Unter strahlend blauem Himmel hat Kirchentagspräsident Andreas Barner am Mittwochabend in Stuttgart den 35. Deutschen Evangelischen Kirchentag eröffnet. Zu den drei Eröffnungsgottesdiensten kamen rund 80.000 Besucher.

Der Kirchentag steht in diesem Jahr unter dem Leitwort "damit wir klug werden". Der württembergische Landesbischof July sagte in seiner Predigt beim Gottesdienst auf dem Schlossplatz, beim Kirchentag gehe es darum Herzensweisheit zu erlangen. Es könne in der Sache hart gestritten werden. Aber dabei achteten die Gesprächspartner einander. "Jesus Christus hat uns dieses Klugwerden aus Gottes Geist gezeigt. Er hat die Herzensweisheit der Barmherzigkeit gelebt. Und er hat dafür mit dem Leben bezahlt. Er ist dafür gestorben und begleitet uns als Auferstandener auf unserem Weg. Er schenkt uns sein Wort – mitten in unserem Leben."

Kirchentagspräsident Andreas Barner rief in seiner Eröffnungsansprache zum Schutz von Flüchtlingen auf. "Wir sollten mit weitem Herzen denen helfen, die vor Krieg, Diktatur und Gewalt fliehen", sagte er.

Bundespräsident Joachim Gauck würdigte in einem Grußwort den evangelischen Kirchentag als bewegendes und inspirierendes Begegnungsforum. "Natürlich komme ich gern zum Kirchentag. Einmal, weil ich seit meiner Jugend immer wieder Kirchentage besucht habe. Zum anderen, weil ich zu Zeiten der Teilung in meiner mecklenburgischen Heimat selbst Kirchentage organisiert und geleitet habe und so auch in die Leitungsebene der Kirchentagsarbeit gekommen bin." Der Bundespräsident weiter: "Auf der geistlichen Ebene begegnen hier Menschen ihrem ewigen göttlichen Gegenüber, jener Kraft, die als prophetisches Wort oder als heiliger Geist Menschen stärkt, leitet und in Bewegung bringt." An die Adresse der ehrenamtlichen Helfer sagte er: "Unser Land ist schön, weil sie es schön machen!". Den Teilnehmern des Kirchentages wünschte er Gottes Segen.

Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) bezeichnete die Kirchentagslosung als sehr politisches Motto. "Wir brauchen Klugheit, um weiterhin gemeinsam an gerechteren Wirtschaftsformen, einem Leben in Frieden und einer Zukunft auch für kommende Generationen arbeiten zu können", sagte der Regierungschef. Er ergänzte, Politik und Gesellschaft brauchten die Kirchen und Religionsgemeinschaften, "vielleicht mehr als je zuvor". Es würden Menschen gebraucht, "die an etwas glauben, die von etwas überzeugt sind, die sich für ihre Werte und Ideale einsetzen".

In einem ökumenischen Gottesdienst auf dem Rotebühlplatz dankte der koptische Bischof Anba Damian den Deutschen für ihre Bereitschaft, Flüchtlinge aufzunehmen. "Wir erleben eine große Spenden- und Hilfsbereitschaft", sagte der Bischof, der aus der ägyptischen Hauptstadt Kairo stammt. 

Kirchentagsgeneralsekretärin Ellen Ueberschär sagte, vom Stuttgarter Kirchentag würden zahlreiche Impulse für gesellschaftliches und politisches Engagement ausgehen. Nach ihren Angaben sind zwölf Resolutionen angemeldet zu Wirtschafts-, Umwelt- und Friedensfragen. Zudem verwies sie auf das Thema Sterbehilfe, das derzeit politisch diskutiert und auch bei mehreren Veranstaltungen in Stuttgart behandelt werden wird.
___

Fotos vom Kirchentag finden Sie hier.

Hochzeit auf dem Kirchentag (9.6.)
Abschlussgottesdienst (7.6.)
Kofi Annan und Außenminister Steinmeier – Frieden schaffen, aber wie? (6.6.)
Messianische Juden auf dem Kirchentag (6.6.)
Ein Gottesdienst im Dunkeln (6.6.)
Letzte Zuflucht Kirchenasyl – Pro und Contra (5.6.)
Mission ist erlaubt (5.6.)
Ja oder Nein – Sex vor der Ehe (5.6.)
Christlicher Fundamentalismus – Faszination und Gefahren (4.6.)
Vom richtigen Umgang mit Geld (4.6.)
Glück ist kein Staatsziel (4.6.)
Kirchentag würdigt Zusammenarbeit mit Christustag (3.6.)
80.000 Menschen besuchen Eröffnungsgottesdienste (3.6.)
Kirchentag in Stuttgart startet (3.6.)

(Quelle: Mit epd-Material)