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Heinz-Horst Deichmann: Ein Leben in Wort und Tat

OP-Kittel, Schuhe und Bibel – das Leben des Unternehmers Heinz-Horst Deichmann war geprägt davon, den Menschen in Wort und Tat zu helfen.

Es gibt wohl kaum eine Geschäftsstraße in einer deutschen Stadt, in der man nicht auf mindestens eine Deichmann-Filiale stößt. Die Erfolgsgeschichte dieser Ladenkette startet kurz nach dem Zweiten Weltkrieg und klingt schier unglaublich: Aus kleinsten Anfängen entstand ein inzwischen weltweit operierender Handelskonzern, der im Jahr 2020 insgesamt über 40.000 Mitarbeitende beschäftigt. Dazu gehören Standorte in China, den USA und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Diese ungeahnte Entwicklung verdankt das Unternehmen dem 2014 verstorbenen Heinz-Horst Deichmann.

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Leder, Leim und Liturgie

Dessen Vater, der Schuhmacher Heinrich Deichmann, betrieb in Essen-Borbeck eine Schuhwerkstatt mit zwei kleinen Ladenlokalen. Vier Mädchen wurden ihm und seiner Frau Julie geschenkt, bevor am 30. September 1926 als letztes Kind der Sohn Heinz-Horst zur Welt kam. Kein Wunder, dass den Kindern zu Hause der Geruch von Leder und Leim etwas Wohlvertrautes war. Vertraut wie auch das Beten vor den Mahlzeiten und die Bibellese danach. Und sonntags der Besuch der Sonntagsschule. Hier erzählten ihnen „Onkel“ oder „Tanten“ die biblischen Geschichten. Es war eine freikirchliche Gemeinschaft, der die Eltern angehörten. „Versammlung“ nannte sie sich schlicht. In ihr fühlte man sich wie in einer großen Familie. Bibelkundige „Brüder“ predigten. Getauft wurde und zur Gemeinde gehörte, wer bekannt hatte, dass er an Jesus Christus als seinen persönlichen Herrn und Erlöser glaube und ihm nachfolgen wolle.

Bewusste Entscheidung für Jesus

Heinz-Horst war noch keine zwölf Jahre alt, als er sich auf eigenen Wunsch hin taufen ließ. 1988 bekannte er in einem Vortrag: „Christ wurde ich nach einer Veranstaltung in der Gemeinde. Da wurde das Evangelium verkündet. Es wird ja immer, wenn in der Bibel gelesen und das Wort Gottes gesagt wird, das Evangelium verkündet (…), die frohe Botschaft von Jesus Christus. Aber da wurde ich eben besonders angesprochen. Elf Jahre war ich alt. (…) Ich weiß nur, dass ich damals irgendwie nach der Versammlung gebetet habe, dass Jesus seinen Platz in mir einnehmen möchte, dass ich Jesus nachfolgen möchte. Ich kann das so wörtlich gar nicht mehr sagen. Aber wenn man es ernsthaft tut und Jesus annimmt als seinen Heiland, als den, der für einen gestorben ist und der einem ein neues Leben schenken will, dann geschieht etwas in einem, das sich auch ganz subjektiv bemerkbar machen kann als etwas sehr Angenehmes.“ Dass tatsächlich bei dieser Bekehrung etwas Konkretes und Entscheidendes bei und an ihm geschehen war, dessen war sich Heinz-Horst Deichmann sein Leben lang dankbar bewusst.

Der Umgang mit Schuhen, der Bibel – und Menschen

Sicherlich hing es auch mit dem (Glaubens-)Vorbild zusammen, das er nicht zuletzt in seinem Vater hatte, dass der Junge so früh schon bewusst Jesus nachfolgen wollte und seinen Glauben dann auch sein Leben lang auf beeindruckende Weise ausgelebt hat. „Mein Vater“, bekannte der Sohn später, „war Schuhhändler, und ich habe von ihm den Umgang mit Schuhen genauso gelernt wie den Umgang mit der Bibel. (…) Ich lernte von ihm auch das Bezeugen des Evangeliums und das Ausüben der Nächstenliebe an Armen, Kranken und an den Juden in den 30er-Jahren.“
Letzteres zeigte sich besonders während und nach der Pogromnacht am 9. November 1938, als auch in Borbeck jüdische Geschäfte brannten und geplündert wurden. Noch in der Nacht besuchte Heinrich Deichmann seine jüdischen Nachbarn und Freunde. Und auch später, als nur noch wenige Juden in Borbeck verblieben waren – zum Teil verborgen in Kellern oder auf Dachböden hausend – suchte er sie auf und stand ihnen bei. Mehrmals lud die Gestapo den „Judenfreund“ Deichmann vor. Das alles griff seine Gesundheit so an, dass er mit erst 52 Jahren im Juli 1940 verstarb.

Im Gefecht in Gottes Hand

In den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs wird sein Sohn Heinz-Horst zum Kriegsdienst eingezogen. Der Primaner erhält mit seiner Truppe den Marschbefehl an die Ostfront. Schon bald werden er und seine Kameraden von den vorrückenden russischen Einheiten eingeschlossen und immer wieder von jaulenden Granaten beschossen. Als Deichmann gerade im Begriff ist, eine Panzerfaust auf den Feind abzuschießen, da wird er von einem Granatsplitter getroffen. Das Geschoss reißt seine rechte Schulter auf und dringt nur wenige Millimeter an der Halsschlagader vorbei in den Hals ein, wo es neben dem Kehlkopf stecken bleibt.
Der junge Soldat hätte vielleicht noch die Panzerfaust abfeuern können, doch ihm ist, als ob sich eine Hand auf ihn legt, die ihn nach unten drücken will. Schlagartig wird ihm bewusst: „Da gegenüber liegt derjenige, der dich totschießen will. Und den du totschießen wolltest. Du kannst es nicht. Du bist in Gottes Hand. Dir ist dein Leben noch einmal geschenkt worden, und wenn du hier rauskommst, dann muss dein Leben der Hilfe für Menschen gewidmet sein. Dann habe ich angefangen zu beten: ‚Gott, du hast die Kraft, bring uns hier raus!‘ Als ich dort lag, habe ich zum ersten Mal den Gedanken gehabt, ich könnte Arzt werden, vielleicht Missionsarzt.“ Es ist wie ein Berufungserlebnis.

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Vom Arzt zum Unternehmer

Tatsächlich studiert Heinz-Horst Deichmann nach dem Krieg Medizin und wird promovierter Arzt. Einige Jahre arbeitet er als Facharzt für Chirurgie und Orthopädie in einem Krankenhaus. Doch dann entscheidet er sich, nicht mehr nur – wie bislang – so nebenher für den elterlichen Schuhbetrieb zu arbeiten, sondern vollzeitlich. Er übernimmt diesen 1956 von der Mutter und den Schwestern ganz und führt ihn auf eigene Rechnung. Zu diesem Schritt fühlt er sich nicht zuletzt dem verstorbenen Vater gegenüber verpflichtet. Konsequent baut er nun das Geschäft zu einem stetig wachsenden Filialunternehmen aus.
Doch bei allem unternehmerischen Erfolg bleibt Deichmann sich und seinem christlichen Glauben stets treu.

„Überall, wo du bist“, hat ihn sein Vater einmal wissen lassen, „muss ein klein wenig vom Lichte Gottes sichtbar werden.“ Dem versucht der Sohn auch als wohlhabender Geschäftsmann zu entsprechen.

Das drückt sich nicht nur in einem starken Verantwortungsgefühl für seine Mitarbeitenden aus, sondern auch in einem breit gefächerten sozialen Engagement für die Armen und Notleidenden in seiner näheren Umgebung wie auch in anderen Teilen der Welt. Besonders in Indien.

Heinz-Horst Deichmann besucht ein Hilfsprojekt in Indien
Heinz-Horst Deichmann besucht ein Hilfsprojekt in Indien (Bild: wortundTat / Ruediger Fessel / BILD Dortmund)

Ein Herz für Indien

Mitte der Siebzigerjahre besuchte Heinz-Horst Deichmann zum ersten Mal dieses große, bevölkerungsreiche asiatische Land, wohin er aufgrund eines gespendeten Hilfsprojekts eingeladen worden war. „Und dann saßen auf einmal“, berichtete er später, „500 Leprakranke vor mir. (…) Sie saßen da mit ihren entstellten Gesichtern, mit ihren Gliedmaßen ohne Hände, ohne Finger, ohne Füße, zum Teil Blinde, schrecklich anzusehen! Man hätte weglaufen wollen.“ Doch dann erinnert er sich, dass Jesus diesen von der Gesellschaft ausgestoßenen „Wracks von Menschen“ voller Liebe begegnet ist und sich ihrer erbarmt hat, wobei er sie berührte und heilte. Und ihm wird bewusst, „dass man keine Verkündigung machen kann ohne innere Anteilnahme, ohne innere Bewegung“.
Später schiebt der deutsche Besucher dann selbst einigen dieser von der Lepra gezeichneten Elendsgestalten bei der gemeinsamen Abendmahlsfeier das Brot zwischen die Lippen und gießt ihnen den Wein in ihren Mund, „denn sie hatten keine Hände, keine Finger, um es selbst zu tun“. Deichmann ist überzeugt: Gerade den von der Gesellschaft ausgestoßenen Leprakranken, die ihr Schicksal als Fluch der Götter und als „Karma“ begreifen, also durch früheres Handeln verschuldet, muss die frohe Botschaft verkündet werden: Jesus hat für unsere Sünden bezahlt und er lädt uns ein, an ihn zu glauben und in der Gemeinschaft mit ihm zu leben. Aber auch ganz konkret und praktisch, durch Taten der Nächstenliebe, muss diesen Elenden die Liebe Gottes nahegebracht werden! Fortan unterstützt Deichmann durch das von ihm gegründete und unterstützte Hilfswerk „wortundtat“ die indischen Christen, die sich um die Leprakranken im indischen Bundesstaat Andhra Pradesh bemühen.

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Helfen in Wort und Tat

In den nächsten Jahren werden Kliniken, ja sogar ganze Dörfer für an Lepra erkrankte Menschen errichtet. Außerdem lässt das Hilfswerk Schulen bauen für Jungen und Mädchen, die unter skandalösen Umständen in Steinbrüchen Steine klopfen müssen. Hier können Hunderte dieser Kinder lernen und spielen und erhalten eine Berufsausbildung. Ihre Eltern bekommen für den „Verdienstausfall“ ihrer Kinder eine Entschädigung. Zu den diakonischen Tätigkeitsfeldern gehören auch Infrastrukturhilfen, die Bekämpfung der Tuberkulose oder ein Hilfsprogramm für HIV-Infizierte.
Mehrmals im Jahr besuchte Heinz-Horst Deichmann die von „wortundtat“ ermöglichten Hilfsprojekte in Indien und später auch in anderen Ländern der Welt. Dass er dabei auf den Krankenstationen seine praktische Hilfe als „gelernter“ Arzt anbot, ließ er sich ebenso wenig nehmen, wie immer wieder einmal in Gottesdiensten und Versammlungen Gottes Wort zu verkündigen.

Berufung gelebt

Und so hat Heinz-Horst Deichmann, obwohl er nicht Missionsarzt geworden ist, sondern zu einem Top-Unternehmer aufstieg, am Ende doch seine Berufung gelebt: durch Wort und Tat ein Zeuge von seinem Herrn Jesus Christus zu sein und seine ihm anvertrauten Begabungen und finanziellen Möglichkeiten für andere Menschen einzusetzen.
Bleibt noch nachzutragen, dass so, wie einst Heinrich Deichmann senior für seinen Sohn Heinz-Horst ein Vorbild war, nun auch sein eigener Sohn und Nachfolger, Heinrich Deichmann junior, sich seinen Vater zum Vorbild genommen hat und heute das Unternehmen leitet. Und auch er hält es „für selbstverständlich, dass Teile der Gewinne in sozial-­karitative Projekte in der Dritten Welt gehen“.


Dieses Porträt schrieb Matthias Hilbert zuerst für die Zeitschrift LebensLauf (Ausgabe 1/2021). LebensLauf ist ein Produkt des SCM Bundes-Verlags, zu dem auch Jesus.de gehört.

 

 

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