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Endzeit: Was bringt die Zukunft?

Verlockend scheint es, aus den Endzeittexten der Bibel einen genauen Fahrplan für die Zukunft und das Ende der Welt abzuleiten. Doch wer sich zu sehr auf die Endzeit und die Apokalypse konzentriert, könnte Entscheidendes verpassen: Die Verse sprechen in unser Hier und Jetzt.

Von Michael Schröder

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Es ist jetzt mehr als 25 Jahre her. Einer meiner Kollegen im Pastorendienst klagte sein Leid. In seiner Gemeinde kam es nahezu in jeder Bibelstunde dazu, dass sich die Teilnehmer zu Fragen der Endzeit in den Haaren lagen. Egal mit welchem Bibeltext man auch begann, am Ende drehten sich die Gespräche um Israel, um die Entrückung und das 1000-jährige Reich. Eine mühsame und letztlich auch ermüdende Angelegenheit. Das mögen vielleicht noch Nachwehen einer Bewegung gewesen sein, die besonders in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts in vielen Gemeinden zu spüren war. Bücher von Autoren wie Hal Lindsay wurden gelesen, und die entsprechenden endzeitlichen Bibelstellen wurden vielfach – meist sehr heftig und kontrovers – diskutiert. Die Hoffnung wurde genährt, die Wiederkunft Christi stehe unmittelbar bevor. Man meinte, klare Zeichen in der Weltgeschichte wiesen unmissverständlich darauf hin, wir seien die letzte Generation vor der Wiederkunft Christi. Die Staatsgründung Israels im Jahr 1948 ließe nur noch einen Zeitraum von 40 Jahren zu, und die Europäische Gemeinschaft mit ihren damals 10 Staaten sei das Tier mit den 10 Hörnern aus der Offenbarung.

Endzeit in der Bibel: Verheißungen für Entmutigte

Die geschichtliche Entwicklung hat solche Überzeugungen inzwischen hinfällig werden lassen, und Endzeitliteratur mit entsprechenden „Fahrplänen“ ist heute kaum noch zu finden. Diese Art von Umgang mit prophetischen Texten hat aber die latent vorhandene Skepsis bei vielen wachsen lassen. Können wir diese Stellen in der Bibel heute noch unbefangen lesen und in unsere heutige Zeit übertragen, wenn sich doch diese Deutungen als irrig herausgestellt haben? Sollten wir diese Zeilen nicht lieber beiseitelassen und uns mit den klareren Texten beschäftigen? Und überhaupt – was trägt denn die Vorstellung von der Wiederkunft Christi konkret zu unserem alltäglichen Glauben bei?

„Aussagen zur Endzeit sind somit zunächst und vor allem seelsorgerliche Zusagen an Menschen, die in der Gefahr stehen, angesichts von Krisen und Katastrophen den Glauben zu verlieren.“

Inzwischen ist eine Veränderung eingetreten. Die Einsicht ist vielerorts gewachsen, dass man das „Kind mit dem Bade ausschütte“, wenn man achtlos an den Stellen vorübergeht, die von der Endzeit handeln. Es geht aber nicht um die Einsicht in die Abläufe von bestimmten Ereignissen. Die Aussagen zu Gottes Eingreifen am Ende der Zeiten setzen viel grundsätzlicher an. Das wird besonders an den Stellen im Alten Testament deutlich. Immer dann, wenn das Volk Israel Zeiten der Krisen erlebte und glaubte, es gebe keine Hoffnung mehr, konnten die Menschen erleben, wie ihnen durch die Propheten Mut zugesprochen und verheißen wurde, dass sich Gott wieder seinem Volk zuwenden werde. Als die Menschen des sogenannten Südreichs Juda 586 v. Chr. nach Babylon verbannt wurden, ließ sich die Zeit des Exils nur ertragen, weil ihnen die Treue Gottes vor Augen gestellt wurde; er werde sie auch in der Fremde nicht aufgeben. Aussagen zur Endzeit sind somit zunächst und vor allem seelsorgerliche Zusagen an Menschen, die in der Gefahr stehen, angesichts von Krisen und Katastrophen den Glauben zu verlieren. Sie sollen wissen, dass sich Gott ihnen wieder zuwenden wird, allen momentanen Gegebenheiten zum Trotz.

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Es hat begonnen!

Jesus selbst beginnt seine öffentliche Tätigkeit mit dem Hinweis auf die Verheißungen der Propheten und mit der Aussage, dass die Herrschaft Gottes mit ihm angefangen hat. Die Botschaft vom Reich Gottes (genauer: von der Königsherrschaft Gottes) markiert eine klare Zäsur. Die alte Zeit ist zu ihrem Ende gekommen, mit Jesus beginnt etwas Neues. Menschen werden in ihrer Gottesbeziehung heil, sie werden frei und sie werden auch von ihren körperlichen Gebrechen geheilt. Viele von Jesu Zuhörern waren der Meinung, dass sich diese neue Zeit in allen Bereichen sichtbar zeigen werde, es werde nun jetzt wirklich alles neu. Jesus ist diesem Enthusiasmus entgegengetreten. Die Vollendung steht noch aus, sie ist erst zu einem späteren Zeitpunkt zu erwarten, nämlich dann, wenn der Menschensohn sichtbar für alle Menschen wiederkommen werde.

Leben in der Zwischenzeit

Der Anfang ist mit dem Wirken Jesu gemacht, die Vollendung steht aus, und wir leben in dieser Zwischenzeit. Wir erleben Herausforderungen, wenn sich so wenig von der Macht Gottes zu zeigen scheint. Wir sind mit der Realität des Todes konfrontiert und seufzen und leiden unter den Bedingungen dieser Welt. Wenn nun die neue Welt Gottes verheißen ist, so ist damit nicht eine billige Vertröstung auf bessere Zeiten gemeint. Es ist die Hoffnung, dass sich die jetzt begonnene Gottesgemeinschaft dann ganz unmittelbar erleben lässt. Wir werden mit unserem Herrn zusammen sein und ihn von Angesicht zu Angesicht sehen. Diese Hoffnung ist allein darin begründet, dass Gott, der Herr, seinen Sohn von den Toten zu neuem Leben auferweckt hat. So wie er an ihm gehandelt hat, so wird er auch an uns handeln.


Dieser Artikel ist zuerst im Hauskreis-Magazin erschienen, das wie jesus.de zum SCM Bundes-Verlag gehört.

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