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„Kleiner Kulturkampf“: Kritik an EKD-Familienpapier nimmt an Schärfe zu

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Schneider, verteidigt das evangelische Familienpapier: Die Ehe bleibe darin das Leitmodell. Prominente Kritiker sehen in dem Dokument dagegen eine Provokation für gläubige Christen.

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In der evangelischen Kirche wird immer heftiger über den Stellenwert von Ehe und Familie gestritten. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, wies Kritik an einem umstrittenen Positionspapier erneut zurück. "Wir können und dürfen als evangelische Kirche unsere Augen nicht vor der gesellschaftlichen Realität verschließen", sagte Schneider am Donnerstag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Dagegen wirft der frühere Karlsruher Verfassungsrichter Hans-Joachim Jentsch der evangelischen Kirche vor, nicht mehr hinter dem im Grundgesetz festgeschriebenen Schutz der Ehe zu stehen. Der langjährige EKD-Synodenpräses Jürgen Schmude warnte vor einem "kleinen Kulturkampf" über die Themen Ehe und Lebenspartnerschaft.

 Der SPD-Politiker Schmude lastet dem Familienpapier seiner Kirche deutliche Schwächen an. Die sogenannte Orientierungshilfe mache zwar "in verdienstvoller Weise auf die Vielfalt der Formen achtenswerten familiären Zusammenlebens aufmerksam", schreibt er in einem Gastbeitrag für die "Süddeutsche Zeitung" (Donnerstagsausgabe). Die Unterschiedlichkeit dieser Lebensformen sei aber "den Verfassern leider unwichtig". Ob die Ehe noch etwas Besonderes ist, bleibe offen, kritisiert Schmude: "Während die Lebenspartnerschaft immer stärker der Ehe angeglichen wird, ist diese für den EKD-Text kein Leitbild."

 In der in der vergangenen Woche vorgestellten Orientierungshilfe mit dem Titel "Familie als verlässliche Gemeinschaft stärken" fordert der Rat der EKD, alle Familienformen anzuerkennen und zu stärken und schließt dabei auch etwa Patchworkfamilien und homosexuelle Partnerschaften ein. Konservative Protestanten und Katholiken kritisieren das Papier, weil es in ihren Augen die traditionelle Ehe zwischen Mann und Frau entwertet und die Ökumene schwer belastet.

 Der EKD-Ratsvorsitzende Schneider erklärte, mit dem Papier nehme die evangelische Kirche keinen Kurswechsel vor, "wohl aber einen Perspektivwechsel, der dringend nötig ist". Das Augenmerk müsse sich zuerst auf die "Qualität gelebter Beziehungen und nicht auf den Status" richten. Die Ehe "soll auch das Leitmodell bleiben. Allerdings: Alleinerziehende, Patchworkfamilien und gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften, die nach den eben genannten Vorstellungen leben, gehören in gleicher Weise gewürdigt."

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 Der Verfassungsjurist Jentsch sieht dagegen einen Richtungswechsel. Er befürchtet, dass viele Gläubige "diesen Kurswechsel als Provokation empfinden". In einem am Donnerstag erschienenen Gastbeitrag des CDU-Politikers in der "Mainzer Allgemeinen Zeitung" heißt es: Die gesellschaftliche Bedeutung der Ehe könne nur verteidigt werden, wenn es starke gesellschaftliche Kräfte als Fürsprecher gebe: "Zu diesen Kräften kann nicht die evangelische Kirche gezählt werden." Für die EKD sei die traditionelle Ehe von Mann und Frau nur noch eine Lebensform von vielen, aber keine privilegierte mehr, kritisierte Jentsch. Falls es nicht gelinge, die Entwicklung aufzuhalten, bleibe für viele wohl nur der Ausweg, katholisch zu werden.

 Auch aus der EKD-Führungsebene hält die Kritik an. Der Kirchenpräsident von Anhalt, Joachim Liebig, erklärte, die Orientierungshilfe stelle zwar zutreffend fest, dass die Ehe eine weltliche Einrichtung und kein heiliges Sakrament sei. Die Auffassung, dass das Scheitern einer Ehe wegen wechselhafter Gefühle grundsätzlich legitim sei, sei jedoch kritikwürdig. Zweifellos sei die Einschätzung angesichts der Scheidungszahlen realistisch, sagte er weiter. Ein evangelisches Orientierungspapier sollte aber am Ideal lebenslanger Treue festhalten.

(Quelle: epd)

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