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Kirche im Shoppingcenter

Keine Kapelle, aber ein Ort für Ruhe und Begegnung: In Sankt Augustin bei Bonn gestaltet ein ökumenischer Verein den „Erlebnisraum Hoffnung“ – mitten in der huma Shoppingwelt.

Wer von der Shoppingmeile einen Blick in den Gang nach rechts wirft, entdeckt es sofort: „Es gibt noch Hoffnung!“ leuchtet in weißen Buchstaben gemeinsam mit einem grünen Pflanzenmotiv in den Gang hinein. Die Tür zum Erlebnisraum steht weit offen. Die große Stellwand dahinter steht leicht geneigt, als wollte sie direkt den Weg in den Raum hinein weisen.

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Mitten in der huma Shoppingwelt der Stadt Sankt Augustin bei Bonn hat auch die Kirche ihren Platz: Hier lädt ein ökumenischer Verein zum Gespräch, Ausruhen und Innehalten ein. Vertreterinnen und Vertreter aus fünf katholischen und drei evangelischen Kirchengemeinden haben sich zum Verein LebensRaum e. V. zusammengeschlossen. Schon im Jahr 2010, als die Eigentümer des Einkaufszentrums beschlossen, die huma zu sanieren, entstand die Idee, im neuen Center auch die Kirche zu beteiligen. Von Anfang an befürworteten sowohl Politiker als auch das Center-Management diesen Gedanken. Nach der Eröffnung, Vereinsgründung und vielen Überlegungen zur konkreten Gestaltung konnte auch der Erlebnisraum im November 2018 endlich starten.

Ein Ort zum Sein

Ganz bewusst ist er keine Kapelle. Kirchenräume gibt es in der Stadt genug – es sollte etwas ganz anderes werden, das zu den Menschen passt, die in der huma shoppen gehen. „Wir glauben, dass die Menschen auch hier im Einkaufszentrum einen Ort zum Ausruhen brauchen. Das hat sich schon am Eröffnungstag gezeigt: Da kam zum Beispiel ein Vater mit seinem Sohn, der hier viel lieber auf dem Sofa gesessen hat als draußen auf einer Holzbank, während er auf seine Frau und die Tochter wartete“, erzählt Marcus Tannebaum. Er ist Pastoralreferent im katholischen Seelsorgebereich Sankt Augustin und Vorstandsmitglied des Vereins.

Wer eintritt, kommt in einen freundlichen Tageslicht-Raum und trifft auf eine thematische Interaktiv-Ausstellung, zwei Ehrenamtliche der Kirchgemeinden und eine gemütliche Sofaecke. Die Ehrenamtlichen sind jeweils etwa zweimal im Monat für eine Schicht hier. Sie sind donnerstags und samstags für jeweils drei Stunden einfach da und haben Zeit für ein Gespräch. Manchmal geht es um Auskünfte, manchmal möchte jemand Dampf ablassen und manchmal gibt es auch lange und intensive Gespräche, wenn die Menschen etwas beschäftigt

Zusätzlich können sich die Gäste an den Stationen der Ausstellung mit dem Thema Hoffnung auseinandersetzen. Sie können zum Beispiel abstimmen, wie es um ihre Hoffnung steht, aufschreiben, was ihnen Hoffnung gibt, oder ein Gebet formulieren. Am Tisch gibt es einen Kaffee und in der Sofaecke kann Pause gemacht und ein Buch gelesen werden.

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Hoffnung weitergeben

Etwa acht bis fünfzehn Besucherinnen und Besucher kommen pro Öffnungszeit. Manche sind einfach neugierig, wenn sie die Tür und die dahinterstehende Stellwand sehen. Andere Gäste kommen regelmäßig, wie zum Beispiel ein Geigenschüler – er sucht kein Gespräch, nur einen Ort, an dem er sein kann. Es kommen alte Menschen, Familien, Schülerinnen – ganz gemischt. Mal jemand, der gezielt eine Glaubensdiskussion sucht, mal jemand, der einsam ist und hier ein offenes Ohr findet.

„Viele sagen: ‚Hab ich mir gar nicht so vorgestellt‘, und manche fragen: ‚Wo ist denn hier ein Kreuz noch irgendwo?‘ Die haben etwas anderes erwartet. Aber die allermeisten sagen: ‚Wunderbar, das ist ja alles so hell hier und so interessant!‘“, fasst Friedhelm Freyberg, der die evangelischen Mitglieder des Vereins vertritt, die Reaktionen zusammen.

Zusätzlich gibt es hin und wieder auch Veranstaltungen, zum Beispiel die Aktion „Blumen geben Hoffnung“. Dabei konnten kleine Blumentöpfe mit Erde befüllt, Samen hineingesteckt und die Töpfe bemalt werden.

Ein fenster in die Kirche

Außerdem stellt der Verein den Raum auch anderen Gruppen zur Verfügung. Beispielsweise haben schon Kirchenvorstände oder der Stadtjugendring darin getagt und es hat ein Treffen der Flüchtlingshilfe stattgefunden. Die einzige Bedingung: Die Gruppe soll den Raum kennenlernen, sich etwas darüber erzählen lassen und sich ein wenig mit der Ausstellung beschäftigen.

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So ist der Raum wie ein Fenster in die Kirche und ein Fenster in die Welt. Er gibt Einblicke in die Kirche und so mancher Gast öffnet auch sich selbst. Für Marcus Tannebaum war ein besonderes Highlight der Besuch einer Schulklasse: „Ich war sehr berührt, was die aufgeschrieben haben – wie sehr die sich da geöffnet haben. Einer hat zum Beispiel auf ein Hoffnungskärtchen geschrieben: ‚Dass ich meinen Vater mal wiedersehen kann.‘“

In Zukunft gibt es möglicherweise noch eine weitere Öffnungszeit und Ende des Jahres beginnen vielleicht schon die Vorbereitungen für ein neues Thema, sodass es Anfang 2020 einen Wechsel der Ausstellung geben könnte.

Anna Gerlach ist Redakteurin des Kirchenmagazins 3E.

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