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Jesus: Ein Vorbild für die Welt

Warum beschäftigt sich ein MDR-Chefreporter mit der Lebensgeschichte eines Menschen, der vor zweitausend Jahren gelebt hat? Markus Spieker gibt Einblick, was ihn an der Geschichte von Jesus fasziniert.

Du arbeitest in deinem Alltag als Chefreporter für den MDR und suchst immer nach den aktuellsten Nachrichten. Was hat dich motiviert, dich mit einer historischen Gestalt wie Jesus zu beschäftigen?

Jesus ist und war das schönste Kontrastprogramm zu den „Breaking News“, die ja mittlerweile im Minutentakt verkündet werden. Und in einer Nachrichtenredaktion natürlich ganz besonders. Da hilft der Fokus auf Jesus, sich freizumachen von der Verhaftung im Augenblick.

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Das heißt, du hast das Buch als Therapie für dich selbst geschrieben?

Natürlich nicht primär, sondern weil ich Jesus schlicht und einfach für die Essenz des Lebens überhaupt halte. Zu meinem Reporterjob passt die Beschäftigung mit Jesus aber auch noch aus einem anderen Grund. Es stimmt ja nicht, dass sich mit Jesus keine Neuigkeiten verbinden und er deshalb etwas für Historiker und Theologen ist. Es gibt ja immer wieder frische archäologische Erkenntnisse über das Leben im 1. Jahrhundert, die das Bild von Jesus noch voller und kompakter machen. Und viele anderen Wahrheiten über Jesus sind mit der Zeit in Vergessenheit geraten: nämlich, dass er nicht am Rande der Weltgeschichte gelebt und gewirkt hat, sondern in die vielleicht spannendste Phase der Menschheitsgeschichte überhaupt hineingeboren wurde, in der Zeit des ersten Globalimperiums, Rom, an der Schnittstelle der drei Kontinente Asien, Afrika und Europa. Kurz gesagt: Jesus ist immer noch hochaktuell.

Als Journalist bist du auch politischer Beobachter. Würdest du sagen, Jesus hat auch für die Politik etwas zu sagen?

Die Politik soll sich ja am Prinzip der Mitmenschlichkeit orientieren. Dass wir das von unseren gewählten Führungskräften erwarten, ist an sich etwas Unerhörtes. Die alten Römer hätten darüber gelacht. Deren Imperatoren haben sich am Eigennutzen und dem vermeintlichen Willen launischer Götter orientiert. Wir verdanken es der Botschaft von Jesus, dass wir einen Sozialstaat haben und das Gebot der Nächstenliebe Allgemeingut geworden ist. Leider werden diese guten Prinzipien mittlerweile losgelöst vom Rest des Evangeliums betrachtet: Es ist der Glaube an Jesu Göttlichkeit und die Hoffnung auf ein ewiges Leben mit ihm, das uns motiviert, unsere egoistischen Interessen gegenüber anderen zurückzunehmen. Nur das Bewusstsein, dass Jesus nicht nur Lehrmeister, sondern auch letzte Instanz ist, macht eine nachhaltig christliche Politik möglich.

Im Buch schreibst du: „Schnell wird deutlich, dass Jesus mehr als eine neue Lehre im Sinn hat.“ Worum ging es Jesus?

Es ging Jesus um uns. Wir sind die Geschöpfe, die er so sehr liebt, dass er sein Leben für sie gibt. Das ist das Zentrum seiner Mission: seine Liebe zu uns und sein Angebot, in eine ewige Beziehung mit ihm, also mit Gott, einzutreten. Gleichzeitig will er uns die Augen öffnen für das, was Wirklichkeit ist. Nicht unsere Vorstellung von schwach und mächtig, von oben und unten, sondern eine göttliche Weltordnung, in der es auf Freundlichkeit, auf Uneigennützigkeit, auf Liebe ankommt.

Über die Pharisäer, die damaligen jüdischen Theologen, schreibst du „Was vor vielen Jahrzehnten als leidenschaftliche Frömmigkeitsbewegung gestartet war, ist in die Jahre gekommen, freudlos und pedantisch geworden.“ Ich befürchte, so würden manche Zeitgenossen auch die Christen heutzutage charakterisieren …

Alle Menschen neigen dazu, Nebensächlichkeiten zur Hauptsache zu machen. Im Fall der Christenheit: funktionierende Kirchenbürokratien einzurichten und ausgefeilte Dogmatiken auszuarbeiten – und sich dann darin einzurichten. Das ging den frommen Juden zur Zeit Jesu so und das ist auch eine Gefahr, in der viele Gläubige in unserer Zeit stehen. Wir halten uns für christlich, aber auf unsere Umwelt wirken wir zwanghaft und manchmal sogar sektenhaft. Da hilft nur, Jesus zu imitieren, der sich auf die Menschen zubewegt hat, mit ihnen gefeiert hat, sich nicht vor problematischen Persönlichkeiten gescheut hat. Vor allem aber sollten Christen das ausstrahlen, was Jesus verkörpert hat: echte Freude. Ich gebe aber zu, dass mir das auch oft sehr schwerfällt, gerade in stressigen Zeiten.

Über die Jünger von Jesus berichtest du auch, dass sie praktische Berufe hatten und keine intellektuellen Religionsexperten waren. Was verpassen wir heute, wenn hauptsächlich studierte Pastoren von Jesus erzählen?

Traurig, aber wahr. So sehr ich Pastoren mag – mein eigener Vater ist ja einer – muss ich zugeben: Die Überzeugungskraft von Personen, die für ihr Jesusbekenntnis bezahlt werden, ist nun mal nicht so groß wie bei Menschen, hinter deren Worten nur schlichte Begeisterung steht. So wichtig es ist, bibelkundige Fachleute zu haben: Glauben ist eine Beziehungsangelegenheit und deshalb mehr Herzens- als Kopfsache. Deshalb ist es gut, wenn die frommen Apparate immer wieder von leidenschaftlichen Laien aufgemischt werden.


Wie lebst du selbst als studierter Historiker und am aktuellen Zeitgeschehen interessierter Journalist deinen Glauben?

Ganz klassisch und so wie seit meiner Teenagerzeit: indem ich die Nähe zu anderen Gläubigen und zu Jesus suche, im Laufe des Tages kurze Gebete spreche, gute Literatur lese. Jesus und ich sind ja schon lange zusammen. Das ist wie eine enge Beziehung. Mein erstes Gebet habe ich Überlieferungen zufolge mit drei Jahren gesprochen. In ein paar Jahren haben wir 50. Beziehungsjubiläum, Goldene Hochzeit quasi. Da ist Vieles natürlich Routine, aber das ist ganz okay, wenn sie von Freude getragen ist.

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Dieses Interview führte Melanie Carstens zuerst für die Zeitschrift andersLeben. andersLeben ist ein Produkt des SCM Bundes-Verlags, zu dem auch Jesus.de gehört.  

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1 Kommentar

  1. Warum wurde Gott ein Mensch ?

    Warum wurde Gott ein Mensch ? Markus Spieker hat mit motiviert, hierüber vertieft nachzudenken. Im 21. Jahrhundert ist diese Frage von einer noch viel größeren Tragweite als in der Antike. Denn heute wissen wir von einem (wahrscheinlich) unendlichen Universum und wenn Gott eine allesumfassende Wirklichkeit ist, dann ist dieses Universum – also alles was je existierte – die Manifestation der Gedanken Gottes. Seine Gedanken schaffen Wirklichkeit. Gott ist in allen Dingen, alles wurde von ihm gemacht, er hat vom Sternenstaub bis zu uns Menschen alles aus sich selbst erschaffen. Trotzdem ist er schon im Alten Testament nicht nur der ferne Gott, sondern er redet mit Abraham und Moses, rettet die Israeliten aus der Versklavung und unsere jüdischen Geschwister legen großen Wert darauf, dass er ein Vater aller Menschen und Völker ist, einer der die Geschichte aktiv gestaltet. Gott der Schöpfer und Herr der Geschichte will unsere Freiheit. Doch gerade dieser riesige und unbegreifliche Geist, den niemand analysieren kann, für den kein Einstein eine Formel zu schreiben in der Lage wäre, müsste so weit über uns regieren, dass der Abstand Gott-Mensch nahezu unendlich wäre.

    Die antiken Herrscher waren zumeist keine freundlichen Gestalten, Menschlichkeit in unserem heutigen Sinne verströmten sie nicht und wer sich ihnen nicht beugte, wurde gnadenlos zu Tode gebracht. Es ist naheliegend, dass Menschen im Altertum Angst vor den Göttern hatten genauso wie vor den herrschenden Tyrannen. Man brachte ihnen Opfer dar, oft auch Menschenopfer. Ein Gott muss gnädig gestimmt werden, jeder muss sich vor ihm in den Staub werfen und er redet weder mit dem kleinen Mann noch mit der kleinen Frau. Aber da bekommt eine unbegreifliche Wirklichkeit, ein allesumfassendes Sein, welches wir Gott nennen die Idee, mit kleinen Menschen zu sprechen. Zu guter Letzt kommt das Stärkste: Gott wird Mensch. Einer dem auf den staubigen Straßen von Palästina die Füße schmerzen, der Hunger und Durst hat, der liebt, aller Diener sein will und seinen Jüngern die Füße wäscht. Er ist gerecht, zärtlich, er liebt und vergibt, er begegnet jedem und jeder auf Augenhöhe. Aber er ist jemand, der ungeheuer politisch handelt: Der die Tische der Wechsler im Tempel umwirft, die aus positiver Religion und Gottesliebe ein Geschäft machen. Er lebt mit den Armen, Ausgestoßenen, Kranken, Süchtigen, Psychisch Kranken und er lehrt die Barmherzigkeit, Vergebung, Feindesliebe und dass die Liebe an erster Stelle steht vor Glaube und Hoffnung (und Dogmatismus). Er ist nicht wie die Tyrannen bzw. Herrscher der Antike, tritt die Menschen nicht in den Staub, denn er ist das liebende und barmherzige Gesicht Gottes. Die Menschwerdung Jesu sagt nichts anderes, als dass der Weltenschöpfer der völlig andere Gott ist, der hier unten arbeitet und uns auf seinen Schultern in seinen Neuen Himmel und Neue Erde tragen will. Das Kreuz ist nichts anderes, als dass die Liebe und Vergebung Gottes uns völlig unverdient Versöhnung zuteil werden lässt. Dieser Gott, der uns in Jesus aufleuchtet, ist wie jemand von unendlicher Größe, der sich ganz tief bückt und in die großen Tiefen aller unserer Probleme und Verzweiflung kommen will: Gott arbeitet unten, er ist ganz anders. Er ist der menschliche Gott, dem wir wehtun, wenn Flüchtlinge im Mittelmeer ertrinken, Kinder durch sexuelle Gewalt verletzt werden, Menschen sich ermorden oder gegeneinander in den Krieg ziehen. Und wenn die Liebe erkaltet, weil wir unser Essen und den Wohlstand nicht mit Flüchtlingen teilen wollen. Dies fasziniert mich an Jesus und damit an Gott, vor allem die Bergpredigt. Und dass ich immer, egal was geschieht, nicht tiefer fallen kann als in die Hand Gottes. Alles was Jesus Christus von uns fordert, Nächsten- und Feindesliebe und 77×7 zu vergeben, danach handelt auch unser Gott Jesus Christus. Jesu Gleichnisse von Verlorenen Sohn und vom Verlorenen Schaf beschreiben Gottes Göttlichkeit als einseitige Gnade, auf die wir, die dies erkannt haben, nur aus Dankbarkeit reagieren können. Sagt nicht Jesus, wer mich liebt der hält auch meine Gebote (der Liebe). Gott ist zärtlich. Noch nicht einmal ein irdische Vater (bzw. Eltern) vernichtet seine unbotmäßigen Kinder. Gott wurde Jesus, war Heiliger Geist, lies sich als Christus am Kreuz für alle Menschen hinrichten. Der Mensch Jesus erlitt dabei grausame Schmerzen. Will sagen: In diesem Ewigen Gericht, dem Kreuz, wird nur mit Liebe gerichtet, zeitlich und ewig.

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