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Geschäftsführerin, Mutter, Corona – Leben am Limit

Gastautorin Viktoria Zwerschke hat die Coronakrise besonders hart getroffen. Für die Geschäftsführerin des deutschen Zweigs einer Hilfsorganisation hatte der Tag plötzlich zu wenig Stunden. Geholfen hat ihr der Blick auf Jesus.

Mein Name ist Viktoria Zwerschke. Ich bin Christ, Ehefrau und Mutter eines zweijährigen Kindes. Mein Mann und ich sind in Vollzeit berufstätig. Die Aufgaben im Haushalt und die Kindererziehung teilen wir uns. Als Geschäftsführerin des deutschen Zweigs der international tätigen Hilfsorganisation Medair ist es schwer, nach acht Stunden den Rechner auszuschalten. Es gibt einfach immer etwas zu tun: Neue Mitarbeiter suchen; Förderanträge schreiben; Kommunikationsmaßnahmen abstimmen; mit dem Vorstand oder den internationalen Kollegen sprechen; Rechnungen prüfen … um nur einen kleinen Ausschnitt der Aufgaben aufzuzählen.

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Vor dem „Ausnahmezustand“ durch COVID-19 waren die Tage voll, aber realistisch organisiert und geplant. Es blieb immer Zeit für Mann und Kind. Klar, als Geschäftsführerin schaut man nicht auf die halbe Überstunde am Abend oder die zwei Stunden am Wochenende. Aber in den Wochen nach Schließung von Kitas, Schulen und folglich auch des Tagesmutterangebots konnte ich planen und organisieren wie ich wollte. Der Tag hatte zu wenig Stunden.

Krise überall

Die Schwerpunktarbeit unserer Organisation sind Krisen wie die Coronakrise. Nur treten diese Krisen eben in armen Regionen der Welt auf, nicht vor der eigenen Haustür. Da heißen sie Masern, Hunger, Ebola  Überschwemmung oder Vertreibung. Die Organisation hat mehr als 30 Jahre Erfahrung darin, auf solche Krisen zu reagieren und Menschen in Not mit Würde und Respekt zu begegnen. Jetzt, im April 2020, sitze ich in Deutschland, und frage mich, wer hier eigentlich Mensch in Not ist. Zum einen beschäftige ich mich damit, Projektbudgets für COVID-19-Einsätze in Bangladesch, Afghanistan, Libanon oder der Demokratischen Republik Kongo zu prüfen. Zum anderen droht mir das Familienleben über den Kopf zu wachsen.

Ich bin dankbar für die heutige Technik, die den Alltag erleichtert. Nein, ich meine nicht die Videokonferenz mit den Kollegen, sondern den kleinen Saugroboter, den wir seit Kurzem besitzen. Der beseitigt zumindest den gröbsten Dreck. Schön wäre es, wenn er auch noch Wäsche waschen, trocken und falten könnte. Was würden Einbrecher sagen, wenn sie über die Wäscheberge im Schlafzimmer fallen? – Klingt vielleicht komisch, aber auch solche Gedanken geben mir regelmäßig das Gefühl, nicht allen Erwartungen gerecht zu werden.

Jammern auf hohem Niveau

Was hat geholfen in der Krise?

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  • Zuallererst wohl das Bewusstsein, dass ich auf hohem Niveau jammere. Wir sind zwei Erwachsene und haben ein Kind. Wie muss es wohl den Alleinerziehenden mit mehreren Kindern ergehen? Oder denen, die trotz fehlender Kinderbetreuung zur Arbeit gehen müssen, statt im Homeoffice zu arbeiten? Oder der Kollegin in Frankreich, die in einer ähnlichen familiären und beruflichen Situation ist wie ich. Die durfte die Wohnung nicht ohne triftigen Grund verlassen – und mit einem solchen nur für eine Stunde täglich.
  • Auch Freunde, die unsere Not gesehen und geholfen haben, wo sie konnten, waren eine enorme Unterstützung. Zum Beispiel konnten wir mit unserem Sohn regelmäßige Ausflüge in den Sandkasten eines Bekannten machen. Das Leben im Dachgeschoss einer Stadtwohnung ohne Balkon wäre auf Dauer kaum auszuhalten gewesen.
  • Das Bewusstsein, dass meine Kolleginnen und Kollegen während der morgendlichen Andacht für mich und unsere Familie beteten, hat mich getröstet und motiviert. Ich selbst konnte meist nicht teilnehmen, weil wir uns mit den Arbeitsschichten abgewechselt haben: mein Mann morgens und ich nachmittags. Aber ich wusste mich mitgetragen.
  • Eine steile Lernkurve, dass ich nicht alles schaffen muss. Und die damit verbundene Erkenntnis, dass die Welt sich dennoch weiterdreht. Ich hätte es wissen können. Denn bei Medair sagen wir auch, dass es letzten Endes nicht von uns abhängt, dass Menschen in Not gerettet werden. Natürlich geben wir unser Bestes. Letztlich retten kann aber nur Jesus.

Kurz gesagt: Der Blick auf das Positive, das Entlastende und auf die „Ruhe-Inseln“ um mich rum, haben mir durch die Wochen geholfen.

Jesus trägt

Nach vier Woche Ausnahmezustand wäre beinah wieder ein bisschen Normalität eingekehrt. Der Beruf meines Mannes wurde als systemrelevant eingestuft. Jetzt hätten wir unser Kind wieder zur Tagesmutter bringen können. Die Nachtschichten im Home-Office hätten reduziert, die Zeit fürs Kind hätte gesteigert werden können. Aber die Tagesmutter war selbst in Quarantäne, konnte den Jungen nicht nehmen. Wir haben uns entschieden, es nicht als totalen Rückschlag wahrzunehmen. Stattdessen haben wir an das gedacht, was wir in den Wochen vorher gelernt hatten: Es geht weiter. Wir sind nicht allein. Jesus trägt uns. Und tatsächlich fanden wir ein paar Tage später eine neue Tagesmutter, bei der der Junge viel Freude erlebt.

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