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Kirchliche Stellungnahme: Keine „systematische Diskriminierung“ christlicher Flüchtlinge

Eine flächendeckende und systematische Diskriminierung von Christen und anderen religiösen Minderheiten in deutschen Asylbewerberunterkünften gibt es nach Einschätzung von Evangelischer und Katholischer Kirche nicht. Doch bereits jeder Einzelfall sei „ein Fall zuviel“, so der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm.

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In einer gemeinsamen Stellungnahme mit dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, erklärte Bedford-Strohm, dass seit dem Herbst 2015 vermehrt Berichte vorlägen, wonach Christen und andere religiöse Minderheiten in deutschen Asylunterküften aufgrund ihrer Religionszugehörigkeit Opfer von Ablehnung, Einschüchterung, Benachteiligung oder sogar Gewalt würden. Niemand könne jedoch genaue Zahlen nennen, auch nicht die staatliche Seite. Trotzdem dürften die Einzelfälle „nicht bagatellisiert“ werden. „Wer wären wir, wenn uns das Schicksal der christlichen Schwestern und Brüder kalt ließe, die vor Verfolgung in der Heimat geflohen sind“, heißt es in der Stellungnahme.

Bedford-Strohm wandte sich gegen den Vorwurf, die Amtskirche hätte entsprechende Hinweise nicht ernst genommen. So habe der Rat der EKD am 22. Januar in einer Erklärung (PDF) gefordert, Minderheiten in den Unterkünften wirksam zu schützen. Gleichzeitig unterstrichen er und Marx ihre Auffassung, dass an der im Mai von „Open Doors“ vorgelegten Studie zur Verfolgung christlicher Flüchtlinge „erhebliche Zweifel“ bestünden – nicht hinsichtlich der Einzelfälle, die „ernst genommen werden müssten“, sondern im Bezug auf die allgemeine Aussagekraft.

Weiter heißt es in der Stellungnahme: „Für manche scheinen die Probleme in Asylbewerberunterkünften vor allem ein willkommener Anlass zur Propaganda gegen muslimische Flüchtlinge und den Islam im Allgemeinen zu sein.“ Eine solche Herangehensweise weise man entschieden zurück, gerade weil sie „bedrängte Christen und Angehörige religiöser Minderheiten zum Spielball eigener politischer Interessen herabwürdigt.“

Differenzierte Sicht angemahnt

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Bedford-Strohm und Kardinal Marx mahnen in ihrer Stellungnahme zu einer differenzierten Sicht auf die Situation christlicher Flüchtlinge. Vielerorts in Deutschland gelinge das Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Religionen und Kulturen. „Allerdings trifft man in Asylbewerberunterkünften auf ein den Umständen geschuldetes erhöhtes Konflikt- und Gewaltpotenzial, das sich im Einzelfall auch mit religiösen Aversionen vermischen kann“, heißt es.

Um sich selbst ein besseres Bild von der Lage christlicher Flüchtlinge zu machen, hatten die beiden großen Kirchen in den vergangenen Wochen Befragungen in Unterkünften mit kirchlicher Trägerschaft durchgeführt. Eine flächendeckende und systematische Diskriminierung von Christen und anderen religiösen Minderheiten sei dabei nicht festzustellen gewesen, so das Fazit, lediglich einzelne Fälle seien bekannt.

Bedford-Strohm und Marx fordern in ihrer Stellungnahme“hohe Qualitätsstandards“ in Unterbringung und Betreuung, ein „professionelles Konflikt- und Beschwerdemanagemen“ sowie den Schutz von Minderheiten. Bei der Belegung sei darauf zu achten, „dass Angehörige religiöser Minderheiten in einer Unterbringungseinrichtung nicht in einer allzu kleinen Gruppe vertreten sind.“

Link: Die gemeinsame Stellungnahme (PDF) von Evangelischer und Katholischer Kirche

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