Verlag: SCM R.Brockhaus
Seitenzahl: 256
ISBN: 978-3-417-26880-5

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Markus Till: „Zeit des Umbruchs“

Hätte dieses Buch keinen Untertitel, könnte man meinen, es ginge um die Themen Digitalisierung, Klimaschutzbewegung, Migration oder das Aufkommen einer neuen rechten Partei. Jetzt heißt es aber weiter „Wenn Christen ihre evangelikale Heimat verlassen“. Wir haben es also, trotz eines sehr allgemein klingenden Titels, mit einer innerchristlichen Debatte zu tun, zu der Markus Till, promovierter Biologe (nicht Theologe!) und Mitglied einer landeskirchlichen Gemeinde in Württemberg, einen wichtigen Beitrag leisten will: Evangelikale treffen auf Postevangelikale.

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Sinnbildlich für das Phänomen des sogenannten Postevangelikalismus sind u. a. die beiden Podcasts „Worthaus“ und „Hossa-Talk“. „Worthaus“ wird von professionellen Theologen betrieben und versucht, Inhalte universitärer Theologie allgemein verständlicher zu machen bzw. an den Laien zu bringen. „Hossa-Talk“ hingegen redet zu vielen mehr oder weniger umstrittenen Themen Tacheles. Beide Projekte sind sich inhaltlich sehr ähnlich: Klassische christliche beziehungsweise evangelikale Sichtweisen werden mehr oder weniger radikal hinterfragt, insbesondere bezüglich der Evangelisationspraxis (Stichworte: Bekehrungsaufruf, Himmel und Hölle, …), der Sexualethik (Sex vor der Ehe, Homosexualität, …) oder der allgemeinen Theologie (Bibelverständnis, Schöpfungsthematik, Bedeutung des Kreuzestodes von Jesus und seiner Auferstehung, …).

Brückenbauer

Markus Till betreibt in seinem Buch eine detaillierte Analyse dieser Phänomene und versucht, diejenigen, die bei ihrer klassisch evangelikalen Sichtweise geblieben sind, mit den Postevangelikalen ins Gespräch zu bringen. So stellt er fest, dass beide Seiten von erlittenen Verletzungen im jeweils anderen Umfeld berichten können. Postevangelikale berichten etwa von geistlichem Missbrauch oder empfundener Drohkulisse statt einer frohen Botschaft, während sich klassische Evangelikale mit einer scheinbar naiven Sicht auf die Bibel nicht ernst genommen fühlen. Der Autor schreibt hier keineswegs aus einer theoretischen Warte heraus, sondern als Mann mit einschlägiger Praxiserfahrung. Dazu gehören unter anderem ein Streitgespräch mit dem „Worthaus“-Theologen Thorsten Dietz und ein Gastauftritt bei „Hossa-Talk“.

Das gesamt Buch ist von einem gänzlich unpolemischen Tonfall durchzogen und der Autor wird auf diese Weise durchaus seinen Ambitionen als Brückenbauer zweier einander scheinbar entfremdeten christlichen Szenen gerecht, auch wenn er persönlich einen klassisch-evangelikalen Standpunkt (mit charismatischem Einschlag) einnimmt. In der zweiten Hälfte des Buches kommen dann auch die ganz heißen Themen Bibelverständnis und Homosexualität nicht zu kurz. Man kann sicherlich nicht erwarten, dass beide Seiten durch das Buch auf einen gemeinsamen Nenner kommen. Es bleibt aber doch die Hoffnung, zumindest Missverständnisse ausgeräumt werden.

Von Johannes Renz

Leseprobe (PDF)

ZUSAMMENFASSUNG

Dieses Buch ist ein wichtiger Beitrag zur Versachlichung einer bisweilen polemisch geführten, aber notwendigen Debatte: Evangelikale versus Postevangelikale.
Dieses Buch ist ein wichtiger Beitrag zur Versachlichung einer bisweilen polemisch geführten, aber notwendigen Debatte: Evangelikale versus Postevangelikale. Markus Till: "Zeit des Umbruchs"