleichzeitig bin ich skeptisch, weil ich die Befürchtung habe, dass durch die Transformation in der Übergangszeit Arbeitsplätze auf der Strecke bleiben könnten. Es hängt von der Politik und den Firmen ab, wie die Transformation aussehen wird. Das kann ich aber nicht absehen, und das macht mir auch Sorgen. Deswegen ist Gebet notwendig.

Stichwort Gebet: Du betest nicht allein, sondern bist beim Netzwerk „Christen in der Automobil- industrie“ (CAI) aktiv. Was machst du dort? 

Ich kümmere mich um die Gebetskreise in der Region Ingolstadt. Außerdem arbeite ich im nationalen CAI-Netzwerk mit. Wir überlegen: Was ist unsere Aufgabe als Christen in der Automobilindustrie? Wir wollen ein Hoffnungsschimmer, das Salz sein und Impulse in die Industrie geben. Wir vernetzen uns zum Verband der Automobilindustrie (VDA), zu Automobil-Managern, zu Gewerkschaften und Politikern.

„Wir wollen ein Hoffnungsschimmer, das Salz sein und Impulse in die Industrie geben.“

Dabei kommt ihr aus unterschiedlichen Unternehmen. Funktioniert das Gebet mit der Konkurrenz? 

Wir tauschen natürlich keine betrieblichen Interna aus. Aber wir reden darüber, wie wir als Christen am Arbeitsplatz unseren Glauben leben können. Erst gestern habe ich mit BMW- und Daimler-Leitern am Telefon gesprochen und gebetet. Wir empfinden uns als Christen nicht als Wettbewerber. Die Industrie steht vor einem Riesenwandel, und den können wir nur dann gestalten, wenn wir gemeinsam agieren.

Über die Umweltschutz-Problematik haben wir gesprochen. Braucht es da vor allem Christen, die beispielsweise durch ihre Sensibilität für die Schöpfung einen ganz anderen Blick auf die Thematik haben?

Ich glaube, dass wir da ganz entscheidende Impulse geben können und müssen. Außerdem glaube ich, dass wir Christen besser mit Veränderung umgehen können. Als Christen haben wir den Anker in einem absoluten Gott. Wir wissen, dass uns der Job nie Sicherheit geben kann. Deshalb können wir Veränderung mitgestalten und anders antreiben.

Die Fragen stellte Nathanael Ullmann.


Dieser Artikel erschien zuerst in der Zeitschrift MOVO (Ausgabe 03/2020). Das Männermagazin MOVO erscheint vierteljährlich im SCM Bundes-Verlag, zu dem auch Jesus.de gehört.

 

 

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