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„Familienpapier“: Theologen fordern von EKD mehr Klarheit

Die Debatte um das EKD-Familienpapier ist längst nicht vorbei. Ein wissenschaftliches Symposium hat am Samstag gezeigt, wo die EKD noch Klärungsbedarf hat. Bereits die Synode wird das Thema im November wieder auf der Tagesordnung haben.

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 Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) ringt weiter um ihr Verhältnis zu Ehe und Familie. Der Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider sagte bei einem Symposium am Samstag in Berlin, dass sich auch die EKD-Synode im November in Düsseldorf mit dem umstrittenen Familienpapier beschäftigen werde. Zuvor hatten namhafte Theologieprofessoren über den Stellenwert der Ehe in der evangelischen Kirche und die biblischen Bezüge diskutiert.

 Der Berliner Hochschullehrer Christoph Markschies sagte, dass das Verhältnis der Institutionen Ehe und Familie weiter bearbeitet werden müsse. Die EKD müsse sich die Frage stellen: "Was verstehen wir unter Ehe und wie verhält sich das zur Familie?" Er erwarte dazu ein "klares Zeugnis", so Markschies.

 Der Heidelberger Professor Wilfried Härle begrüßte, dass hochrangige EKD-Vertreter inzwischen klargestellt hätten, am Leitbild der Ehe solle festgehalten werden. Sein Kollege Klaus Tanner kritisierte: "Wer Sozial- und Familienpolitik machen will, begibt sich auf das Feld der Parteipolitik." Das Bundesverfassungsgericht habe für die Autoren des EKD-Papiers "als unhinterfragbare Autoritätsinstanz" gegolten.

 Die Hamburger Hochschullehrerin Christine Gerber verwies darauf, dass das Neue Testament nicht von Ehe und Familie im heutigen Sinn spreche. Es sei im Sinne Jesu, die Verbindlichkeit der Beziehungen in den Mittelpunkt zu stellen.

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 Friedrich Wilhelm Horn von der Universität Mainz erklärte, im Neuen Testament gebe es außer der Ehe keine anderen partnerschaftlichen Lebensformen. Er selbst bejahe das Recht auf homosexuelle Lebenspartnerschaften, obwohl diese in der Bibel verurteilt würden. Er kritisierte aber an der Orientierungshilfe der EKD, es sei in keiner Weise notwendig, "die Ehe abzuwerten, um eine Offenheit für andere Lebensformen zu gewinnen".

 Die am Symposium beteiligten Professoren schlossen sich der Meinung zahlreicher Kritiker an dem EKD-Papier an, es habe Schwächen bei der Bewertung der theologischen Grundlagen. Schneider kündigte an, dass bis zur EKD-Synode eine Textsammlung mit Expertenvorträgen und Diskussionsbeiträgen zum Familienpapier herausgeben werden soll.

 In der Mitte Juni veröffentlichen Orientierungshilfe unter dem Titel "Zwischen Autonomie und Angewiesenheit – Familie als verlässliche Gemeinschaft stärken" wird eine Anerkennung aller Familienformen gefordert. Dabei schließen die Autoren auch homosexuelle Lebenspartnerschaften und Patchworkfamilien ein. Katholiken, aber auch prominente Vertreter der Protestanten kritisierten dies scharf, weil in ihren Augen die traditionelle Ehe zwischen Mann und Frau dadurch entwertet würde.

 Der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung, der an der Erarbeitung des EKD-Familienpapiers mitgewirkt hat, warb indes dafür, in Kirche und Diakonie alle Formen von Familie wertzuschätzen und seelsorgerlich zu begleiten. Dies gelte auch für gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften, sagte Jung der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Samstagsausgabe). Entscheidend sei die "Qualität von Beziehungen" und nicht eine bestimmte Lebensform, sagte Jung.

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 Der katholische Ökumene-Bischof Gerhard Feige sagte in Magdeburg, Menschen, die ohne Trauschein zusammenleben oder homosexuell veranlagt sind, müsse die Sorge der Christen genauso gelten wie denen, die eher ihren Vorstellungen und Idealen entsprechen. Solche Verbindungen aber als völlig der Ehe gleich anzusehen oder sie gar aktiv zu fördern, sei missverstandene Toleranz.

(Quelle: epd)

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