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Sexueller Missbrauch: Kirchen zahlen unterschiedlich viel Entschädigung

Die evangelische Kirche zahlt laut der „ZEIT“ Betroffenen von sexualisierter Gewalt weniger Geld als die katholische Kirche. Ein EKD-Sprecher bemängelt einen „verzerrten“ Vergleich.

Die evangelische Kirche zahlt einem Zeitungsbericht zufolge pro Missbrauchsfall im Schnitt deutlich weniger als die römisch-katholische Kirche. Erhielten Betroffene von den evangelischen Landeskirchen pro Fall durchschnittlich 13.370 Euro, zahlten die katholischen Bistümer im Schnitt 21.287 Euro, berichtete die „ZEIT“-Beilage „Christ & Welt“ unter Berufung auf offizielle Zahlen in der aktuellen Ausgabe. Ein EKD-Sprecher nannte den Vergleich unzutreffend.

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Die evangelischen Landeskirchen hätten insgesamt 9,6 Millionen Euro bewilligt, teilte die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) laut „Christ & Welt“ auf Anfrage mit. 718 von 757 Anträgen seien positiv beschieden worden. Die katholischen Bistümer hätten nach Angaben der zuständigen Kommission auf 606 Anträge hin Betroffenen von sexualisierter Gewalt eine Gesamtsumme von 12,9 Millionen Euro zugesprochen. Die Zahlenangaben beider Kirchen beziehen sich den Angaben zufolge auf die Zeit bis zum Jahresende 2021.

Ein EKD-Sprecher sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd) auf Anfrage, die genaue, wissenschaftliche und systematische Erhebung der vorliegenden Fallzahlen sei eine der wichtigen Aufgaben der laufenden Aufarbeitungsstudie ForuM. Dies sei Teil der institutionellen Aufarbeitung, die extern und unabhängig ausgeführt werde. Erste Ergebnisse hat die EKD für diesen Herbst angekündigt.

EKD-Sprecher: „Deutliche Verzerrung“

Die aktuellen Standards für die Bemessung der Anerkennungsleistungen unterschieden sich nicht zwischen katholischer und evangelischer Kirche, sagte der EKD-Sprecher: „Die 2021 verabschiedete Musterordnung der EKD sieht gegenüber der katholischen Regelung eine deutlich höhere Mindestsumme vor. Der in dem Bericht aufgemachte Vergleich der auf der Basis von bis 2021 geleisteten Durchschnittssumme umfasst je unterschiedliche Leistungszeiträume, was natürlich zu einer deutlichen Verzerrung führt.“

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So seien Zeiträume, in denen noch Pauschalleistungen von 5.000 Euro geleistet wurden, nur bei der evangelischen Berechnung einbezogen worden, sagte der Sprecher dem epd. Für Betroffene, die diese Art der Anerkennungsleistung in einem Teil der Landeskirchen erhalten haben, bestehe seit 2020/21 die Möglichkeit, die Leistungen individuell nach heutigem Standard neu berechnen zu lassen.

Quelleepd

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6 Kommentare

  1. Laut Statista nahm die Evangelische Kirche in 2121 5,99 Milliarden! Euro alleine durch Kirchensteuern ein. Da sind die Entschädigungszahlungen ein Witz. Erbärmlich…

    Und da wundert sich die Kirche über die vielen Austritte? Echt jetzt…?

    • Herzliche Bitte: Keine Stammtischparolen

      Lieber Dan Voss: Dies was Sie schreiben ist der Versuch Äpfel mit Birnen zu vergleichen. Die Kirchensteuer zahlen die Kirchensteuerzahler, der Staat nimmt sie nur – für eine gewisse Gebühr – ein. Dafür leistet die Ev. Kirche (und gleichermaßen die Kath. Kirche) ihre Arbeit auch für den Staat, in dem sie nach dem Subsidiaritätsprinzip des Staates die Trägerschaften z. B. für Krankenhäuser oder andere Einrichtungen übernimmt. (Wenn keine Kirchensteuer erhoben würde, müsste der Staat viele Trägerschaft selbst übernehmen, und der Steuerzahler es dann auch bezahlen.) Dies sind dann aber keine Unternehmungen, bei denen man einen Überschuss erwirtschaftet, sondern im Gegenteil, (weniger bei Kindertagesstätten, aber durchaus bei Sozialstationen), kirchlich einen hohen Trägeranteil beisteuert. Non Krankenhäusern braucht man dann gar nicht erst zu reden. Von diesen Einnahmen bleibt auf größere Dauer Null übrig. Solche großen Passiergierdampfer wie die beiden (Noch-)Volkskirchen brauchen für all dies zu leisten was sie tun, natürlich auch Geld, vor allem auch für die Mitarbeiter*innen. Ich glaube gelesen zu haben, dass diese beiden Kirchen der (oder einer) der größten deutschen Arbeitgeber in Deutschland ist. Damit will ich nicht die „“Institution““ Kirche hier heilig sprechen und als fehlerlos bezeichnen. Aber um der Gerechtigkeit willen muss dies hier erwähnt werden. Natürlich kann man höher entschädigen. Aber niemand versöhnt sich nach jahreslangem Missbrauch deshalb, weil er (noch mehr) Geld bekommt. Wenn es nämlich so wäre, würde man dann auch nicht ganz unnachvollziehbar ebenso entsetzt sein. (Niemand kann Menschen erfolgreich kaufen). Allerdings braucht es eine guten Aufklärungsarbeit für alle dieser bösen Missbrauchsfälle, sowie eine gute therapeutische Behandlung der Betroffenen, und so eine Art von Versöhnungsinitiative. So etwas wie auch für das ebenso gravierende Unrecht der Rassentrennung in Südafrika, bei der deren wirklich nicht nur ein greifbarer Rechtsfriede einkehrte, sondern eine wirkliche Aufarbeitung, und sogar (die biblisch gemeinte) Versöhnung. Außerdem kann man nicht immer nur Vorwürfe generalisieren und mit fast infantilem Zorn – wie ihn kleine Kinder haben – alles was landeskirchliche und katholische Gläubige praktizieren, oder deren Leitungen, in Bausch und Boden verdammen. Der folgende Satz ist leider – und ich will hier gar nicht bösartig argumentieren, muss es aber schreiben – auch wirklich unsachlich. Er ist eher wie eine Stammtischparole: „Laut Statistik nahm die Evangelische Kirche in 2121 5,99 Milliarden! Euro alleine durch Kirchensteuern ein. Da sind die Entschädigungszahlungen ein Witz“! Wie hoch sollten sie denn sein, wenn sie kein Witz sind ? Kein Unrecht wird nur durch die Höhe der Entschädigung weniger.

      • Danke für Ihre klugen Beiträge hier, denen ich stets aus vollem Herzen zustimmen kann.

      • Für soziale Einrichtungen der Kirche gibt es noch extra Geld vom Staat, das wissen sie schon, oder?

  2. Kirchenaustritte beschreibe ich mit ZWZ ZU wenig Zuwendung, was nützt mir der schöne Gottesdienst wenn ich und viele mir offenen fragen stehen gelassen werde, das stelle ich auch in Freikirchen fest. wo geht dir Liebe hin die gepredigt wird? Mag sein dass mit Popmusik junge Menschen zu holen sind. kommt ein Gespräch zustande. sofort steht der Kontroller da. das Gespräch wird abgemurxt das viel Fragen von welche Kirche kommst du? Da hat „Kirche immer noch Oberhand und nicht Jesus, der vergibt und tröstet.
    auf eine Küchenrolle stand folgender Spruch: „Die Ernte wird Dich überraschen, wenn du mit Liebe gesät hast“ ich bin da sehr erschrocken
    und versuche in Kleinigkeiten zu praktizieren wir müssen mit kleinen Aufmerksamkeiten unsere Liebe zu Jesus spüren lassen, sonst wird die Kirche noch kleiner

    • Erschreckend und unverständlich

      Lieber Eugen Marschall: Wenn es so sein sollte, wäre das erschreckend. Ich bin zwar nur ein landeskirchlicher Christ. Aber wer schickt Kontroller los, die den Inhalt von Gesprächen kontrollieren ? Christinnen und Christen sind freie Menschen, mit freien Gedanken, dürfen sich frei zur Nachfolge Jesu entscheiden und haben auch die Freiheit mit jeder und jedem zu sprechen, auch im kirchlichen Räumen. Mit dem Kontroller kann ich mir dies nicht vorstellen. Oder war dies nur überspitzt formuliert, oder ironisch gemeint ? Und über offene Fragen sollte man immer reden dürfen. In vielen Kirchen gibt es Predigtnachgespräche. Oder stehen bei euch die Prediger auf einem zu hohen Sockel ? Wenn dies alles nur ansatzweise den Tatsachen entspricht, dann ist dein Frust verständlich. Kirchen sind nicht heilig, nur Menschen. Notfalls bitte unbedingt den Verein wechseln. Im übrigen ist die Kirche Jesu Christi ein weltweites Netzwerk von Jesusnachfolger*innen in allen Kirchen und Konfessionen.

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