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Meine Bilanz 2020: Corona, Klimawandel – und Gottvertrauen

Ein persönlicher Blick zurück auf das Jahr: Corona, Klimawandel, Skeptiker – aber auch das Vertrauen und die Hoffnung auf Gott.

Ein Kommentar von Bernd Hehner

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Mit Begeisterung singe ich im Chor. Zweimal im Monat. Unter dem Dirigat unserer Kantorin proben wir Taizelieder, dreistimmige Sätze und begleiten mehrmals pro Jahr den Gottesdienst. Dazu gehören Kaffee, Kuchen, manchmal eine Party mit Büffet und ein Ausflug. Eine ziemlich heile Chorwelt, wo niemand zum Lachen heimlich im Keller verschwindet.

Doch dann ist Corona über uns gekommen. Kein Schnupfen oder etwas Husten, sondern eine Pandemie mit vollen Intensivstationen und vielen Toten, Maskenpflicht und geschlossenen Geschäften. Nein, in China ist diesmal kein unbedeutender Sack Reis umgefallen. Stattdessen schwappt Corona wie eine ansteigende Flut immer höher auch bei uns ins Land. Der erste Lockdown im Frühjahr. Kein gemeinsames Musizieren mehr, Karfreitag und Ostersonntag ohne Präsenzgottesdienste.

Und doch scheint damals die Ostersonne vom wolkenlosen Himmel. Als die Vögel am frühen Morgen ihr Morgenkonzert zelebrieren, trägt meine Seele Trauer: „Warum tun sie dies, ich möchte doch keine positiven Gefühle haben!“ Unsere Tochter verordnet uns beiden Alten Hausarrest mit der Erlaubnis, jeden Tag einmal an die frische Luft zu gehen. Gerne liefert sie den Inhalt, damit der Kühlschrank nicht hungert. Ein Gefühl der Unwirklichkeit wabert durch mein Selbst. Ich habe Zweifel, ob ich nicht vielleicht doch nur in einem schlechten Film sitze. Nichts ist, wie es war. Wird es wieder normal?

Die Realitätsverweigerer

Corona lässt den bitteren Krug von Ängsten und Befürchtungen überlaufen. Der ist ohnehin voll mit islamistischen Terror, dem erstarkenden Populismus mit abseitiger Realitätssicht, Rassismus und und Antisemitismus, mit globalen Brandnestern, Hunger und Kriegen. Dazu schmelzen durch den Klimawandel die Polkappen und ein sonderbarer amerikanischer Präsident, der seine Abwahl nicht akzeptieren will, verkündet absurde „alternative“ Wahrheiten.

Was Corona betrifft, wird maßlos übertrieben und dramatisiert – behaupten die Skeptiker. Deshalb muss jemand ran, um den vermeintlich dunklen Mächten, die hinter der Weltbühne ihre Ränkespiele betreiben, den Garaus zu machen. Da treten dann die Querdenker auf und behaupten, dass alles, was wir wahrnehmen, nicht so sei. Es gebe keine Coronakrise. Sie blasen in das Pegida-Horn der „Lügenpresse“ und kritisieren vermeintlich einseitige Fernsehberichte: „Alles wird nur inzeniert, um eine Diktatur einzuführen. Also tragt keine Masken“! Mit von der Partie sind eindeutig Rechtsradikale, spinnende Reichsbürger, Hippies, Christen und Kontaktverbot-Gefrustete. Sie machen den großen Aufmarsch. Manche sprechen von der „Endzeit“! Das Denken der Verschwörungstheoretiker ist negativ und wirr, aber psychologisch erklärlich.

Corona: Strafe Gottes oder Naturgesetz?

Gott schickt uns als die Liebe nicht das Böse und Katastrophen, aber er lässt diese zu: Weil wir jenseits von Eden sind, nicht in einer heilen Welt ohne Not und Tod. Denn der Sündenfall, den uns die Bibel als die Grenzüberschreitung von Adam und Eva schildert, ist als dunkles Geheimnis hier auf Erden nicht in menschliche Sprache und Bilder zu übersetzen. Adam und Eva sind wir. Aber wir Christinnen und Christen praktizieren keine Denk- und Sprachverbote. Niemand hier ist freier als ein Mensch, der auch bei Scheitern oder dem eigenem Tod mit himmlischer Sicherheit in die Hand Gottes fällt. Er hat uns seinen Sohn Jesus Christus als Erlöser geschickt und verspricht einen neuen Himmel und eine neue Erde ohne jedes Leid.

Wenn Gott uns Jesus als Feuerwehrmann gegen unsere in Brand geratenen Seelen sendet, wird er kein Feuer vom Himmel werfen und niemanden mit Krankheiten wie Covid 19 bestrafen. Die Verwerfungen in unserer Welt, etwa als kommende Katastrophen in der Offen-barung des Johannes in grelle Bilder gepackt, beinhalten keinen himmlischen Fahrplan. Wir können Katastrophen abwenden, sodass auch die alttestamentliche Vorherschau Wirklichkeit werden kann, dass wir unsere Schwerter zu Pflugscharen umschmieden, den Krieg verlernen und stattdessen in Frieden und Wohlfahrt investieren.

Die Chance in der Krise

Albert Einstein war davon überzeugt, dass Gott nicht würfelt und es folglich Naturgesetze gibt. Jeder kann erkranken, denn es gibt Bakterien und Viren. Oder die Schwerkraft, sodass wir stürzen und uns verletzen können. Ist Gott lieblos, wenn das kleine Mädchen auf die heiße Herdplatte fasst und Schmerzen hat ? Nein: Unsere Fehler bereichern unsere Erfahrungen. Fehler und Krisen – global oder im persönlichen Leben – haben den Sinn und auch das Ziel von Chancen zur Veränderung. Corona ist wie ein Vergrößerungsglas, unter dem meine guten und meine unguten Seiten zutage treten.

Die Kontaktvermeidung wirft mich auf mich selbst zurück. Es ist unmöglich, den ganzen Tag im Pantoffelkino zu sitzen und auch als Viel- und Gerneschreiber bekommt man am PC irgendwann viereckige Augen. Wenn ein angenehmes Verweilen im Eiscafe oder Restaurant nicht möglich ist, so richtig schön zum Entspannen und Schmausen, muss ich (und dürfen wir) Alternativen ausprobieren. Etwa ein gutes Buch zu lesen, sich in biblische Texte vertiefen und die aus Zeitgründen lange ausgefallene Sprechstunde mit Gott wieder praktizieren. Oder einfach auch nur in den eigenen vier Wänden wieder mehr miteinander zu kommunizieren. Das notwendige Meiden von Gottesdiensten kann einen gesunden geistlichen Hunger hervorrufen, die „gute Stube Gottes“ später umso fleißiger aufzusuchen.

Generell darf die Krise uns dazu anregen, zu Gott umzukehren. Jona sollte Ninive den Untergang ankündigen. Als Gott die Stadt verschont, ist er enttäuscht. Statt sich zu freuen, dass die Menschen ihr Leben verändern und Gott seinen Ratschluss, will er sogar sterben. Nur weil der Rizinus verdorrt und ihm keinen Schatten mehr spendet. Für heutige Jona-Nachfolger könnte dies bedeuten: Jammere nicht auf hohem Niveau, sondern sorge dich lieber um die wirklich wichtigen Angelegenheiten. Im Glauben ist auch zu erkennen, was mich und uns unbedingt angeht. Davon gibt es reichlich.

Ausblick

Was wird uns das kommende Jahr bringen? Darauf kann niemand eine zuverlässige Antwort geben. Die Impfstoffe lassen aber immerhin berechtigte Hoffnung zu. Dass die Menschen spontan vernünftiger und die Welt heiler wird, dürfte eher nicht eintreffen. Aber mich tröstet Gottes Zusage:

„Ich bin überzeugt: Nichts kann uns von seiner Liebe trennen. Weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte, weder unsere Ängste in der Gegenwart noch unsere Sorgen um die Zukunft, ja nicht einmal die Mächte der Hölle können uns von der Liebe Gottes trennen!“(Römer 8,38).

Alles Gute und Gottes Segen im Jahr 2021!


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