Die neue Bischöfin der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, Ilse Junkermann, hat sich in die Debatte über die Stärkung des Christentums in Ostdeutschland eingeschaltet. «Ob Glaube wächst, kann man nicht planen und schon gar nicht von staatlicher Seite anordnen», sagte sie der «Leipziger Volkszeitung.»
«Glauben empfangen wir Menschen durch den Heiligen Geist im Wort Gottes», erklärte die Theologin, die am Samstag in Magdeburg feierlich als erste Landesbischöfin der fusionierten Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland eingeführt wird.
Der brandenburgische Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) hatte über den Verlust christlicher Werte im Osten geklagt und eine Wiederbelebung gefordert. Er führte dies auf Verwahrlosung und Entbürgerlichung zurück. Junkermann kritisierte diese Verengung. «Christentum ist nicht identisch mit Bürgerlichkeit, das verengt den christlichen Glauben auf ein Milieu, was absolut falsch ist», betonte sie. Außerdem habe die deutsche Geschichte überdeutlich und absolut schmerzlich gezeigt, dass Bürgerlichkeit nicht vor moralischem Versagen bewahre.
Die neue Bischöfin ermutigte Christen zudem, sich an öffentlichen Debatten zu beteiligen. «Bei Themen wie Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung muss sich Kirche einmischen», sagte sie. «Die Stimme von Christen muss laut und eindeutig sein, wenn Fehlentwicklungen spürbar werden.» Eine Wellness-Religion sei das Christentum nicht. Zu den Fehlentwicklungen zählt Junkermann die Konsumorientierung. Der Schutz der Sonn- und Feiertagsruhe bleibe auch künftig ein Konfliktfeld und ein nicht verhandelbarer Wert für die Kirche, sagte sie.
(Quelle: epd)