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Evangelische Kirche: „Dramatisch zu wenige Frauen an der Spitze“

25 Jahre nach der Wahl der weltweit ersten lutherischen Bischöfin in Deutschland fordern Theologinnen mehr Frauen in kirchlichen Führungspositionen. An der Spitze der Kirche gebe es „dramatisch zu wenige Frauen“, sagt die Auslandsbischöfin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Petra Bosse-Huber.

Am 4. April 1992 wählte die Synode der damaligen Nordelbischen Kirche die 47-jährige Theologin Maria Jepsen zur weltweit ersten evangelisch-lutherischen Bischöfin. Das Bischofsamt in der Nordelbischen Kirche war dreigeteilt, Jepsen wurde für den Sprengel Hamburg zur Bischöfin gewählt.

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Das Amt bekleidete die als fortschrittlich und feministisch geltende Theologin inklusive ihrer Wiederwahl nach zehn Jahren insgesamt 18 Jahre lang. Nachdem Fälle sexuellen Missbrauchs durch einen Pastor in Ahrensburg bekanntgeworden waren, trat die 65-Jährige im Juli 2010 zurück. Die Opfer hätten „ein deutliches, sichtbares Zeichen“ gebraucht, sagte sie damals. Sie habe sich zwar nichts vorzuwerfen, habe aber „Schaden abwenden“ wollen von Kirche und Bischofsamt.

Nur 15 Prozent Frauen an EKD-Spitze

Heute gebe es an der Spitze der evangelischen Kirche „dramatisch zu wenige Frauen, gerade einmal 15 Prozent“, sagte Auslandsbischöfin Bosse-Huber dem Evangelischen Pressedienst (epd) und nannte drei weibliche leitende Geistliche in den 20 Landeskirchen: Sprengel-Bischöfin Kirsten Fehrs in der Nordkirche, Landesbischöfin Ilse Junkermann in der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland und die Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, Annette Kurschus.

Auch in der mittleren Ebene, Leitungsämter auf Bezirksebene zwischen Gemeinden und Landeskirche, sind die Frauen noch unterrepräsentiert. Während der Frauenanteil im Pfarrdienst aktuell bei rund 37 Prozent liegt, lag er laut Gleichstellungsatlas der evangelischen Kirche auf der mittleren Leitungsebene im Jahr 2013 bei 21 Prozent.

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Ueberschär: „Der Mutter-Kult ist tief verwurzelt“ 

Für eine Frauenquote von 50 Prozent plädiert die Generalsekretärin des Kirchentags, Ellen Ueberschär. Hätten sich die Frauen in Top-Positionen etabliert, brauche es auch die Quote nicht mehr. Als Gründe für den geringen Frauenanteil zählen die Expertinnen sowohl schlechte Bedingungen und Vorurteile gegenüber weiblichen Führungskräften auf als auch Vorbehalte und mangelndes Selbstbewusstsein der Frauen selbst. Ein Grund sei der „lange Schatten der mentalen Prägung“, sagte Ueberschär: „Der Mutter-Kult ist tief verwurzelt.“ Die Kirche müsse den Frauen endlich das schlechte Gewissen nehmen. Es sei möglich, dass Frauen „ihre Gaben beruflich einsetzen und gleichzeitig Verantwortung für Kinder übernehmen.“

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