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Kirchentag: Das kann Kirche von Startups lernen

Die Startup-Szene bringt derzeit frischen Wind in die verstockte Unternehmerkultur. Kann sich da auch die Kirche eine Scheibe von abschneiden?

Von Nathanael Ullmann

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Wie kann und muss Kirche sich verändern? Das ist das zentrale Thema des „Barcamps Entrepreneurship und Kirche“ auf dem Kirchentag. Zusammen mit Tobias Faix erörtern Zukunftsdenker und das Publikum, was man von Startups lernen kann.

Pfarrer Sebastian Baer-Henny vergleicht in seinem Impuls den Pionier mit einer Biene. Eine Biene habe drei Triebe: „Ich will bauen“, „Ich brauche Platz“ und „Ich brauche Baustoff“. Ebenso sieht Baer-Henny beim Pionier drei Triebe: ein Trieb zu Neuem, eine Unzufriedenheit mit Aktuellem und den Bedarf von Geld. Bei ihrer Arbeit sind Pioniere extrem gefährdet, ist der Redner überzeugt: Wenn man sie nicht pflegt, arbeiten sie sich wortwörtlich zu Tode. „Wenn man Pioniere immer eingeschlossen hält, gehen sie ein“, sagt Baer-Henny. Seine Appell also: Pioniere nicht nur zu sehen, sondern ihnen auch das Umfeld zu schaffen, das sie brauchen.

Veränderung bedeutet Veränderung

Katharina Haubold von der CVJM-Hochschule stärkt die große Mehrheit, die keine neuen Ideen hat, aber ihre Kirche verändern will. Gleichzeitig warnt sie: „Manches wird an den Grundfesten dessen rütteln, was man gelernt hat.“ Wichtig sei die Frage, ob man wirklich Veränderung wolle. Nichts sei schlimmer, als Pioniere zu motivieren und dann doch keine Veränderung zuzulassen: „Sage nicht, dass du Veränderung willst, wenn du willst, dass sich nichts ändern soll.“

Katharina Haubold spricht vor einer Leinwand zum Publikum.
Katharina Haubold spricht darüber, was Veränderung bedeutet. Foto: Jesus.de / Nathanael Ullmann

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Essentiell ist für Haubold die Frage nach dem Warum: Warum gehen eigentlich Kinder aus dem Gottesdienst und nicht die Erwachsenen? Warum beginnen Gottesdienste um zehn Uhr? Warum dürfen Konfirmanden nicht am Handy spielen? Diese Fragen müssten zugelassen werden. Und auch den positiven Fehler sprcht sie an: „In manchen Startups gibt es den Fehler des Monats.“ Denn von Fehlern lerne man am meisten. Zuletzt: „Trinkt viel Kaffee.“ Wichtig sei, sich kennenzulernen.

Aus dem praktischen Leben erzählt Gemeindepädagogin Miriam Hoffmann. Sie und ihr Team kaufen ein Sofa und gehen an den Rhein. Vier Monate lang reden sie dort mit dem Menschen. Denjenigen, die die Kirche sonst nicht erreicht. „Wir waren schon ein bisschen nackig“, erzählt sie. Ohne Flyer, ohne Schild sitzen sie da, haben nur sich selbst. „Wir hatten plötzlich mehr Raum, weil wir nicht so viel Raum eingenommen haben.“

Die meisten Menschen reagieren interessiert. Hoffmann und ihr Team sind bei den Menschen zu Gast und erwarten nicht, dass die Menschen in die Kirche kommen. Das Konzept geht auf: Nach und nach entsteht eine Gemeinschaft. Hoffmann und ihr Team gründen die „beymeister“, eine Kirche voller Menschen, die sich der Kirche gar nicht zugehörig fühlen. Viele Konzepte werden hier neu gedacht – beispielsweise gibt es kaum Veranstaltungen am Wochenende, Menschen werden teils zuhause getauft.

Buzzer für neue Ideen

Unterbrochen wird das Barcamp gelegentlich von interaktiven Elementen. Beispielsweise können die Teilnehmer jederzeit einen Buzzer drücken, um selbst Ideen einzubringen und Arbeitsgruppen zu initiieren. So beispielsweise ein Hamburger: Der Mann, der sich als „Thomas“ vorstellt, möchte gerne eine Kirchenkneipe aufmachen. Schnell haben sich Mitdenker gefunden, für die ein neuer Raum zum Austausch zur Verfügung steht. Gleichzeitig können sich Kleingruppen in einem Café treffen oder aber Fragen an die Redner stellen.

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Vier Buzzer stehen auf einem Tisch.
Mit Buzzern können neue Ideen eingebracht werden. Foto: Jesus.de / Nathanael Ullmann

„Wie geht man eigentlich mit Pionieren um, die sich für Pioniere halten, in Wahrheit aber reaktionär sind?“, ist eine dieser Fragen. Man müsse fragen, wofür die Idee gut sei, und gemeinsam beten, antwortet Hoffmann. Wie man Pioniere ertragen können, ist eine andere. Man brauche Ruheräume für diejenigen, denen die Arbeit der Pioniere zu schnell gehe, sagt Sebastian Baer-Henny.

Eine gewisse Skepsis beim Thema Startup und Kirche herrscht noch vor, das machen die Fragen klar. Ein paar Fragen dürfte das Barcamp dennoch beantwortet haben.

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