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Gerlinde Baumann: Gewalt in der Bibel nicht ignorieren

Beim Kirchentags-Podium zum Thema „Gewalt und Religion“ präsentieren die drei Referenten ein breites Bild: vom Christentum als Gewaltförderer bis zu den Christen als Friedensbringer.

Von Nathanael Ullmann

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Über Gewalt in der Bibel, Amerika und den religiösen Weltherrschaftsdrang sprechen Gerlinde Baumann, Jim Winkler und Wolfgang Reinhard beim Podium „Gewalt und Religion“ auf dem Kirchentag. Sie kommen zu sehr unterschiedlichen Schlüssen.

Theologin Gerlinde Baumann vergleicht die Bibel mit einer Schatzkiste voller Edelsteine. Darunter seien Edelsteine, die „gefährlich funkeln“. Damit meint sie die wiederkehrende Gewalt als Thema. Mit unserer heutigen Zeit seien Texte über Züchtigung der Kinder oder Gewalt an Frauen nicht mehr überein zu bringen: „Diese Texte entstammen einer anderen Welt.“ Sie plädiert in ihrer Rede jedoch dafür, die Texte nicht alle beiseite zu lassen: „Wir dürfen sie nicht denen überlassen, die das Christentum damit pauschal angreifen wollen.“

Gerlinde Baumann steht am Rednerpult. Im Hintergrund sitzen weitere Redner.
Drei Redner kamen bei der Podiumsdiskussion zu Wort. Foto: Jesus.de / Nathanael Ullmann

Allerdings brauche es nicht nur eine sprachliche Übersetzungsarbeit, sondern auch eine kulturelle. Die damaligen Texte müssten in die heutige Zeit übertragen werden. Mehrere Methoden schlägt sie vor, um mit Gewalt in der Bibel umzugehen. So sei beispielsweise in der Bibel der Gott der Gewalt in gewissen Passagen schon relativiert und hervorzuheben. Möglich sei auch, Bibeltexte zu gewichten, wie Luther zum Beispiel Jesus ins Zentrum zu stellen.

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Amerika als Gewaltstätte

Jim Winkler, Präsident und Generalsekretär National Council of the Churches of Christ, feuerte in seiner Rede vor allem gegen sein Herkunftsland Amerika: „Ich komme aus einer der gewalttätigsten Nationen der Welt“, sagt er zu Beginn seiner Rede. An den Händen Amerikas klebe das Blut von Millionen. Das steht für ihn im Gegensatz zu den Führern des Landes, die sich zum Großteil als Christen bezeichnen.

Jim Winkler spricht am Rednerpult
Jim Winkler sieht Amerika als Gewaltnation. Foto: Jesus.de / Nathanael Ullmann

„Wie kann es sein, dass so viele Christen denken, dass sie das Recht haben, eine Waffe zu besitzen?“, fragt er in die Runde. Dass man Waffenbesitz als gottgegeben bezeichne, sei eine Fehlinterpretation der Bibel. Auch die Gewalt gegen die Schöpfung brachte er zur Sprache: „Ist es ein Wunder, dass junge Menschen die Kirche verlassen?“ Schließlich trete man die Schöpfung mit Füßen. Die einzige Möglichkeit, Gewalt zu überwinden, sei, dass Christen zusammenkämen, um Liebe und Versöhnung zu leben.

Historiker: Christentum ist gewalttätig

Religion als Multiplikator von Gewalt stellte der Historiker Wolfgang Reinhard in den Fokus seines Kurzimpulses. Zwar machte er klar, dass Religion als solche keine Gewalt auslösen könne. Denn die Religion gebe es nur im Plural – es gebe also viele Religionen und nicht nur die eine. Auch war er deutlich darin, dass Gewalt unabhängig von Religion existiert.

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Trotzdem macht er klar: Weltreligionen sind ursprünglich nicht friedlich: „Auch das Christentum strebt nach einer Art von Weltherrschaft.“ Mit ihrem erobernden Gott hätten die Christen eine besondere Gewaltkultur hervorgebracht. Menschen seien zum „rechten Glauben“ bekehrt worden. Die Gewalt in der Religion sieht Reinhard vielfältig. Sie reicht von der psychischen Gewalt bei der Frage „Was werden die Leute sagen, wenn ich nicht zur Kirche gehe?“ bis hin zur Misshandlung. Passagen wie die Bergpredigt bezeichnet er in der anschließenden Diskussionsrunde als „Fremdkörper“ in der Religionsgeschichte – Ausnahmen, die die Regel bestätigen.

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