John Lennox ist emeritierter Mathematik-Professor der University of Oxford. Der christliche Glaube gibt ihm Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod.
Der englische Autor, Evangelist und Rundfunksprecher J. John veröffentlichte aktuell auf seinem Instagram-Account einen Video-Clip aus seinem Interview mit dem britischen Mathematiker Prof. Dr. John Lennox, der emeritierter Professor für Mathematik der University of Oxford ist. Er konfrontierte Lennox mit der Frage, wie wir angesichts des Leids in der Welt an einen liebenden Gott glauben können.
Dies sei die schwierigste Frage, vor der wir stünden, und er habe auch keine simple Antwort auf diese Frage, merkte der 81-jährige Mathematik-Professor zuvorderst an. Vielmehr gebe es „eine Art darüber nachzudenken, die vielen Menschen Frieden bringen“ könne. Natürlich könne er verstehen, wenn Menschen Atheisten werden, insbesondere in Anbetracht der Tatsache, was an Orten wie Auschwitz geschehen ist. Bei einem Blick auf das Leid in der Welt gebe es „zwei Quellen des Schmerzes und des Bösen“, erklärte Lennox. Zum einen existiere das moralische Übel, die schlechten Dinge, die Menschen einander antun. Und zum anderen gebe es das sog. natürliche Übel, das Phänomene wie der Coronavirus, Tsunamis, Erdbeben, Krebs und ähnliche Dinge hervorriefen. Diesbezüglich gebe es seiner Ansicht nach zwei Betrachtungsweisen. So sei es die eine Sache, der behandelnde Onkologe zu sein und „eine andere Sache, eine 24 Jahre alte Mutter zu sein, der mitgeteilt wird, dass sie einen nicht operablen Tumor hat.“ Dazu erklärte Lennox weiter:
„Es gibt die innere Perspektive des Leidenden und es gibt die äußere Wahrnehmung des Beobachters und wir müssen uns mit beidem auseinandersetzen.“
Die sich jeweils stellenden Fragen könnten dabei „sehr unterschiedlich“ sein, merkte der ehemalige Oxford-Gelehrte an. So sei der außenstehende Beobachter dazu geneigt, die Frage nach der Vereinbarkeit des entstandenen Leids mit einem guten Gott zu stellen. Wenn Menschen infolge des Bösen und des Leids ihren Glauben an Gott verlieren würden, stelle er die Frage, woher sie ihre Vorstellung des Bösen nähmen. Und wenn der überzeugte Atheist und Biologe Richard Dawkins zu dem Schluss komme, dass dieses Universum genau so ist, wie wir es erwarten würden, dann ergäbe sich nach Ansicht von John Lennox folgende Schlussfolgerung:
„Wenn es im Grunde kein Gut, kein Böse, keine Gerechtigkeit gibt, dann ist die DNA einfach da und wir tanzen zu ihrer Musik. „
Ein solches Weltbild verwirre ihn und führe ihn zu folgender Frage:
„Wenn es kein Gut und kein Böse gibt, warum sprechen Sie dann über das Problem des Bösen?“
Lennox schilderte weiter, dass eine solche Sichtweise in der weiteren Betrachtung die Frage nach Gerechtigkeit aufwerfe, was er mit Blick auf einen Dialog mit einem Atheisten wie folgt formuliert:
„Ich finde, dass ich ein moralisches Wesen bin, und Dawkins eigentlich auch. Ich merke, dass mein Herz nach Gerechtigkeit schreit. Wollen Sie mir wirklich sagen, dass es keine Gerechtigkeit gibt?“
Wenn nun aber das Universum einfach nur so entstanden sei, schaffe man nach Ansicht von Lennox mit dieser Annahme genau das Konzept ab, das die Grundlage zur Beurteilung der Frage nach Gut und Böse und nach Gerechtigkeit bildet. Zudem habe die Annahme, dass es hinter dem Universum keine höhere Ordnung gebe, direkte Auswirkung auf die Hoffnung im menschlichen Leben. Dazu betont Lennox:
„Atheismus ist ein hoffnungsloser Glaube.“
Im atheistischen Glauben gebe es „absolut keine Hoffnung, die du der jungen Frau mit nicht operablem Tumor geben kannst“. Atheismus sei „eine Sackgasse“ und funktioniere nicht, merkte der Mathematiklehrer an. Weiter schilderte er, dass ein Leben im Atheismus „eine Art vorübergehende Befriedigung“ suggeriere, am Ende aber keine Hoffnung stehe.
Als Christ habe er begründete Hoffnung durch das Kreuz, das „im Herzen des Christentums“ und für Leid und extremen Schmerz stehe. Dazu erklärte Lennox weiter:
„Die christliche Botschaft ist, dass die Person am Kreuz der fleischgewordene Gott ist.“
Wenn dies wahr sei, könne man berechtigterweise fragen, was Gott am Kreuz getan hat. Die Auseinandersetzung mit dieser Frage zeige auf, „dass Gott nicht vom Problem des Leidens ferngeblieben ist, sondern selbst Teil davon geworden ist“, so Lennox. Der nächste Schritt der Erkenntnis, der zur Hoffnung führt, liege in der „nächsten großen christlichen Botschaft, dass Gott, mit seiner Macht, Jesus von den Toten auferweckt hat“ und infolgedessen der Tod für einen Christen nicht das Ende darstellt. Diese Perspektive habe den Blick auf sein Leben grundlegend verändert. Dazu betonte er:
„Wenn das wahr ist, bedeutet es, dass es Hoffnung über das Grab hinaus gibt.“
Dass der christliche Glaube Menschen, die mit Leid konfrontiert sind, einen tragenden Halt und Hoffnung gibt, erlebte John Lennox selbst in seiner Familie. Diesbezüglich berichtete er:
„Manchmal traue ich mich, eine persönliche Erfahrung zu erzählen. Ich berichte davon, dass meine Schwester eine 22 Jahre alte Tochter hatte, die gerade ihren Mann geheiratet hatte, als sie einen Hirntumor bekam, an dem sie verstarb. Sie hielt an ihrem Glauben an Christus fest.“
Diese Zeit sei eine traumatische Zeit für seine Schwester gewesen und es habe lange gedauert, bis sie mit dem Verlust ihrer Tochter zurechtgekommen sei. Zum Umgang seiner Schwester mit dem Leid erzählte Lennox weiter:
„Aber auch sie verlor ihren Glauben nicht. Der Grund dafür liegt darin, dass der Glaube an Jesus Hoffnung gibt. Er garantiert keine Befreiung vom physischen Prozess des Todes, aber er garantiert Erlösung, die über den Hirntumor, über den Tod hinausgeht.“
Ein atheistischer Glaube könne diese Hoffnung nicht geben, ergänzte John Lennox mit Blick darauf, wie seine Schwester und seine Nichte mit dem auftretenden Leid umgegangen sind. Der emeritierte Oxford-Professor betonte in diesem Kontext, dass auch Christen am Leid und Schmerz im Leben nicht vorbeikommen, dass sie aber im Umgang damit „einen Weg darüber hinaus haben“. Er gebe Menschen, die ihn mit der Theodizee-Frage konfrontieren, also keine Antwort, sondern zeige einen Weg im Umgang damit auf, was er wie folgt darlegte:
„Ich mag es, Menschen auf eine Person aufmerksam zu machen, von der ich glaube, dass sie die Antwort ist.“
Diesen Artikel haben wir mit freundlicher Genehmigung von Promis Glauben veröffentlicht. Markus Kosian ist Initiator des Projekts PromisGlauben.
Na ja, man kann schon argumentieren, dass der Atheismus ein Glaube ist, da dieser „Glaube“ eine Position zu einer metaphysischen Frage, die nicht endgültig bewiesen oder widerlegt werden kann erfordert..
Man muss es auch nicht widerlegen. Behauptungen sind zu belegen und die Behauptung ist, dass es Gott/Götter gibt. Das als unbelegt/unbewiesen zu benennen ist ein Fakt, kein Glaube.
Das ist so, als wenn Du Wunderheiler, die heilige Steine auflegen, gleichsetzt mit denen, die sagen, das ist Scharlatanerie, weil es keinerlei schulmedizinische Beweise gibt. Oder ist Schulmedizin für Dich genau so ein Glaube wie Steine auflegen und beides daher gleich zu setzen?.
Ein Glaube erfordert auch ein Konstrukt, eine gemeinsame Ordnung, eine Gruppe. Das sind z.B. Christen, die an ein Religionskonstrukt glauben.
Atheisten haben aber nicht mehr gemeinsam als dass sie einfach Gott/Götter als nicht belegt ansehen und insofern nicht glauben.
Wobei ich einräume, dass bei fanatischen Atheisten oft kein großer Unterschied ist zu christlichen Fundamentalisten. Das wissen viele, die schon mit beiden Gruppen diskutiert haben.
Ich könnte fast zustimmen, wenn Du nicht „glauben“ und „Glaube“ verwechseln würdest. Das erste ist eine Vermutung: Ich glaube, dass es Gott gibt – oder eben nicht. glaube dagegen ist das feste Vertrauen auf den personalen Gott.
„Ich glaube an dich“ drückt das feste Vertrauen, gar die Gewissheit aus, dass er erfolgreich handelt. Genau, wie wenn Eltern ihren Kindern, Lehrer ihren Schülern, Mitarbeiter ihrem innovativen Chef ihr unerschütterliches Vertrauen aussprechen. Dies hat mit Metaphysik nur peripher zu tun
Tue ich nicht.
Glaube beinhaltet immer glauben, glauben aber oft nicht Glaube.
Wird aber wirklich oft verwechselt aber in der Regel von Gläubigen, die meinen, Nichtgläubige glauben ja auch.
so sorry, dachte, das wäre an mich gewesen. Ist auf dem Handy leider nicht zu erkennen.
Ich sollte jedem Kommentar wohl lieber den Adressaten voran setzen.
Am Ende wird alles gut
Der Autor hat eine sehr klare Antwort gegeben, auch wenn man sie noch hätte einfacher formulieren können: „Die christliche Botschaft ist, dass die Person am Kreuz der fleischgewordene Gott ist. Wenn dies wahr sei, könne man berechtigterweise fragen, was Gott am Kreuz getan hat. Die Auseinandersetzung mit dieser Frage zeige auf, „dass Gott nicht vom Problem des Leidens ferngeblieben ist, sondern selbst Teil davon geworden ist“! Mit meinen Worten würde ich dann schreiben: Gott wurde Mensch, er kam als Kind auf diesen Planeten, mitten in unsere Probleme und als ein Erwachsener durch seine Kreuzigung sogar in die unterste Tiefe unserer Existenz. Eine größere Liebe und mehr Soldarität kann es nicht geben. Und warum es Leid und Tod gibt: Weil es keine heile Welt und kein heiles Universum gibt. Dies ist nicht im Allerletzten erklärbar. Dass die Welt und unsere Wirklichkeit aber auch so anfühlt wie ein Haifischbecken, liegt nur an uns selbst. Wir sind Teil dieser Unheilheit von allem Existierenden, von den Kreaturen die sich gegenseitig töten und sogar verspeisen. Am Ende gehen wir und alle Kreaturen im Universum zu dem liebenden Gott zurück, in einen Neuen Himmel und eine Neue Erde. Alle Menschen versöhnen sich hier auf Erden mit Gott – oder hoffentlich noch später im Himmel – und absolut freiwillig. Alle Knie werden sich vor Jesus Christus beugen. Und natürlich gibt es ohne Jesus keine Heilung und keine Erlösung. So wie diejenige des Saulus, einem Verbrecher der Christen ermorden wollte und vor Damaskus dem Licht Gottes begegnete. Es machte ihn zum Paulus. Allerdings sehe ich darin keinen atheistischen Glauben, sondern denjenigen an den Erlöser und die Erlösten. Aber das Gott ein Kind wird, und ein Mensch der getötet wird, zerstört die Gottesbilder der Antike, die manchmal anmuten Gott sei wie die antiken Herrscher gegen die Unbotmäßigen ein unerbittlich hassender Rächer. Die Gerechtigkeit wird am Kreuz hergestellt und das Kreuz ist wie eine notarielle Urkunde unserer Erlösung. In Wirklichkeit ist Gott ein sehr liebender Vater und eine liebende Mutter. Und er liebt seine Kinder mehr als alles auf der Welt, und mehr als alle irdische Eltern.
so wird der alte Einwand gegen den Glauben auf den Kopf gestellt und die Präsenz des Bösen spricht nicht gegen, sondern für die Existenz Gottes !
Lieber Stammtischbruder: Eben nicht. Der Sündenfall, auch wenn er nicht wirklich erklärbar ist, läst sich in einfachen banalen Zusammenhängen damit erklären: Wir missbrauchen den von Gott geschenkten freien Willen, denn der Himmel fällt uns und auch damals Kain nicht in die Hände. Wir sind verantwortlich. Das Kreuz hat die Gerechtigkeit wieder hergestellt. Nicht wie ein Mirakel oder Zauberspruch, sondern wenn wir es kapieren, dass dort unsere Vergebung geschieht als völliger Gnadenerweis ohne Vorbedingung. Viele Leute vermögen nicht einzusehen, dass Gottes Liebe so weit geht und niemals über uns den Stab bricht.
Gerade den letzten Satz kann ich voll unterstreichen: „Ich mag es, Menschen auf eine Person aufmerksam zu machen, von der ich glaube, dass sie die Antwort ist.“ Und es ist sehr aufschlussreich, wie Menschen auf diese Aussage reagieren. Während z.B. Einstein ein ambivalentes Verhältnis zu Gott hatte und bis heute sowohl von Atheisten als auch von Christen gerne zitiert wird, hatte Dawkins offenbar schon früh für sich beschlossen, dass es keinen Gott geben dürfe. Doch allein die Tatsache, dass er mit John Lennox überhaupt diskutierte, ist für mich ein Indiz, dass er seiner Sache doch nicht ganz so sicher war. Auch, wenn er den Hinweis auf logische Denkfehler in seiner Argumentation grundsätzlich ignorierte.
Corrie ten Boom sagte einmal, dass die Tatsache, dass wir um die Bekehrung eines Menschen beten, der Beweis dafür ist, dass Gott sich seiner schon längst angenommen hat. Das beruhigt ungemein.
Gott ist ein Erlöser und kein Scharfrichter
Lieber Andi: Sicher haben wir alle – ob in Selbsteinschätzung sehr fromm, oder eben nicht – bisweilen öfters auch ein ambivalentes Verhältnis zu Gott. Das haben wir ja auch als Kinder gegen die Eltern manchmal gehabt und da ist bei Eltern und auch bei Gott ein ambilvalenter Verhältnis besser als gar keines. Im übrigen habe ich von einem sehr klugen Supervisor in einer gleichnamigen Veranstaltung gehört, daß es für Menschen grundsätzlich positiv ist, einmal im Leben grundsätzlich (unabhängig von theologischen Aspekten) zu entscheiden, ob man sein Leben auf ein Fundament stellt, oder man es nicht tut. Dazwischen zu hängen ist immer eine Hängepartie. Wenn andere Leute recht haben, dann sterben die Leute dann am ruhigsten, die eine eindeutige Entscheidung getroffen haben, für oder gegen Gott und den Glauben. Ich glaube aber, daß die Liebe Gottes eben die Liebe ist und kein Geschäft auf Gegenseitigkeit und letztlich auch Gottes Liebe immer unverdient bleibt. Niemand kann sich den Himmel erarbeiten. Wobei allerdings kein Mensch eine kompromisslose Allversöhnung propagiert, wo unterstellt wird, der Himmel gieße am Ende automatisch über jedes Leben am Tor zum Ewigen Leben einen dicken Zuckerguss. Wenn man aber Nahtoderfahrungen ernst nimmt, also zumindest als subjektive oder sogar objektive Wahrheit, dann haben Menschen mit einer schlimmen Vita furchtbare Lebensrückblicke erlebt und sie dabei das Gefühl gehabt es hätte nochmals ein ganzes Leben gedauert, sich dabei vom eigenen Gewissen absolut angeklagt zu fühlen. Aber auch diese wieder reanimierten Menschen haben dann Gott nicht als Richter erlebt, sondern als allesumfassende Liebe und haben sich mit ihm sehr gerne versöhnt. Interessanterweise auch solche, die vorher Atheisten und sogar Nihilisten waren. Gott ist ein Erlöser und nicht (ein antiker) Scharfrichter, der brutal Ungläubige quält. Das hätte auch überhaupt nichts mit Liebe und schon gar nicht mit Strafe zu tun. Irdische Eltern, die ihre Kinder im Keller bei den Spinnen einsperren, werden u. U. streng bestraft, aber es kommt auch bei unfähigen Erwachsenen solches eher selten vor. Ich denke, eine unendliche Person, Gott selbst, wird niemals Menschen foltern und auch aus Liebe niemals ins Bodenlose fallen lassen. Er ist eben nicht wie wir. Sonst wäre Jesus nicht für unsere Schuld freiwillig am Kreuz gestorben, statt die Hinrichter vom Himmel her streng zu bestrafen.
Danke für Deinen Kommentar, Bernd. Ich kann nur den Bezug zu meinem nicht so ganz erkennen.
‚atheistischer Glaube ‚ ist ein Widerspruch in sich.
Insofern kann ich mit diesen Artikel wenig anfangen, wenn nicht mal die wesentliche Grundlage des Atheismus richtig verstanden wird.
Ganz im Gegenteil. Nur wenige Denominationen zeigen derart deutliche Zeichen einer Religionsgemeinschaft:
Atheisten glauben. Nur eben an die Nichtexistenz Gottes. Atheisten erheben einen Alleinvertretungsanspruch. Ihr Glaube ist allen anderen überlegen. Mehr noch, alle, die an gott glauben, sind für viele Atheisten geistig minderbemittelt. Selbst, wenn dies Intellektuelle, wie eben z.B. John Lennox sind. Und manche Atheisten zeigen einen missionarischen Eifer, an dem sich mancher Christ beinahe ein Beispiel behmen könnte. Auch Christenverfolgung ist ein Merkmal des Atheismus.
schaut man sich die christliche Geschichte an, ist der Vorwurf der Christenverfolgung eine Täter-Opfer-Umkehr.
Die allermeisten Atheisten sind nicht organisiert sondern einfach Atheisten. Damit bricht deine Argumentation in ich zusammen.
Ja, es gibt radikale Atheisten. Man findet sie in vielen Internetforen. Und weil sie so.laut sind wirkt es, als ob es viele sind. Aber zähl mal durch wie wenig es wirklich immer sind. Auf diese mag das in Teilen zutreffen. Aber man definiert die Christen ja auch nicht nach weniger als einem Promille der Christen.
Da kann ich Dir nicht zustimmen, Chey.
Die meisten und schlimmsten Christenverfolgungen der Neuzeit haben wir organisierten Atheisten zu „verdanken“. Selbst, wenn man die französische Revolution außen vor lässt, wo ja neben dem Adel vor allem der Klerus unter der Guillotine landete. Ab der Gründung der Sowjetunion begann dort und in ihren Vasallenstaaten eine systematische Christenverfolgung, und nicht erst unter Stalin.
Bei einem Besuch in Rumänien 1995 berichteten mir Frauen, wie sie unter dem Ceaușescu-Regime bei jedem Gottesdienstbesuch von kommunistischen Schlägertrupps abgepasst wurden. Von Albanien, welches Diktator Enver Hoxha schon lange, bevor in Nordkorea die Kim-Dynastie die Macht ergriff, zum „ersten atheistischen Staat der Welt“ erklärte, berichteten die wenigen überlebenden Christen nach dessen Tod, dass sie nicht einmal voneinander wussten, wenn sie unmittelbar beieinander wohnten, einfach aus Todesangst. Auch in Nordvietnam wurden Christen systematisch verfolgt.
In Nordkorea dürfen Christen immer noch ohne Gerichtsurteil erschossen werden. Zumeist verschwinden sie samt ihren Angehörigen bis an ihr Lebensende in Straflagern. In China kamen Prediger und Leiter von Hauszellen für mindestens zehn Jahre ins Gefängnis – beliebt bei Leitern und Aufsehern, weil es in ihrer Umgebung immer friedlicher war als bei „normalen“ Gefangenen, verhasst bei Provinzgouverneuren und in Peking, wegen der Erweckung, die häufig von dort ausging. Inzwischen verfolgt Xi Jinping eine Doppelstrategie: Christen werden weiter verfolgt oder müssen, da das Konzept der „Dreiselbstkirche“ daneben ging, manipulierte und von ihm persönlich autorisierte Bibelversionen verwenden – berühmtetes Beispiel ist, dass in seiner „Übersetzung“ die Ehebrecherin gesteinigt wird. Und nicht nur Christen, auch Muslime werden in China systematisch verfolgt!
Ich könnte diese Liste noch beliebig weiter führen. Weltweit wurden in den vergangenen hundert Jahren mehr Christen von Atheisten verfolgt und getötet als durch radikale Islamisten, wobei diese Fälle in ihrer Vielzahl ja auch schon erschreckend sind. In Mitteleuropa sind hauptsächlich letztere unterwegs, weshalb die Verfolgung durch Atheisten nicht so sehr wahrgenommen wird.
Der „radikale Atheismus“ im Internet ist dagegen, bis auf wenige Ausnahmen, nur Geplänkel.
Nun, auch die Gottlosen, die immer Weltlichen, suchen etwas, was über sie hinausgeht, was ein Gefühl von Nähe und Vertrautheit zu den anderen herstellt: wie der Blick auf die Natur oder das Erleben von Kunst, wie das Lesen eines Gedichts, wie die Wärme eines Körpers, wie Musik, wie das Versinken in etwas, das auf unerklärliche Weise reicher macht, tiefer und beschwingter.