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Israel: Ultraorthodoxe müssen vorerst doch nicht zum Militär

Die Ultraorthodoxen in Israel haben einen politischen Sieg errungen. Das Parlament hat nach nur einem Jahr eine Regelung gekippt, nach der auch strenggläubige Juden ab 2017 Militärdienst hätten leisten müssen. Nun sind sie voraussichtlich für sechs weitere Jahre davon befreit, berichtet die Tagesschau.

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Die Politiker in Israel haben um das Thema Wehrdienstbefreiung in den vergangenen Jahren heftig gestritten. In Israel gilt eine allgemeine Wehrpflicht, aktuell 32 Monate für Männer und 28 Monate für Frauen. Thora-Schüler waren seit der Staatsgründung 1949 vom Wehrdienst befreit. Damals waren von dieser Ausnahmeregelung nur einige hundert Männer betroffen. Doch die Zahl strenggläubiger Juden, der Haredim, ist in den vergangenen Jahrzehnten stark gewachsen. Aktuell sind gut 60.000 ultraorthodoxe Männer vom Wehrdienst befreit.

2012 hatte sich das oberste israelische Gericht mit der Thematik beschäftigt und entschieden, dass die Wehrdienstbefreiung nicht mit dem Gesetz zu vereinbaren sei. Im März vergangenen Jahres hatte die Knesset deshalb trotz großer Proteste der Ultraorthodoxen – Hunderttausende demonstrierten – beschlossen, die Wehrdienstbefreiung auslaufen zu lassen. Die Ultraorthodoxen hätten bis 2017 eine bestimmte Quote erfüllen müssen, anderenfalls sollten alle unter 24-jährigen Männer eingezogen werden. Nun wurde die Übergangsfrist auf 2020 verschoben – mit der Option auf eine weitere Verlängerung bis 2023. Bei der grundsätzlichen Wehrpflicht auch für streng gläubige Juden soll es aber bleiben.

Riss zieht sich durch die israelische Gesellschaft

Eine wachsende Zahl säkularer Juden ist nicht länger bereit, die Privilegien der Ultraorthodoxen zu akzeptieren. Denn ihre Zahl steigt. Allein in Israel sind es inzwischen rund 700.000 bis 800.000. Und ein Großteil ist auf die Unterstützung des Staates angewiesen, da die Mehrheit der Männer keinen Beruf ausübt. Wer in Vollzeit an einer Thoraschule studiert, der erhält ein staatliches Stipendium.

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Die Strenggläubigen betreiben ihre eigenen Schulen, die wissenschaftlichen Ansprüchen nicht genügen, und setzen sich zum Beispiel für Geschlechtertrennung ein. Die ist zwar offiziell verboten, in der Praxis jedoch müssen Frauen in zahlreichen "koscheren" Buslinien hinten einsteigen und sitzen. Tun sie das nicht, riskieren sie beleidigt oder sogar angespuckt zu werden. Auch sprachlich werden große Geschütze aufgefahren. Während Ultraorthodoxe säkular gekleidete Frauen auch schon mal als "Huren" beschimpfen, warnen säkulare Israelis, im Land drohten "iranische Verhältnisse", sollte die Regierung den Ultraorthodoxen ständig nachgeben. Durch die israelische Gesellschaft zieht sich ein Riss. Eine Lösung ist derzeit nicht in Sicht.

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