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Jesus Freaks Münster: Gottesdienst im Wohnzimmer mit Bällchenbad und Ohrstöpseln

Auf den alten Teppichen stehen Sessel. Stehlampen komplettieren das Bild. Mitten in den Osmo-Hallen am Münsteraner Hafen haben sich die Jesus Freaks ihr "Jesus-Wohnzimmer" eingerichtet.

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 Noch sitzt kaum jemand in den Sesseln. Im hinteren Teil der Halle wird geredet, Kaffee getrunken, mit den Kindern gespielt. Um 16 Uhr hätte der Gottesdienst offiziell beginnen sollen. Jetzt ist es 16.20 Uhr. Der Beamer projiziert die Worte "Nimm dir ‘nen Kaffee und komm erstmal an" auf die Leinwand. Der Moderator stellt sich hinter das Mikrofon: "Wir wollen jetzt eigentlich beginnen."

 Es dauert eine Weile, bis Ruhe eingekehrt ist. Fast, jedenfalls. Die Kinder hört man weiter im Bällebad spielen, doch das stört niemanden. Das erste Kind wurde vor acht Jahren "in die Gemeinde geboren". Mittlerweile sind es etwa 20. Nicht gerade das, was man von den Jesus Freaks erwartet. "Biologisches Gemeindewachstum" nennen sie das hier schmunzelnd. "Die Freaks sind eine sehr heterogene Bewegung. Jede Gemeinde ist unterschiedlich", erklärt Sönke Stiller, Vertreter der Jesus Freaks Münster. Wer ein umfassenderes Bild von den Freaks haben wolle, der müsse eine der bundesweiten Veranstaltungen besuchen – wie etwa das "Freakstock"-Festival.

 In den neuen Hallen in Münster gibt es sogar einen separaten Kinderraum. Früher gab es dafür keinen Platz. Bis vor zwei Jahren feierten die Freaks ihren Gottesdienst in der Nähe des Bahnhofs. In einer Umgebung, in der sich häufig die Obdachlosen aufhalten. In dieser Zeit entstand auch die Idee zum Projekt "Butterbrotbande". Einmal im Monat trifft sich die "Bande", schmiert Brötchen, kocht Tee und Kaffee und bringt alles via Bollerwagen zu den Obdachlosen. "Wir wollen nicht missionieren. Unser Ziel ist es, den Menschen auf Augenhöhe zu begegnen", erklärt Joe. "Und sie satt zu machen, natürlich", fügt er hinzu. Joe macht seit fünf Jahren bei der Butterbrotbande mit und ist sich sicher: "Jesus ist dabei und begegnet uns in diesen Menschen."

 Früher sind einige Obdachlose nachmittags in den Gottesdienst gekommen. "Wenn sie uns gefragt haben, warum wir das machen, haben wir gesagt: Wir sind von den Jesus Freaks. Wenn du nachher Bock auf ’nen Kaffee hast, kannst du ja auch noch zu unserem Gottesdienst kommen", erzählt Joe. Seit dem Umzug hätten aber nicht mehr so viele das Angebot angenommen. Der Weg sei Ihnen zu weit. Heute gibt es in unmittelbarer Nachbarschaft der Freaks am Hafen eine riesige Partymeile, die an den Wochenenden Tausende anlockt. Eine völlig neue Herausforderung.

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 Als der Lobpreis beginnt, tönt der Bass laut und druckvoll durch die Halle. Den Kindern werden Ohrenschützer in Neonfarben aufgesetzt, wie sie auch auf Konzerten verwendet werden. Aus den Lautsprechern dröhnt der Refrain von Lothar Kosses "Ich weiß, dass mein Erlöser lebt". Statt "über all dem Staub der Welt" wird der Text "über all dem Scheiß der Welt" an die Leinwand projiziert. Für Sönke Stiller ist das einer der Gründe, warum er die Jesus Freaks liebt: "In anderen Gemeinden wird man in einer Predigt nicht das Wort ‚Scheiße‘ hören. Dort muss ich sonntags anders sein als im Alltag, hier muss ich das nicht."

 Vor 16 Jahren schlossen sich die ersten Freaks in Münster zu einem Hauskreis zusammen. Mittlerweile fühlen sich etwa 80 bis 100 Münsteraner der Freaks-Gemeinde zugehörig. Von dem einstigen familiären Gefühl, das noch auf der Internetseite angepriesen wird, bleibt da zwangsläufig einiges auf der Strecke. Trotzdem sehen sich die Freaks immer noch als Familie: "Eine Entscheidung für unsere Gemeinde ist auch eine Entscheidung für die Leute. Trotz der Größe der Gemeinde teilen wir immer noch miteinander."

 Geteilt wird nun auch das Brot, nachdem der Lobpreis vorbei ist. Der Moderator erklärt kurz, wie Jesus das Abendmahl selbst initiiert hat. Dann wird Fladenbrot herumgereicht und gebrochen. Statt aus dem traditionellen Kelch wird der Traubensaft aus Weingläsern getrunken.

 "Was mir am meisten an den Freaks gefällt ist, dass das Allerwichtigste – sowohl in der Theologie als auch in den Predigten und dem Gemeindeleben der Freaks – deine Beziehung zu Jesus ist", verrät Sönke Stiller nach dem Gottesdienst. "Alles andere ist scheißegal."

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Zahlen und Fakten zu den Jesus Freaks finden Sie hier.

(Quelle: jesus.de)

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