- Werbung -

Frauenkirche in Dresden: Touristenmagnet und Ort der Versöhnung

Sonntagabend, kurz vor sechs. In ein paar Minuten beginnt der Gottesdienst in der Dresdner Frauenkirche. Ein wenig Regen, ein wenig Sonne und es kommt, wie es kommen muss: Ein Regenbogen erscheint am Himmel – und wölbt sich direkt über der Kuppel des barocken Dresdner Wahrzeichens. Fast zu schön, um wahr zu sein.

- Werbung -

 Es ist ein Bild mit Symbolkraft. In der Bibel ist der Regenbogen ein Zeichen der Versöhnung zwischen Gott und Menschen. Und auch die Frauenkirche ist mittlerweile zum Sinnbild für Frieden und Versöhnung geworden.

 Das hat vor allem mit ihrer wechselvollen Geschichte zu tun. Kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges, im Februar 1945, bombardierten die Alliierten die sächsische Landeshauptstadt. Die Altstadt Dresdens wurde fast vollständig zerstört – und mit ihr auch die Frauenkirche. Ein Wiederaufbau war erst nach dem Untergang der DDR möglich. "Nach dem Krieg und dem Schmelzen der beiden Blöcke wollte man Schritte der Versöhnung gehen und ein gemeinsames Bauwerk erschaffen. An dieser Stelle ist auch durch die Kirche Versöhnung deutlich geworden", erklärt Frauenkirchenpfarrer Holger Treutmann. 2005 konnte der neu errichtete Kirchenbau schließlich geweiht werden. Seither haben mehr als 14 Millionen Menschen aus aller Welt die Frauenkirche besucht.

 Auch an diesem Sonntagabend strömen immer noch Touristen in Richtung Eingang – werden jedoch ausnahmsweise einmal aufgehalten: "Möchten Sie in den Gottesdienst?" Die einen lehnen dankend ab und drehen um. Andere wiederum nicken und suchen sich einen Platz in der bereits zu drei Vierteln gefüllten Kirche. Es ist eine bunte Mischung, die sich da bei den Gottesdiensten und den täglich stattfindenden Andachten zusammenfindet: gläubige Christen verschiedener Konfessionen und Angehörige anderer Religionen, Dresdner und internationale Gäste. Besonders freut sich Pfarrer Treutmann darüber, dass auch viele Menschen in die Frauenkirche kommen, die sonst "eher selten ihren Fuß in eine Kirche setzen."
 
 Natürlich weiß Treutmann um die Herausforderungen, vor denen ein solcher Touristenmagnet wie die Frauenkirche steht: "Hier gibt es eine ständig wechselnde Gemeinde. Jeden Tag sind andere Gäste da. Die bilden für mich aber auch wirklich die Gemeinde, der ich mit der Botschaft des Evangeliums begegnen will." Ohne die vielen haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter wäre die Arbeit der Frauenkirche jedoch nicht möglich, betont der Pfarrer.

 Seelsorge ist eine der Aufgaben, die so gemeinsam gestemmt werden – als Teil der "Offenen Kirche". Während die Besucherströme durch die Gänge fließen, sind Gäste, die etwas auf dem Herzen haben, eingeladen, sich an Holger Treutmann und seine Mitarbeiter zu wenden. "Es ist hochinteressant, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen, auch etwas über ihren persönlichen Hintergrund zu erfahren." Es seien nicht immer die ganz großen Nöte, mit denen die Menschen zu ihnen kämen. Viele erzählten auch über ihre Gemeinden oder davon, dass sie zwar aus der Kirche ausgetreten seien, der Glaube aber dennoch eine Rolle für sie spiele.

- Werbung -

 Mächtig erklingt die Orgel. Eine Fuge von Bach. Die Gottesdienstbesucher schweigen andächtig, lassen ihre Blicke schweifen – nach oben zur Kuppel, die sich über den kreisrunden Kirchenraum wölbt; nach vorn, zum Altarbild, auf dem Jesus im Garten Gethsemane zu sehen ist. Die letzten Töne verklingen. Dr. Christoph Münchow, ehemaliger Oberlandeskirchenrat, tritt auf die Kanzel. Er wird die Predigt halten und auch durch die Liturgie führen. Münchow spricht vom Glauben an Jesus Christus, dem undament des eigenen Lebens. Immer wieder kommt er in seinen Ausführungen auch auf die Architektur der Frauenkirche zurück – die auf ihre Weise ebenfalls zu den Gottesdienstbesuchern predigt. Nichts wurde bei ihrer Gestaltung dem Zufall überlassen.

 Schon in der Bauweise spiegele sich wider, dass die Frauenkirche eine evangelische Kirche sei, wie Pfarrer Treutmann erklärt: "Der Kirchenbauer George Bähr wollte eine protestantische Kirche bauen. Das lässt sich zum Beispiel daran erkennen, dass die Kanzel den Übergangspunkt zwischen Altarraum und Versammlungsraum der Gemeinde bildet und sich genau im Zentrum der Kirche befindet. Die Verkündigung des Evangeliums von Jesus Christus steht also sozusagen ganz in die Mitte dieser Architektur und auch des geistlichen Lebens." Genau dies sei auch Martin Luthers Anliegen gewesen: das "Wort" ins Zentrum zu rücken.

 
Eine evangelische Kirche vom Fundament bis zur Spitze sozusagen – die sich für die Ökumene einsetzt. So wird beispielsweise einmal im Monat ein anglikanischer Gottesdienst in der Frauenkirche gefeiert. Pfarrer Treutmann erklärt: "Zur Church of England haben wir eine ganz besondere Beziehung. Auch unser neues Kuppelkreuz ist ein Geschenk aus England." Ebenfalls ein Zeichen der Versöhnung nach Krieg und Zerstörung – auf beiden Seiten. „"s ist unser Anliegen, dass wir auch den nachfolgenden Generationen diese Geschichte erzählen und zur Versöhnung ermutigen in den heutigen Lebenssituationen." 

(Quelle: jesus.de)

Konnten wir dich inspirieren?

Jesus.de ist gemeinnützig und spendenfinanziert – christlicher, positiver Journalismus für Menschen, die aus dem Glauben leben wollen. Magst du uns helfen, das Angebot finanziell mitzutragen?

NEWSLETTER

BLICKPUNKT - unser Tagesrückblick
täglich von Mo. bis Fr.

Wie wir Deine persönlichen Daten schützen, erfährst du in unserer Datenschutzerklärung.
Abmeldung im NL selbst oder per Mail an info@jesus.de

Zuletzt veröffentlicht