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Homosexualität: Olaf Latzel gerät erneut in die Kritik

Die einen sehen in ihm einen Hassprediger, andere einen aufrechten Verteidiger der biblischen Botschaft. Am Bremer Pastor Olaf Latzel scheiden sich die Geister.

Von Daniel Wildraut

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Auf der einen Seite ermittelt der Staatsschutz gegen Olaf Latzel, die Kirchenleitung der Bremischen Evangelischen Kirche ordnet ein Dienstgespräch an. Auf der anderen Seite stellt sich seine gesamte Gemeinde hinter den Pastor, online findet eine Petition für Latzel innerhalb weniger Tage mehrere tausend Unterstützer. Die Akte Olaf Latzel ist ein Pulverfass. Dabei vertritt der Bremer Pastor Positionen, die sich nicht groß von denen unterscheiden, die viele Freikirchen und konservative Vertreterinnen und Vertreter der Landeskirchen propagieren. Allenfalls formuliert er sie etwas provokanter.

Der Konflikt schwelt schon länger. 2008 hatte Latzel Frauen in seiner St.-Martini-Gemeinde die Kanzel verwehrt. Das sorgte für Schlagzeilen. 2015 predigte er, das islamische Zuckerfest gemeinsam mit Muslimen zu feiern sei „Blödsinn“, Buddha ein „dicker, fetter Herr“ und der Segen des Papstes „Urbi et Orbi“ ein „ganz großer Mist“. Zwar stellte er in der Predigt und auch nachfolgend klar, er sei lediglich gegen das Vermischen von Religionen, nicht jedoch gegen Muslime, Juden oder Buddhisten. Doch da war das Kind schon in den Brunnen gefallen. Die Bremer Kirchenleitung entschuldigte sich für Teile von Latzels Predigt, Dutzende Pastoren demonstrierten, der Landtag beschäftigte sich mit dem Thema. Rückendeckung bekam der Geistliche schon damals von seiner Gemeinde und zahlreichen konservativen Christinnen und Christen.

Vermehrte Angriffe auf die Gemeinde

Bis 2019 war es dann ruhig, zumindest weitestgehend. Einzelne Übergriffe von Aktivistinnen und Aktivisten gegenüber St. Martini gab es laut der Gemeinde immer wieder. Doch 2019 sah sie sich plötzlich wiederholt Angriffen ausgesetzt. Unbekannte zerkratzten das Auto Latzels, beschmierten Schilder und Schaukästen, warfen Kondome und einen Dildo auf das Kirchengelände, hinderten Besucherinnen und Besucher daran, die Kirche zu betreten. Die Gemeinde schaltete den Staatsschutz ein. Mehrere Medien berichteten über die Vorkommnisse. Erneut stand St. Martini in der Öffentlichkeit.

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Und dort blieb die Gemeinde auch. Denn zu den Angriffen kam im April erneut ein Vorwurf an den konservativen Pastor. Der soll in einem Eheseminar im Oktober homosexuell lebende Menschen als Verbrecher bezeichnet haben. Das Seminar wurde aufgezeichnet und war lange auf YouTube zu sehen, ist mittlerweile aber verschwunden. Wieder einmal schlugen die Wellen hoch – von beiden Seiten. Wohl auch, weil Latzel mittlerweile ein Symbol für eine konservative Auslegung der Schrift geworden ist.

Verurteilung auf der einen Seite

Mittlerweile ermitteln die Staatsanwaltschaft und der Staatsschutz wegen des Vorwurfs der Volksverhetzung gegen den Bremer Pastor. Die Kirchenleitung hat ein Dienstgespräch angeordnet, da ihr eine Versetzung oder ein Disziplinarverfahren derzeit juristisch nicht möglich sind. „Der Kirchenausschuss verurteilt auf das Schärfste die Äußerungen, in denen Menschen herabgesetzt, beleidigt und in ihrer Würde verletzt werden“, heißt es in einer Stellungnahme.

Zahlreiche Pastorinnen und Pastoren, Beschäftigte aus Bildungs- und Sozialarbeit, Kitas, Kirchenmusik und Gemeindediakonie haben sich zu einem „Bündnis für Demokratie, Respekt und Verständigung“ zusammengeschlossen. In einer Erklärung bezeichnen sie den „verbal-aggressiven Übergriff“ des Pastors als „unerträglich“. Zwar bezeichneten sich „fundamentalistische Hassprediger“ als bibeltreu, neigten jedoch zu einem eher willkürlichen Umgang mit biblischen Texten, schreiben sie.

Rückendeckung auf der anderen

Rückendeckung bekommt Olaf Latzel dagegen von seiner Gemeinde. Die stellt in einem Statement die Frage, ob zwischen der Berichterstattung zu den Angriffen und der Strafanzeige gegen den Pastor ein Zusammenhang bestehe. Ein halbes Jahr habe niemand Anstoß an dem Eheseminar genommen: „Aber gerade jetzt, wo der Pastor selbst und die St. Martini Gemeinde sich besonders aggressiven Attacken bis hin zu Morddrohungen ausgesetzt sehen und diese Vorgänge auch endlich in die Öffentlichkeit gelangten, wird ein solcher Vorwurf gegen den Pastor konstruiert und medienwirksam verbreitet.“ Der Kirchenvorstand spricht von einer „Ablenkung von den wirklich ausgeübten Straftaten“. Anschließend bekennt sich die Gemeinde „in Lehre und Ordnung zur ganzen, unverfälschten Heiligen Schrift Alten und Neuen Testamentes, dem einzig wahren und unfehlbaren Gotteswort.“

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Auch Ulrich Parzany stellt sich als Leiter des Netzwerks Bibel und Bekenntnis hinter den umstrittenen Pastor: „Ich bin überzeugt: Wir brauchen heute seine Stimme.“ Nicht zuletzt hat der Kölner Jonas Eberhardt eine Petition für den Geistlichen ins Leben gerufen. Die „Solidaritätsbekundung mit Bremens Pastor Olaf Latzel“ hat mittlerweile über 8.000 Unterstützerinnen und Unterstützer. „Wir setzen uns für die freie Glaubens- und Meinungsfreiheit in den evangelischen Kirchen in Deutschland ein. Bremens Pastor Olaf Latzel darf daher entschieden nicht suspendiert werden“, heißt es im Petitionstext.

Entschuldigung des Pastors

Olaf Latzel selbst hat sich am 26. April, relativ kurz nach Bekanntwerden der Ermittlungen, bereits entschuldigt. Das Wort „Verbrecher“ habe er nicht auf homosexuell lebende Menschen bezogen, „sondern auf militante Aggressoren, die uns als Gemeinde in den letzten Jahren immer wieder angegriffen und gotteslästerlich diffamiert haben.“ Sollte für Außenstehende der Eindruck entstanden sein, dass er generell alle Homosexuellen für Verbrecher hielte, wolle er sich dafür entschuldigen und klarstellen, dass dies nicht seine Meinung sei.

Im Folgenden erklärt er, dass auch homosexuell empfindende Glaubensgeschwister Teil der Gemeinde St. Martini seien. Sie seien, wie jeder andere Mensch, willkommen. Man sage als Gemeinde eindeutig „Ja“ zum Sünder und ebenso eindeutig „Nein“ zur Sünde. Geholfen, die Wogen zu glätten, hat diese Erklärung jedoch nicht.

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