„Ich gebe zu, dass ich manchmal am liebsten aufgehört hätte zu beten. Ich meine, es nutzte doch sowieso nichts. Die Dinge verschlimmerten sich zunehmend, und man merkte gar nichts davon, dass wir beteten.“ So schreibt Helen Lescheid zu Beginn ihres Buches. Es entstand aus der Erfahrung einer langen Leidenszeit heraus mit wiederholt enttäuschten Hoffnungen und vielen Gebeten ohne sichtbare Antwort Gottes. Und genau dadurch wirkt das Buch authentisch, lebendig und Mut machend. Schon die hellen leuchtenden Farben des eleganten Covers machen Lust zu lesen.
Das Buch ist in zwei ungefähr gleich große Teile gegliedert. Im ersten geht es um unsere Beziehung zu Gott und um Sein Wesen, während der zweite Teil das Gebet selbst zum Gegenstand macht. Was ist der Sinn des Gebets? Wie können wir beten? Was macht das Gebet mit mir? Wie antwortet Gott auf Gebete? Immer wieder fügt sie nach den Kapiteln auch zusätzliche kleine Abschnitte „zum Nachdenken“ ein. Unter anderem erinnert die Autorin daran, dass Gott keine Gebetsmaschine ist, mit der Aufgabe, unsere Wünsche zu erfüllen. Das Gebet solle uns vielmehr in Beziehung zu Gott bringen. Er lasse Prüfungen zu, damit sich unsere Beziehung zu Ihm vertiefe und wir Ihn noch mehr erkennen könnten. Das bedeute aber auch, dass Seine Liebe zu uns nicht von unseren Umständen und Gefühlen abhänge.
Helen Lescheid schreibt einfach und sehr anschaulich. Sie versteht es, beim Leser innere Bilder entstehen zu lassen. Das ganze Buch hindurch führt sie viele Zitate aus der Bibel und von bekannten Persönlichkeiten an, wie zum Beispiel von Mutter Teresa oder Joni Eareckson Tada.
Sie gibt Tipps zum Umgang mit Leid und zum Beten. Aber ich hatte nirgends das Gefühl, dass ich mit gut gemeinten hohlen Ratschlägen abgespeist werde, sondern dass dies alles wertvolle Einsichten des eigenen Durchlebens und Ringens mit Gott sind. Deshalb kann ich das Buch sehr empfehlen – auch als Lektüre für die „Stille Zeit“.
Von J.Henle