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Herta Müller: Kirchentag und Rumänische Kirche wehren sich gegen Vorwürfe

Der Deutsche Evangelische Kirchentag hat Darstellungen der Schriftstellerin Herta Müller widersprochen, wonach sie zusammen mit ihrem damaligen Mann Richard Wagner 1989 von einer Rumänien-Veranstaltung beim Berliner Kirchentag ausgeladen wurde.

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Müller habe ihre eigene Teilnahme an dem Podium abgesagt, nachdem Wagner ausgeladen worden war, teilte der Kirchentag am Donnerstag in Fulda mit. Die Evangelische Kirche Rumäniens setzte sich unterdessen gegen Kritik Müllers am damaligen Verhalten der rumänischen Kirchenleitung zur Wehr.

 Hintergrund sind Vorwürfe, die Müller bei der Entgegennahme des Franz-Werfel-Menschenrechtspreises am 1. November in Frankfurt an die evangelisch-lutherische Kirche Rumäniens und den Kirchentag gerichtet hatte. Dabei berichtete die Literaturnobelpreisträgerin unter Verweis auf einen ihr zugespielten Tonbandmitschnitt eines Telefonats, dass sie und Wagner auf Drängen der Kirche in Rumänien von der Podiumsveranstaltung «Die rumänische Wohnung im europäischen Haus» ausgeladen worden seien.

 In einer ersten Reaktion hatte der Kirchentag das in Zweifel gezogen. Eine Ausladung von Müller oder Wagner von einer Veranstaltung des Kirchentages 1989 im damaligen Westberlin sei nach derzeitigem Kenntnisstand «sehr unwahrscheinlich», sagte Kirchentagssprecher Rüdiger Runge Anfang November dem epd. Unter Berufung auf inzwischen gesichtete Akten teilte der Kirchentag nunmehr mit, dass Wagner in einem Schreiben vom Mai 1989 mitgeteilt worden sei, im Hinblick auf die Zusammensetzung des Podiums bemühe man sich an seiner Stelle um die Beteiligung eines Siebenbürgers. Die Einladung an Herta Müller bleibe bestehen.

 Der Kirchentag habe sich damals nicht dem Druck verschiedener Seiten gebeugt, das Podium insgesamt zu verhindern oder die Regimekritiker Müller und Wagner nicht zu Wort kommen zu lassen, heißt es in der Erklärung. Erst durch Herta Müllers eigene Absage sei es dazu gekommen, dass beide nicht beteiligt waren. Einspruch gegen die Veranstaltung gab es, wie ein Mitglied des Vorbereitungskreises dem epd sagte, von der rumänischen Botschaft. Botschafter Marcel Dinu lehnte ein Einladung ab mit dem Hinweis, die Veranstaltung ziele auf eine Verleumdung Rumäniens.

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 Die «Siebenbürgische Zeitung» (Hermannstadt/Sibiu) veröffentlichte am Donnerstag eine Stellungnahme der Leitung der Evangelischen Kirche in Rumänien zur jüngsten Kritik der Nobelpreisträgerin. Die Podiumsdiskussion habe zu Befürchtungen Anlass gegeben, dass es zu Anfeindungen gegen die rumänische Staatsführung kommen werde. «Aus der jahrzehntelangen Erfahrung mit der kommunistischen Diktatur war abzusehen, dass es durch diese Veranstaltung zu noch restriktiveren Maßnahmen staatlicherseits kommen würde und der Evangelischen Kirche in Rumänien (EKR) nicht wieder gutzumachender Schaden erwachsen werde», heißt es in der Erklärung des Landeskonsistoriums, die von Bischof Christoph Klein und Hauptanwalt Friedrich Gunesch unterzeichnet ist.

 Deshalb habe die Kirchenleitung damals den Landesbischof Joachim Heubach von Schaumburg-Lippe gebeten, beim Kirchentag auf eine Absage der Veranstaltung hinzuwirken. Heubach war damals für die Kontakte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zur Evangelischen Kirche in Rumänien zuständig und gehörte zu dem Kreis, der das Rumänienpodium für den Kirchentag vorbereitete. Motiv dafür sei gewesen, «einen vorhersehbaren Schaden für unsere Kirche abzuwenden», wird aus einem Bericht des damaligen rumänischen evangelischen Bischofs Albert Klein zitiert. Dieses Vorgehen, das schon 1989 bekannt gewesen sei, habe auch dazu gedient, die partnerschaftlichen Beziehungen zur EKD nicht zu gefährden.

 Herta Müller nahm nach Darstellung des Kirchentages und laut epd-Berichten allerdings beim Kirchentag 1989 an einer anderen Veranstaltung teil. Auf dem Forum «Flüchtlinge und Einwanderer» kritisierte die Schriftstellerin bereits die Ausladung von Wagner und warf dem Kirchentag «fadenscheinige Ausreden» in dieser Frage vor. Die damaligen Vorwürfe, der Kirchentag habe dabei auf eine Intervention der Evangelischen Kirche in Rumänien reagiert, hatte Müller am 1. November erneuert. 

(Quelle: epd)

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