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EKD-Ratsvorsitzender Heinrich Bedford-Strohm wird 60

Mit Leidenschaft und unverwüstlichem Optimismus repräsentiert Heinrich Bedford-Strohm die deutschen Protestanten. Auch jenseits von Kirchenmauern setzt er sich für Notleidende und gegen Hass und Hetze ein. Der fromme Enthusiast wird nun 60 Jahre alt.

Von Achim Schmid (epd)

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An seinem 60. Geburtstag am 30. März wird Heinrich Bedford-Strohm eine ganz neue Erfahrung machen: Statt einer großen offiziellen Schar von Gratulanten in seinen verschiedenen Büros in München oder Hannover erwartet den Bischof wegen der Corona-Krise ein eher „stiller Geburtstag“. Diese erzwungene Ruhepause werde er aber sehr genießen, sagte er dem Evangelischen Pressedienst (epd) in einem Interview.

Gewöhnlich halten den Theologen, der aus einer bayerischen Pfarrersfamilie stammt, gleich zwei Terminkalender auf Trab – als Landesbischof steht er seit 2011 an der Spitze der knapp 2,4 Millionen evangelischen Christen in Bayern, zugleich ist er seit 2014 als Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) die Führungsfigur der rund 23 Millionen deutschen Protestanten.

Diese Spitzenämter füllt der weltzugewandte Lutheraner mit großem persönlichem Engagement, Überzeugungskraft und offensichtlicher Freude aus. Dabei ist ihm seine Prominenz, die ihn oft in die Nähe der großen Politik führt, hauptsächlich ein Mittel zum Zweck und die praktische Umsetzung seines theologischen Programms. Der Draht zum bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) und Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) ist kurz.

Wer fromm ist, muss auch politisch sein

Bereits als Theologieprofessor in Bamberg war Bedford-Strohm ein Vertreter der „Öffentlichen Theologie“ und damit einer Kirche, die nicht hinter Mauern agiert, sondern in ethischen Fragen Haltung nach außen zeigt: „Wer fromm ist, muss auch politisch sein“, dieses Zitat, das auf Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer zurückgeht, wendet er öfter an.

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Als Bischof erhebt Bedford-Strohm deshalb seine Stimme für den Klimaschutz, äußert sich zur Sterbehilfe, die seiner Überzeugung nach keinesfalls die unantastbare Würde des Menschen gefährden darf, und setzt sich für Menschen am Rand der Gesellschaft und in Notlagen ein – insbesondere für Flüchtlinge. Weil nach christlichem Gebot niemand im Mittelmeer ertrinken dürfe, hat er maßgeblich mitbewirkt, dass die Seenotrettungsorganisation Sea-Watch nun ein kirchliches Rettungsschiff betreibt. Von Anfeindungen im Internet und Morddrohungen hat er sich nicht beirren lassen.

Um Gehör zu finden, nutzt Bedford-Strohm alle möglichen Kanäle: die Kanzel, Interviews und schon früh die Sozialen Medien. Der Bischof ist auf Twitter und Facebook unterwegs und bemüht sich, die vielen Anfragen selbst zu beantworten. Auch dort kämpft er gegen Hassrede und forderte mehrfach eine Berufsethik für Entwickler von Algorithmen.

Berührungsängste hat er keine

Bedford-Strohm sucht, wo immer es nur geht, den Kontakt zu den Menschen – auf dem Fußballplatz als Amateurfußballer oder in der Kirche. Berührungsängste hat er keine, diskutiert ernsthaft mit Kritikern seines Engagements für Flüchtlinge vor der Frauenkirche in Dresden. Großes Amtsgetöse ist ihm fremd. Zu Terminen wie seinen traditionellen Besuchen in sozialen Einrichtung an Weihnachten kommt Bedford-Strohm nicht in Dienstlimousine plus Chauffeur, sondern fährt selbst mit einem unscheinbaren, dafür umweltschonenden Kleinwagen vor. Seine Weihnachtspredigt vor jungen Strafgefangenen in einem Jugendgefängnis fällt für die Zuhörer genauso engagiert und intensiv aus wie eine Ansprache bei einem Staatsakt.

Und regelmäßig ist der Bischof im Straßenbild zu sehen – auf dem Weg vom Münchner Landeskirchenamt zu einem Coffeeshop im nahe gelegenen Hauptbahnhof oder auf dem Fahrrad an einer Ampel. Dann ist Bedford-Strohm vielleicht gerade auf dem Weg zu seinem Freund, dem Münchner Erzbischof Kardinal Reinhard Marx.

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„Zeitinseln“ für die Familie

Kraftquelle ist dem Bischof die Familie – seine drei Söhne und seine Frau Deborah, eine Psychotherapeutin, die aus Amerika stammt und die das „Bedford“ zu dem jetzigen Doppelnamen des Bischofs beigesteuert hat. Sie wird von ihm „Debbie“ genannt und begleitet ihn häufig zu Veranstaltungen. Für seine Frau und die Söhne plant Bedford-Strohm regelmäßig „Zeitinseln“ in seine diversen Terminkalender ein. Dabei ist sich der Bischof auch nicht zu schade, bei dem Umzug einer seiner Söhne mit Hand anzulegen.

In Zukunft hat der Bischof vielleicht wieder mehr Zeit für seine Hobbies, wie Fußball und das Geigenspiel, und vor allem für seine Familie und den ersten Enkel. Denn im nächsten Jahr stehen Ratswahlen an. Bedford-Strohm lässt bisher offen, ob er dem Beispiel seines Freundes Marx folgt, der dieses Jahr nicht mehr für das Amt des Vorsitzenden der katholischen Deutschen Bischofskonferenz kandidiert hat. Dann könnte es sein, dass Bedford-Strohm nur noch einen Terminkalender hat.

Quelleepd

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