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Kirchliche Hochzeit: Großes Kino und Gottes Segen – oder was?

Romantisch soll sie sein und mit allem Drum und Dran, die Hochzeit: weißes Brautkleid, festlicher Rahmen – „großes Kino“. Das „Ja“ vor dem Traualtar gehört allerdings nicht mehr unbedingt dazu. Nur noch knapp die Hälfte aller evangelischen Ehepaare heiratet auch kirchlich, weiß Kirchenrat Eckart Schwab.

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Ist kirchlich heiraten bei Paaren noch gefragt?

Schwab: Es ist heute nicht mehr selbstverständlich, kirchlich zu heiraten. 1990 lag die Trauquote in der rheinischen Kirche bei rein evangelischen Paaren bei 61,8 Prozent. Seit Ende der 1990er Jahre gab es einen deutlichen Rückgang bis auf 43,8 Prozent im Jahr 2014. Auf diesem Niveau hat sich die Zahl der evangelischen Paare, die auch kirchlich heiraten, inzwischen stabilisiert.

Was sind die Gründe für diese Entwicklung?

Für viele Menschen steht die Trauung nicht mehr am Beginn einer Partnerschaft. Viele Paare leben schon eine längere Zeit zusammen, bevor sie sich für eine standesamtliche Hochzeit entscheiden. Das dämpft manchmal die Motivation, nach vielen Jahren des Zusammenlebens auch kirchlich zu heiraten. Andererseits zeigen Jugendstudien, dass traditionelle Werte und Lebensformen bei jungen Menschen wieder an Gewicht gewinnen.

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Welche Paare entscheiden sich für die kirchliche Trauung?

Nach meiner Beobachtung sind es eher diejenigen, die zum ersten Mal eine Ehe schließen und die jung heiraten. Je jünger die Brautleute, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit einer kirchlichen Trauung. Vor allem entscheiden sich Paare für eine kirchliche Trauung, weil sie mehr oder weniger bewusst spüren, dass Menschen für die dauerhafte Gestaltung ihrer Beziehung Gottes Begleitung brauchen – auch wenn sie vielleicht keine regelmäßigen Kirchgänger sind.

Viele Brautleute wünschen sich eine feierliche Zeremonie. Was gibt eine kirchliche Trauung den Eheleuten?

Für die rheinische Kirche ist entscheidend – und das wird auch in den Traupredigten zum Ausdruck gebracht – dass in der Trauung die eheliche Gemeinschaft der Brautleute gesegnet wird. Wir sagen Gottes Beistand und Schutz für das Paar und seine Gemeinschaft unter Handauflegung zu.

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„Bis dass der Tod euch scheidet“ – Wie sieht die evangelische Kirche diese Formel des Eheversprechens?

Grundsätzlich wird die kirchliche Trauung dann vollzogen, wenn beide Partner den ernsten Wunsch haben, bis an ihr Lebensende zusammenzuleben. Eine Trauung würde keinen Sinn haben, wenn die Partner von vorneherein die Ehe als eine Sache auf Zeit ansehen. Die kirchliche Trauung sagt Gottes Beistand zu für die gemeinsame Zeit bis zum Tod eines Partners. Das unterscheidet uns nicht von der römisch-katholischen Kirche. Was uns unterscheidet ist, dass die evangelische Kirche einen größeren Sinn dafür hat, dass diese Welt sterblich ist und auch Beziehungen sterben können. Ein Scheitern verschließt aber nicht den Weg, eine neue Beziehung vor Gott einzugehen. Die Wiederverheiratung Geschiedener ist deshalb kein Problem in unserer Kirche.

Heutzutage wird die Hochzeit immer mehr zu einem professionell durchgestylten Event. Wie geht die Kirche damit um?

Hinter dem Wunsch nach einer perfekten Inszenierung steckt ein starkes Bedürfnis, das man ernst nehmen muss. Es ist der Versuch, durch eine möglichst perfekte Hochzeit eine Garantie dafür zu bekommen, dass auch die Ehe perfekt hält. Ich glaube nun nicht, dass die perfekte Form das erreicht. Diesen Wunsch der Menschen, eine Sicherheit zu bekommen, können wir aber aufgreifen und versuchen, ihnen behutsam eine Perspektive zu zeigen: dass es eben nicht auf die weiße Hochzeitskutsche ankommt, sondern darauf, dass man dem Partner die Liebe gibt und sie von ihm nimmt und sich darauf verlässt, dass Gott diese Liebe beschützt und die Kraft gibt, dass die Liebe hält.

Eckart Schwab ist Dezernent für Theologie und Verkündigung der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR). Das Interview ist Teil des Themenpakets „Kirchliche Trauung“ der EKiR.

Statistik:
Laut Angaben des Statistischen Bundesamts heirateten 2014 in Deutschland rund 386.000 Paare. Vor dreißig Jahren waren es noch knapp 500.000 Paare. Die Zahl der Eheschließungen pro 1.000 Einwohner ging von 11 (1950) über 6,4 (1984) auf 4,8 im Jahr 2014 zurück. Geheiratet wird außerdem später. Männer sind im Durchschnitt 33,7 Jahre alt, Frauen 31 Jahre (Stand 2014)
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Mit einer Ehe sind auch viele Fragen verbunden: Wie treffen wir Entscheidungen? Wie schaffen wir es, die Liebe zueinander frisch zu halten? Brauchen wir einen festen Eheabend? Antworten auf diese und andere Fragen bietet das „Family“-Special „Start in die Ehe“, das Paare in der ersten Zeit der Ehe begleiten und ihre Beziehung stärken möchte. Das Heft ist im SCM Bundes-Verlag erschienen, zu dem auch Jesus.de gehört.

(Quelle: ekir)

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