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Influencerin Jana Highholder: „Dieses crazy Leben hat schon seinen Preis“

Jana Highholder wurde schon als Jugendliche auf Social Media mit Glaubensthemen bekannt. Inzwischen versucht sie sich besser zu schützen.

Jana, du bist Autorin, Predigerin, Ärztin, Influencerin, YouTuberin … Wie kommst du damit klar?

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Jana Highholder: Ich habe immer gesagt, ich führe ein Leben zwischen Bühne und Schreibtisch, zwischen den Extremen. Von Montag bis Freitag war meine Zeit von meinem Medizinstudium gefüllt und an den Wochenenden war ich unterwegs. Ich bin in den letzten Jahren so ein Tempo gelaufen und habe ein ungewöhnliches Leben geführt.

Ich habe unfassbar krasse, extreme, wertvolle Erfahrungen gemacht, die andere wahrscheinlich nie oder viel später in ihrem Leben machen. Auf dem Weg habe ich aber Menschen verloren, die auf die Dauer nicht so viel Verständnis hatten.

Es sind eben nicht nur die Momente auf der Bühne, sondern auch super viel drumherum, zum Beispiel Reisezeit oder Wochenendpläne. Ich weiß nicht, ob ich den Weg gewählt hätte, wenn ich das mit 14 oder 15 Jahren gewusst hätte. Dieses crazy Leben hat schon seinen Preis.

Ist es das denn wert?

Highholder: Ich sag’ mal so: Gott ist mir alles wert und dass das Evangelium zu den Menschen kommt. Ich will, dass Menschen zu Jesus kommen und bei ihm bleiben, dafür schlägt wirklich mein Herz. Das kostet mich viel. Aber solange Gott mir das anvertraut, will ich es treu tun.

Mir geht es nicht darum, die erfolgreichste Influencerin zu sein. Wenn ich in zehn Jahren etwas anderes tue, ist das auch in Ordnung. Ich glaube hundertprozentig, dass Gott einen guten Plan hat, dass er weiß, was die Wünsche unseres Herzens sind und dass er uns auf seinen Wegen dorthin führt.

Wie geht es dir, wenn du als Speakerin auf großen Bühnen vor vielen Menschen stehst?

Highholder: In meiner Vorbereitung spreche ich mit Gott und versuche herauszufinden, was er durch mich sagen möchte. Ich gebe mein Bestes, im Rahmen meiner Möglichkeiten. Dadurch kann ich in dieser Ruhe auf die Bühne gehen, mit dem Wissen: Gott hat heute durch mich etwas zu sagen. Darauf freue ich mich. Mir geht es gar nicht darum, die Performance bestmöglich zu machen, zu überlegen, ob dieses oder jenes Wort besser ist. Ich bin eigentlich freudig gespannt auf das, was Gott tun will.

Du stehst nicht nur auf der Bühne, sondern bist auch online unterwegs und schreibst Bücher. Welche ist deine liebste Plattform, um deine Gedanken zu teilen?

Highholder: Von allen Dingen mag ich die Bühne am liebsten. Da bin ich in meinem Element, da blühe ich auf. Aber ich glaube, den größten Effekt haben meine Bücher. Wenn ich überlege, wie viele Bücher ich geschrieben habe und wie viele tausend Exemplare es davon gibt. Das heißt ja eigentlich, dass jeden Tag irgendjemand ein paar Zeilen davon liest.

Das denke ich auch bei meinen YouTube-Videos. Den „Jana“-Kanal bespiele ich nicht mehr, aber ich weiß, dass die Videos viel im Religionsunterricht verwendet wurden und immer noch gefunden werden, wenn man zum Beispiel „Glaube und Zweifel“ sucht.

„Ich glaube, wir hören so viele Predigten und Shortcuts von Geschichten aus dem ‚Danach‘. Das sind bejubelnswerte Zeugnisse. Aber mit diesen Stories kreieren wir Hochglanzleben, die nicht der Realität entsprechen.“

Jana Highholder
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Bei Instagram zeigst du offen deine Hoch- und Tiefphasen in deiner Beziehung mit Gott. Warum?

Highholder: Ich höre oft Predigten von Leuten, die sagen: „Damals vor fünf Jahren, da war ich in dem großen tiefen Tal, aber dann hat Gott mich gerettet und alles ist anders geworden.“ Und dann sitze ich in diesem Gottesdienst und frage mich: Wie genau? Was war der Moment oder der Prozess? Wie kann es sein, dass es sich bei mir nicht verändert? Ich glaube, wir hören so viele Predigten und Shortcuts von Geschichten aus dem „Danach“. Das sind bejubelnswerte Zeugnisse. Aber mit diesen Stories kreieren wir Hochglanzleben, die nicht der Realität entsprechen.

Wenn ich mir wirklich überlege, was den Menschen hilft, dann glaube ich, dass es der Prozess ist, der Weg. Wir als Prediger oder als Leute mit Einfluss haben Verantwortung – nicht nur für den Moment auf der Bühne, sondern auch für das, was wir im Leben der Menschen hinterlassen, die am Montag wieder in ihren Alltag starten. Ich wünsche mir mehr von diesem echten Mittendrin. Denn das ist das Leben.

Wie entscheidest du, was du postest und was du privat hältst?

Highholder: Das hat sich über die Jahre verändert. Früher war ich noch viel transparenter. Ich habe aber erlebt und gemerkt, wie viele Leute es nicht gut mit mir meinen. Wenn ich zum Beispiel gerade eine schwierige Situation erlebe, dann kann ich um Gebet bitten – muss aber nicht direkt alle Details teilen und Drama verbreiten.

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Ich weiß, dass es blöd ist, weil die Leute natürlich neugierig sind. Aber der Grund tut ja eigentlich nichts zur Sache. Oder wenn man sagt, dass man in einer Beziehung ist. Dann willst du ja nur wissen, mit wem, weil du auf seine Seite gehen willst und schauen: Ist der attraktiv genug, fromm genug, smart genug? Ich versuche, mich da heute mehr zu schützen.

Ich muss mir auch eingestehen, dass ich heute mehr Furcht habe als früher. Ich habe einige Shitstorms überstanden. Das macht etwas mit dem eigenen Herzen. Ich will mich nicht mehr so in die Wellen werfen.

In der christlichen Social Media-Szene sind die Fronten teilweise verhärtet. Meinungen stehen einander gegenüber und Austausch ist schwierig. Was würdest du dir wünschen?

Highholder: Ich glaube, es wäre generell besser, wenn wir alle viel weniger auf Social Media sind. Die Lösung liegt nicht darin, dass man seine Strategie auf Instagram verbessert, sondern dass man die Gespräche neben Instagram, im echten Leben, verstärkt und sich darin austauscht.

Eigentlich ist es mir völlig egal, ob du meine Beiträge auf Instagram likest oder kommentierst, solange du dich mit mir an einen Tisch setzen und Kaffee trinken kannst und wir uns unterhalten können. Ich glaube, darum geht es eigentlich.

Vielen Dank für das Gespräch!

Die Fragen stellte Linda Hornischer.


Ausgabe 4/23

Dieses Interview ist zuerst in der Jugendzeitschrift Teensmag erschienen. Teensmag ist Teil des SCM Bundes-Verlags, zu dem auch Jesus.de gehört.

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2 Kommentare

  1. „Ich höre oft Predigten von Leuten, die sagen: „Damals vor fünf Jahren, da war ich in dem großen tiefen Tal, aber dann hat Gott mich gerettet und alles ist anders geworden.“ Und dann sitze ich in diesem Gottesdienst und frage mich: Wie genau? Was war der Moment oder der Prozess? Wie kann es sein, dass es sich bei mir nicht verändert?“ – Genau das ist es. Es ist alles ein Prozess. Bei mir hat es auch Jahre gedauert, ehe ich durch die Arbeit an mir selbst mich (ohne Medikamente und ärztliche Hilfe) aus meinen depressionen und anderen seelischen Erkrankungen befreien konnte. Nicht etwa durch „Gebet“, wie man dieses überlicherweise versteht: https://www.academia.edu/88153640/Gottes_verpasste_Chancen_

  2. Eine Frau die sich nicht über sich selbst erhebt

    Jana Highholder:“ Ich sag’ mal so: Gott ist mir alles wert und dass das Evangelium zu den Menschen kommt. Ich will, dass Menschen zu Jesus kommen und bei ihm bleiben, dafür schlägt wirklich mein Herz. Das kostet mich viel. Aber solange Gott mir das anvertraut, will ich es treu tun“! Ich glaube, dies ist das Zentrale ihrer Ausführungen. Dass in den sozialen Medien, (ich meine vor allem in den christlichen sozialen Medien) harte nicht selten entgegengesetzte absolute Wahrheiten in den Raum gestellt werden, mag die Influencerin und YouTuberin auch benennen. Nun fängt auch die (christliche !) Toleranz dort an, wo ich mich selbst, auch gerade was meinen Glauben betrifft, überhaupt nicht mit absoluten Glaubens-Wahrheiten schmücken sollte. Allein deswegen, weil nur Gott selbst absolut ist, sowohl in seiner Liebe, seiner Macht und seiner Unendlichkeit, als auch eine alle Dinge umfassende Wirklichkeit. Daher sehen wir ja ihn als Schöpfer, Jesus Christus und den Heiligen Geist nicht als eine in Dreiheit geteilte Person im irdischen Sinne – also so, als man daraus fast eine Formel oder ein fertiges Bild machen könnte. Den Schöpfer selbst sehen wir heute nur wie in einem Dunklen Spiegel, aber erst in Gottes Neuer Welt von Angesicht zu Angesicht. Daher sagt die Predigerin, die sie ja auch ist, etwas sympathisch richtiges: …..“solange du dich mit mir an einen Tisch setzen und Kaffee trinken kannst und wir uns unterhalten können, (dann entsteht Dialog). Ich glaube, darum geht es eigentlich“! Nun wird man damit den Fundamentalismus nicht aus der Welt schaffen können, also dass die Bibel auf Punkt und Komma wahr ist, gewissermaßen vom Himmel gefallen und/oder vom Heiligen Geist allen Autoren der Bibeltexte in ihre Feder diktiert. Aber man darf auch mit Menschen sehr unterschiedlicher christlicher Sozialisation, mit anderen Zugängen zum Glauben sowie unterschiedlicher Prägung dann gut umgehen, wenn wir uns auf eines am besten verständigen: Es geht nicht um irgendeine Dogmatik die dann absolut wahr ist, nicht um meine mir eigene Weise den Glauben zu leben und meine Bilder von Gott in meinem Kopf. Es kann nur darum gehen, dass Gott in mir wohnt, sein Geist Frucht in meinem Leben bringt, ich dankbar bin dass mir als Sünder meine Schuld (an der Sünde) durch Jesus Kreuz am Tod vergeben ist. Was Frau Highholder mir sympathisch macht, dass sie sich selbst nicht überhöht. Es gibt meines Erachtens keine Superchristen und Superchristinnen. Nur Menschen, die wie die Jünger und die Jüngerinnen sind und die Jesus doch oder gerade deshalb so liebt. Petrus fragte Jesus dreimal, ob er ihn liebt, was den armen Petrus wohl schockierte. Aber wir sind oft eben nicht vollkommen und wir werden wie alle Menschen, die je gelebt haben oder nach uns leben werden, nur um unserer selbst willen von Gott geliebt. Und dann muss ich mich nicht tot arbeiten, denn der Platz im Himmel wird uns nur unverdient geschenkt. Liebe sollte im Idealfall bei uns verschenkt werden, die muss sich niemand verdienen und da sollte Gottes Liebe doch auch eine völlig voraussetzungsloses Geschenk sein? Oder? Ich denke, darum geht es, dass es im Glauben um das Zentrale aller Existenz geht, also um das Innerste aller Dinge, nämlich. Und dies hat einen Namen: Jesus Christus, oder auch „Liebe“.

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