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Duisburg schreibt die Bibel ab

Rund 100 Schulklassen aus über 50 Schulen, dazu Gemeindegruppen und Freiwillige aus Duisburg und Umgebung, schreiben seit dem 1. Januar die Bibel ab. Am Reformationstag wird die gebundene Abschrift vorgestellt.

Von Melanie Eckmann

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In einer Steuerungsgruppe des evangelischen Duisburger Kirchenkreises vor drei Jahren entstand sie, die Idee zum Reformationsjahr 2017. Man könne doch die Bibel abschreiben. So wie Luther. Von Hand. Zunächst sollten nur einige Bibelverse abgeschrieben werden, dann – wenn möglich – gleich die ganze Bibel.

Vers für Vers

Im November 2015 starteten die Vorbereitungen, die sich umfassender gestalteten als gedacht. Pfarrerin Bärbel Melnik leitet das Schulreferat Duisburg-Niederrhein und koordiniert das Duisburger Bibelabschreib-Projekt. Über 1.000 Seiten der revidierten Lutherbibel 2017 wurden zum Abschreiben an Gemeinden und Schulen verteilt. Lediglich einige Verse aus dem Galaterbuch im Neuen Testament sind noch übrig, neben den Kapiteln aus dem vierten Buch Mose, die zurückgegeben werden mussten. Einige Verse hielt Pfarrerin Melnik für den Kreiskirchentag in Duisburg am kommenden Samstag, den 8. Juli, zurück. Sie wird das Projekt dort vorstellen und möchte Interessierten die Möglichkeit geben, einige der letzten Verse noch abzuschreiben.

Fehler sind erlaubt

Die ersten Ergebnisse sind so unterschiedlich wie ihre Abschreiber. Jede Seite sieht anders aus: Von ordentlich bis chaotisch sind saubere, krakelige und unbeholfene Handschriften dabei. „Es darf auch durchgestrichen werden“, erklärt Melnik. „Es muss nicht alles fehlerfrei präsentiert werden. Das können Grundschüler zum Beispiel auch gar nicht.“ Auch Wunschverse wie Konfirmations- oder Trausprüche konnten die Schreiber äußern. Melnik berücksichtigte sie immer soweit es ging.

Bibelabschreiben verleiht Flügel

Die Rückmeldungen, die sie bisher erreichten, waren durchweg positiv. Viele sind begeistert, an einem solchen Projekt mitarbeiten zu können. „Einige wollen nach dem ersten Kapitel gleich auch noch das zweite abschreiben.“ Melnik erinnert sich an einen Nachmittag, den sie einmal gestaltete, „Luthers Schreibstube“. Gemeinsam mit den Teilnehmern schrieb sie selbst einige Bibelkapitel aus den Psalmen ab. Das Ergebnis beschreibt sie ehrfurchtsvoll: „Als wir fertig waren, lagen mehrere Seiten mit unseren Abschriften auf der Tischmitte – das war unser Werk. Auch wenn wir längst nicht alle Psalmen abgeschrieben hatten.“ Die ruhige, wertschätzende und freundliche Atmosphäre beflügelte beim Abschreiben zusätzlich. Sie selbst schreibe hin und wieder zwischendurch einige Kapitel ab.

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Die Abschreibfreude hat auch Begleiterscheinungen. So erreichen Melnik Rückmeldungen, in denen Schreiber von einer neuen Beziehung zu den Bibeltexten erzählen: „Mit der Entschleunigung beim Abschreiben kommt die Bereitschaft, mit dem Text in eine Beziehung einzutreten. Das hat sich bei sehr, sehr vielen Schreibern eingestellt.“

Bisher sind noch nicht viele Abschriften bei Pfarrerin Melnik eingetroffen. Spätestens zum Redaktionsschluss am 31. August muss alles da sein. Für die Leerstellen hat sie dann noch eine kleine „Feuerwehr“ an Engagierten in der Hinterhand, welche die Lücken in einer Nachtaktion füllen werden. Aber das will keiner.

Jede Seite ein Einzelstück

Die Ergebnisse werden vor der Veröffentlichung auf Vollständigkeit gesichtet. So können auch Abschriften mit Randkommentaren rechtzeitig aussortiert werden. Die abgeschriebene Bibel soll unkommentiert sein. Bilder und Verzierungen um den Text sind jedoch erlaubt. Die Bedingung: Der weiße Rand um die Textlinien bleibt unberührt. So hat der Grafiker einen geringeren Arbeitsaufwand, um die rund 10.000 Seiten an Abschriften für den Druck vorzubereiten.

Einige Abschreiber haben sich die Mühe gemacht, den Text kaligrafisch zu verschönern. Wichtig war dabei, wie bei allen anderen Abschriften, dass hierfür ein schwarzschreibender Kugelschreiber verwendet wird. „Das klingt sehr banal. Für die Druckerei ist es aber ein wichtiges Detail. Alle anderen Farben verblassen mit der Zeit, sodass man an den Texten nicht sehr lange seine Freude hätte“, erläutert Melnik.

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Die einzige Ausgabe der von Hand abgeschriebenen Bibel soll im Reformationsgottesdienst am 31. Oktober in Duisburg präsentiert und danach öffentlich ausgestellt werden.

 

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