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Hoffen und Bangen: Christen in Ägypten fürchten Radikalisierung des Islam

In Ägypten brodelt es. Fällt Staatspräsident Mubarak? Kommt es zu einer Demokratisierung? Und welche Hoffnungen oder Befürchtungen haben die zahlreichen Christen im Land? Jesus.de sprach darüber mit Markus Rode, Deutschland-Leiter des christlichen Hilfswerks "Open Doors".

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Jesus.de: Herr Rode, wie war die Situation für Christen in Ägypten vor Beginn der Massenproteste?

Rode: Grundsätzlich muss man sagen, dass es Diskriminierung von Christen in Ägypten schon seit vielen Jahren gibt. Ihre Religionszugehörigkeit wird in den Pass eingetragen. Sie sind Bürger zweiter Klasse, sie werden ausgeschlossen von wesentlichen Leitungsfunktionen und Berufsmöglichkeiten innerhalb des Landes. Wenn man bedenkt, dass die Kopten als größte christliche Gruppierung etwa zehn Prozent der Gesamtbevölkerung ausmachen, die größte Gruppe von Christen in einem Land im Mittleren Osten überhaupt, dann bedeutet dies, dass zehn Prozent der Bevölkerung diskriminiert werden. Das war schon immer so, auch vor dem blutigen Anschlag in Alexandria. Allerdings hat es solch gewalttätige Übergriffe auf Kopten in dieser Dimension früher nicht gegeben. Das ist eine Entwicklung, die erst vor drei Jahren eingesetzt hat. Was viele nicht wissen ist, dass viele Christen auf Grund der Diskriminierung und damit der Perspektivlosigkeit das Land bereits in Richtung Kanada oder die USA verlassen haben.

Es gibt aber nicht nur Kopten in Ägypten. Die Zahl der Konvertiten ist in den letzten fünf Jahren stark gewachsen. Es gibt immer mehr Muslime, die zum Glauben an Christus finden. Und das ist die Gruppe, die am stärksten verfolgt wird. Immer wieder wurden Konvertiten von der Geheimpolizei ins Gefängnis gebracht und gefoltert. Da die Scharia, das islamische Gesetz, Rechtsgrundlage in Ägypten ist, hat man diese Menschen, die sogenannten „Abgefallenen vom Islam“, auch von Regierungsseite mit aller Schärfe behandelt. Auch von ihren eigenen Familien und der Gesellschaft werden diese Konvertiten verfolgt.

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Jesus.de: Wie sieht es jetzt in der Zeit des Umbruchs aus? Was hoffen oder fürchten die Christen?

Rode: Der Umbruch fing in Tunesien an. Diese Welle hat sich über Algerien nach Ägypten fortgesetzt und ist noch nicht zu Ende. Offensichtlich wollen sich die Bevölkerungen ihrer Diktatoren entledigen, sie wollen mehr Demokratie. Wir hören aus Ägypten, dass sich die Menschen unabhängig von ihrer Religionszugehörigkeit zumindest nach außen hin wünschen, dass Staatspräsident Mubarak verschwindet. Auf der anderen Seite war Mubarak ein Garant für eine gewisse Stabilität in einem Land, in dem sich der Islam zunehmend radikalisiert. Die Befürchtung ist gerade bei den Christen sehr groß, dass durch die Radikalisierung und die zunehmende Anhängerschaft der Muslimbrüderschaft und anderer radikal-islamischer Gruppierungen, auch im Falle einer Demokratisierung, die Islamisten zukünftig eine neue Regierung dominieren könnten. Daher sehen einige Christen, aus Angst vor der Muslimbruderschaft Mubarak als das kleinere Übel an.
Eine Demokratisierung unter Achtung aller Menschenrechte und damit auch der Religionsfreiheit wäre unter mehrheitlicher Beteiligung der Muslimbruderschaft an einer neuen Regierung wohl ausgeschlossen. Für sie ist die Scharia das übergeordnete Rechtssystem, das Religionsfreiheit in sich schon ausschließt.

Jesus.de: Was erwarten die Christen in Ägypten von uns? Wie können wir helfen?

Rode: Wir haben dort eine Reihe von Mitarbeitern, und die haben uns gesagt: Bitte betet für die Christen im Land! Betet, dass die derzeitige Situation nicht eskaliert und weitere Menschenleben kostet. Und dass wir in Zukunft weiter unsere Gottesdienste feiern und unseren Glauben bezeugen können. Betet dafür, dass die Übergriffe auf Christen nicht zunehmen, wie es beispielsweise im Irak geschehen ist, und die Christen in den Untergrund oder ins Ausland getrieben werden. Bitte unterstützt uns dabei das Evangelium in unserem Land zu verbreiten, damit auch Muslime von Christus erfahren.
Hierfür möchten wir von Open Doors eine Brücke zu unseren verfolgten Geschwistern in Ägypten sein.

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(Quelle: jesus.de)

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