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Christliche Rockband „Petra“: Wie Gott durch „teuflische“ Musik wirkte

Als sich 1972 die US-Rockband „Petra“ formierte, hielten viele Christen ihre Musik für teuflisch. Heute zählt sie mit rund zehn Millionen verkauften Alben und vier Grammys zu den erfolgreichsten christlichen Bands aller Zeiten. Gründer Bob Hartman erzählt, wie es war, Teil einer Erweckung und gleichzeitig Ausgestoßener zu sein.

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Hi Bob, ihr habt „Petra“ 1972 gegründet. Wie reagierten die Gemeinden damals auf eure neue Musik?

Zu der Zeit gab es nur Choräle. Die Rockmusik war ein Hauch frischer Luft. Da es aber unterschiedliche Musikgeschmäcker gibt, kam es zum Streit. Einige Prediger sagten, dass unsere Musik nicht von Gott ist.

Das führte zu einem inneren Konflikt für viele junge Christen. Sie fühlten sich durch Rockmusik Gott näher. Aber ihr Pastor erzählte ihnen, wie schlecht diese Musik für sie ist. Heute ist das anders: Die damaligen Hörer sind inzwischen die Pastoren. 

Wie war es für euch, Ausgestoßene zu sein? 

Hart, sehr hart. Wir waren voll engagiert in unserer Gemeinde. Außerdem studierten wir an einer Bibelschule. Wir haben all die schlechten Dinge, die uns entgegengeworfen wurden, nur ausgehalten, weil unsere Heimatgemeinde hinter uns stand. Das hat uns am Laufen gehalten. 

Da wir Pioniere waren, mussten wir uns mehr erklären als andere Musiker. Wir versuchten der Kirche zu zeigen, wie Musik genutzt werden kann. Deshalb war es herzzerreißend, dass viele Christen gegen uns beteten. Sie verstanden unser Anliegen nicht und tauchten mit Schildern protestierend vor den Konzerthallen auf. Das ging jahrelang so. Aber Menschen wurden durch unsere Musik verändert. Wer die Früchte unserer Arbeit betrachtete, musste erkennen, dass sie gut waren.

Proteste waren typisch für die Zeit …

Anfang der 1970er gab es jede Menge Antikriegsstimmung und Krawalle. Und Kalifornien war die Hochburg der Hippies. Ein Freund von mir, der nach Kalifornien gegangen war, kam völlig verändert zurück. Er wuchs in der Kirche auf, aber entfernte sich vom Glauben. Bei den Jesus People in Kalifornien fand er wieder zu Gott. Das TIME Magazine veröffentlichte in Bezug auf die Jesus People 1971 ein Cover mit dem Titel „The Jesus Revolution“ und einem Jesus in psychedelischen Farben.  

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Was hatte es mit den Jesus People auf sich? 

Das war eine Erweckungsbewegung. Damals kamen tausende Menschen zum Glauben – darunter sehr viele ehemalige Drogenkonsumenten. Kirchen wie die Calvary Church hießen sie trotz der Drogenvergangenheit willkommen und wuchsen wie wahnsinnig. „Petra“ startete in einer dieser Kirchen in Ohio.

Andere Christen sagten über die Ex-Hippies: Die reden nicht wie wir, die gehören nicht zu Gott. Deren Kirchen schrumpften.  

Wie erklärst du dir diese Erweckung? 

Ich habe es oft versucht, aber keine Erklärung gefunden. In manchen Zeiten bewegt der Heilige Geist die Menschen. Wir können nichts tun, um sein Wirken auszulösen. Das ist alles Gott. Heutzutage versuchen viele Gemeinden nachzumachen, was Gott in der Geschichte bewegt hat. Aber das gelingt nicht.

Ich bin mir jedoch sicher, dass Gott wieder eine Erweckung schenken wird. Es gilt, aufmerksam zu sein. Sonst verpassen wir es, wie es damals einige Christen taten.  

Warum hat Gott euch als Band den Rock and Roll gegeben? 

Unser Song „God gave Rock and Roll to you“ – auf den du mit der Frage anspielst – basiert auf einem Lied der Band Argent. Wir mussten anfragen, ob wir den Text der Strophen ändern dürfen.

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Mit dem Song wollten wir darauf hinweisen, dass Gott jedes Musikgenre geschaffen hat. Das war 1985 ein kontroverses und gewagtes Statement. Viele Christen waren damals überzeugt davon, dass Gott Choräle erfunden hat. Aber Rock and Roll kam für sie vom Teufel.  

Billy Ray Hearn, der Gründer des christlichen Musiklabels Myrrh Records, sagte über „Petra“: „Die radikalste Band, die bisher auf der Bildfläche [im christlichen Kontext; Anm. d. Red.] erschienen ist.“ Was war so radikal an eurer Musik? 

Nichts. Wir spielten einfach nur Rock. Es war ein Experiment.  

Apropos Experiment … In eurem Song „Judas’ Kiss“ habt ihr ganz am Anfang eine komplett unverständliche Tonsequenz eingebaut. Warum? 

Da ging es um „backwards masking“. Einige Pastoren nahmen sich Rocksongs und spielten sie rückwärts ab, um so vermeintlich satanische Botschaften zu finden. Wir haben deshalb eine eigene Botschaft aufgenommen und diese rückwärts auf das Album gepackt.  

Wer diese Sequenz dann tatsächlich rückwärts abspielte, hörte den Satz: „What are you looking for the devil for when you oughta be looking for the Lord?“ 90 Prozent der Hörer haben gecheckt, was wir gemacht hatten. (lacht) 

Auf unseren Konzerten haben wir zu der Zeit auch „backwards masking“ praktiziert. Und zwar haben wir alles komplett verdunkelt, uns umgedreht und Halloweenmasken auf unsere Hinterköpfe gezogen. Anschließend haben wir das Licht wieder angemacht. (lacht) 

Mark Hollingsworth, „Petras“ ehemaliger Marketing-Manager, sagte mal: „Die Band konkurriert nicht mit anderen christlichen Bands. Wir stehen im Wettkampf mit Journey, Styx und REO Speedwagon [bekannte US-amerikanische Rockbands; Anm. d. Red.].“ Inwiefern? 

Wir hatten ein ähnliches Publikum und spielten in den gleichen Konzerthallen wie diese Bands. Unsere Songs liefen jedoch nicht im Radio, weil sie zu christlich waren. Deshalb mussten wir uns was einfallen lassen, um neue Fans zu gewinnen. Wir buchten Werbung im Radio und unterlegten diese mit unserer Musik. Dadurch kennen auch viele US-Amerikaner, die keine Christen sind, „Petra“.  

Geistliche Kriegsführung war euer Hauptthema über all die Jahre. Warum? 

Das bot sich bei Rockmusik einfach an. Die „aggressive“ Musik passte zu einer „aggressiven“ Botschaft. Das half unseren Hörern, an Christus festzuhalten. Die Leute liebten unsere Musik, weil sie diesen geistlichen Kampf nachempfinden konnten.

Trotz all des Gegenwinds seid ihr eine der erfolgreichsten christlichen Rockbands geworden. Ihr habt knapp zehn Millionen Alben verkauft und vier Grammys gewonnen. 

Ja, aber es brauchte eine ganze Weile. Wir haben immer an das geglaubt, was wir gemacht haben. Unser Ziel war es gute Rockmusik zu spielen, damit die Menschen unserer Botschaft von Gott zuhören. Auch viele Christen wurden dadurch ermutigt.  

Vielen Dank für das Gespräch! 

Die Fragen stellte Pascal Alius. 

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Zu dem Interview mit Bob Hartman von „Petra“ kam es im Rahmen des Loud and Proud-Festivals in Betzdorf bei Siegen. Das Rockmusik-Festival findet 2023 am 13./14. Oktober statt. Mehr Infos unter lap-festival.de. 

Hier geht es zur Homepage von PETRA.

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3 Kommentare

  1. Der interviewte „Bob Hartmann“ heißt in Wirklichkeit Bob Hartman, wie sich unschwer bei Wikipedia herausfinden lässt…

    • Das war uns noch bei der Veröffentlichung aufgefallen. Wo steht es denn noch falsch? VG, Daniel vom JDE-Team

  2. ja lang ist`s her ! Bin Anfang der Achtziger- Jahre zum Glauben gekommen, da waren Petra auf ihrem Höhepunkt.
    Tolle Musik, tolle Botschaft, aber natürlich auch nur „Menschen “ !
    Und ein bisschen wehmütig schau ich schon zurück, damals haben für heutige Begriffe viele junge Leute Jesus angenommen, lag schon eine Spur Erweckung in der Luft. Aber Gott kann es wieder tun, beten wir dafür !

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