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„Seit ich die Losungen einspreche, lese ich mehr Bibel“

Seit 2018 spricht Jan Primke den täglichen Podcast der Herrnhuter Losungen. Im Interview erzählt er, was ihm die Bibel bedeutet, wie es ihm damit geht, seine eigene Stimme zu hören und warum ihn vielleicht der Kreml abhört.

Hallo Jan, wie kam es dazu, dass du die Herrnhuter Losungen als Podcast einsprichst?

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Ich habe viel Synchronisation für Netflix gemacht und wahnsinnig viele Radiospot-Produktionen und Produktvideos für die Industrie. Natürlich habe ich auch sehr viel für die christliche Szene gesprochen. Irgendwann habe ich mir gedacht, dass ich ein Herzensprojekt brauche. Sprechen wieder mal als Hobby und nicht als Arbeit. Ich habe einfach mal bei den Herrnhutern angerufen und gesagt, dass ich Lust hätte, die Losungen als Podcast zu lesen. Die waren sofort begeistert.

Liest du die Losungen auch persönlich jeden Morgen?

Ja, das ist mein Morgenritual – mein Kompass für den Tag. Ich möchte mich auf das ausrichten, was die Bibel zu sagen hat. Wenn ich an der Kaffeemaschine stehe, schaue ich in die Losungen.

Für mich ist es außerdem sehr wichtig, um die Losungen herum zu lesen. Oft versteht man die einzelnen Bibelverse nicht ohne ihren Kontext. Seit ich die Losungen einspreche, lese ich tatsächlich noch mal viel mehr in der Bibel. Ich möchte immer herausfinden, um was es in den Versen geht. Und dann lese ich halt das halbe Kapitel. (lacht)

Was hat dich daran so begeistert, die Losungen als Podcast zu sprechen?

Das Losungsheft liegt bei unglaublich vielen Menschen zuhause. Mit dem Podcast möchte ich die „Digital Natives“ erreichen, die mit dem Smartphone aufgewachsen sind. Die starten eher weniger mit einem gedruckten Buch in den Tag, sondern mit ihrem Handy. Vermutlich wie inzwischen die ganze Gesellschaft.

Wer den Podcast abonniert, wird jeden Morgen an die neue Losung erinnert. Diese zwei Minuten pro Folge kann jeder ohne Probleme in seinen Tagesstart integrieren. Bei mir braucht zum Beispiel meine Kaffeemaschine ungefähr so lange, bis sie am Start ist. Da könnte ich das perfekt nebenher hören.

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Wie kommt der Podcast an?

Ich mache das jetzt schon seit drei Jahren und inzwischen wurde der Podcast über 250.000-mal angehört. Menschen aus über 60 Ländern hören den Podcast. Neben Deutschland und anderen europäischen Ländern sind zum Beispiel Mexiko und die Türkei sehr stark vertreten.

Seitdem der Ukraine-Krieg begonnen hat, sind die Zahlen in Russland richtig hochgeschossen. Keine Ahnung warum. Vielleicht werde ich auch nur vom Kreml abgehört. (lacht)

Du arbeitest hauptberuflich als Sprecher. Wie wird man das?

Das hat sich bei mir „learning by doing“ ergeben. 2005 habe ich für mich privat damit angefangen. Dann habe ich viele Jahre lang für den ERF die Cross Channel Station Voice gesprochen. Damals habe ich noch als Medienkaufmann gearbeitet. 2013 habe ich mich als Musiker selbstständig gemacht. Da dachte ich noch nicht, dass ich irgendwann mehr Sprecher als Musiker bin.

Die paar Demotapes vom ERF habe ich jemanden aus meinem Ausbildungsunternehmen gegeben, der die Reihe „Bravo Hits“ erfunden hat. Der hat die Tapes drei oder vier anderen Leuten weitergegeben. Da haben sich dann plötzlich ein Fernsehsender und eine Kinokette gemeldet.

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Durch diesen einen Typen haben sich zehn Kontakte ergeben und über jeden davon wieder zehn. So habe ich irgendwann Kinowerbung für Cinestar und Werbung für Energy Drinks eingesprochen. Und jetzt stehe ich auch mal als Synchronsprecher für Netflix vor dem Mikro.

Welches Projekt ist dir besonders in Erinnerung geblieben?

Eine unglaublich lange Aufnahmesession für Netflix. Da haben wir 15 Folgen einer Krimiserie synchronisiert. Ich war ein Kommissar. Wir hatten irgendwie Bock, das einfach durchzuziehen, weil alle einen guten Tag hatten. Wir haben sehr früh morgens angefangen und haben sehr spät in der Nacht aufgehört – da wurde es schon wieder hell.

Mindestens 14 Stunden saß ich in der Sprecherkabine. Alle waren happy, haben hin und wieder ein Päuschen gemacht, Kaffee getrunken, geplaudert und dann noch eine Folge gemacht. Da passte einfach alles.

Wie hat deine Stimme so lange durchgehalten?

Die Stimme wird im Lauf von 14 Stunden nicht unbedingt frischer. Die wird auch müde. Aber wir hatten so einen Spaß miteinander, dass wir immer weitergemacht haben.

Die Stimmentwicklung passte auch gut zur Serie. Mein Charakter wurde zum Ende der Serie immer abgedrehter, ranziger und ekliger. Irgendwann wurde er richtig wütend und fing an ‚rumzuschreien – meine müde Stimme war da perfekt für die Stimmung.

Was ist besonders schwierig beim Synchronisieren?

Du musst auf Befehl lachen und weinen und innerhalb von Sekunden umschalten. Es gibt 1001 verschiedene Szenen, von der Knutsch-Szene über die „Ich werde totgefahren“-Szene bis zur Szene, wo man gerade eben noch mit einem Hechtsprung auf das abfahrende Schiff springt und schreiend an der Reling hängt. All das musst du spontan bedienen können.

Jan Primke sitzt vor einem Mikrofon in einer Sprecherkabine.
Drei Tage – so lange hat Jan Primke gebraucht, um das Neun-Stunden-Hörbuch „Jesus unser Schicksal“ von Wilhelm Buch aufzunehmen. (Foto: Melina Plieth)

Du musst klingen wie das Bild. Wie klingt es zum Beispiel, wenn du von einer 40-Meter-Klippe stürzt und unten aufschlägst? Wie klingst du dabei, wenn du den Halt verlierst und dann acht Sekunden durch die Luft fliegst? All das sind wirklich interessante Fragen, die mich in meinem Berufsalltag beschäftigen. (lacht)

Ich finde es immer schrecklich, meine eigene Stimme zu hören. Wie geht es dir damit?

Damit habe ich kein Problem. Aber ich kann keine Serie anschauen, die ich synchronisiert habe. Ich habe das mal mit meiner Frau versucht. Nach ein paar Minuten hat sie gefragt, ob wir bitte was anderes schauen können. Das sei total komisch, mich im Fernsehen zu hören, aber nicht zu sehen.

Ich war vollkommen einverstanden damit, was anderes zu schauen. Mich hatte es schon seit der ersten Minute richtig genervt. Das verbiegt dir den Kopf, wenn du plötzlich ein ganz anderes Gesicht zu der Stimme siehst, die du persönlich schon lange kennst.

Für ein Video habe ich mal versucht, ein Voice Over einzusprechen. Das hat nicht wirklich gut funktioniert. Meine Stimme war viel zu monoton. Ich habe es nicht geschafft, Emotionen rüberzubringen. Hast du da Tipps für mich?

Bewusst hören. Als ich mit dem Sprechen angefangen habe, habe ich bei jedem Werbeblock im Radio wirklich zugehört und nicht weggeschalten. Da lernst du, wie du einen Joghurtbecher interessant anpreisen kannst. Oder den Spaten im Angebot, die Blümchen heute nur für 2,99 Euro und hinten auf dem Parkplatz den Currywurstwagen.

Ich habe versucht, die Werbung mitzusprechen und zu imitieren. Wochenlang habe ich geübt, glaubwürdig zu lachen. Mitten im Stau habe ich stundenlang lang vor mich hin gelacht, geweint, gerufen, … ich wollte das einfach üben.

Im Journalistenzentrum hat eine Dozentin gemeint, dass wir vor einem Interview Apfelsaft trinken sollen. Dann würde unsere Stimme besonders geschmeidig. Hast du davon schon mal gehört?

Ich habe im Laufe der Jahre ganz viele Tipps gehört. Aber Apfelsaft ist mir neu. Das ist eine Geschmacksfrage. Wenn ich Apfelsaft trinken würde, würden sich meine Stimmbänder zusammenziehen, weil ich das eklig finde.

Vor dem Sprechen Kaffee zu trinken ist nicht gut. Der trocknet den Mund aus und dann schmatzt man. Ich kenne Sängerinnen und Sänger, die vor einem Auftritt irgendwelche Tabletten lutschen. Ich putze mir höchstens mal kräftig die Nase vor einer Aufnahme. Aber ich mache jeden Morgen Stimmübungen, damit ich eine gewisse Grundwachheit in die Stimme bekomme.

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Und ich versuche, den ganzen Tag lang wirklich bewusst zu sprechen. Ich überlege, was ich gerade ausdrücke und wie das klingt. Ich bin immer auf der Suche nach „Wie synchron könnte ich jetzt gerade sprechen?“.

Vielen Dank für das Gespräch!

Die Fragen stellte Pascal Alius.

Jan Primke ist Bassist, Produzent und Voice-Over-, Synchron- und Werbesprecher. Seit 2018 spricht er den täglichen Podcast der Herrnhuter Losungen. Seit 2021 ist der die männliche Stimme von „Kirche in 1LIVE“. Mehr Infos findest du auf seiner Webseite. Und hier geht es zum täglichen Podcast der Herrnhuter Losungen.

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