Open Doors hat den Weltverfolgungsindex 2025 veröffentlicht. In Nordkorea werden Christen weiterhin am stärksten verfolgt. Zwei Länder sind neu auf dem Index.
Gewalt und Restriktionen gegen Christen haben im vergangenen Jahr weltweit zugenommen und drängen sie immer stärker in den Untergrund, schreibt das christliche Hilfswerk Open Doors im Weltverfolgungsindex 2025. Verantwortlich dafür seien religiös und politisch motivierte Gruppen sowie autokratische Regime wie etwa in Nordkorea. Hier würden Christen seit Jahrzehnten mit brutaler Härte verfolgt, zuletzt verstärkt mit Unterstützung aus China. Open Doors setzt sich seit 70 Jahren in mittlerweile über 70 Ländern für verfolgte Christen ein.
Hier werden Christen am stärksten verfolgt oder diskriminiert:
- Nordkorea
- Somalia
- Jemen
- Libyen
- Sudan
- Eritrea
- Nigeria
- Pakistan
- Iran
- Afghanistan
Das bevölkerungsreichste Land Indien belegt wie im Vorjahr Rang 11, China hat sich von Rang 19 auf 15 verschlechtert.
Nordkorea, China, Türkei: Autokratische Systeme als Treiber der Verfolgung
Wer in Nordkorea als Christ entdeckt wird, muss um sein Leben fürchten, mindestens aber mit der Einweisung in eines der berüchtigten Straflager rechnen, schreibt Open Doors. Dort seien Folter und missbräuchliche Gewalt in jeglicher Form an der Tagesordnung, wobei Christen Berichten zufolge oft zusätzliche Härten erleiden. Sie gelten wegen ihres Glaubens als Staatsfeinde. Die wenigen erfolgreichen Fluchtversuche aus Nordkorea über die Grenze nach China enden häufig mit der Deportation der Geflüchteten durch chinesische Grenzbeamte – ein Verstoß gegen internationale Verpflichtungen und Menschenrechte.
In China geraten Christen immer stärker unter den Druck des offiziell atheistischen Staates mit seinen strikten ideologischen Vorgaben und engmaschiger Überwachung. Die dabei eingesetzte Technik wird auch nach Nordkorea und zahlreiche weitere Länder exportiert. Die Zeiten, als sich Mitglieder nichtregistrierte „Hauskirchen“ in China an öffentlichen Orten wie in Hotels oder Bürogebäuden versammeln konnten – oftmals zu mehreren Hundert – sind vorbei.
Auch die Lage der Christen in der Türkei hat sich laut des Berichts verschlechtert. Während der Amtszeit von Präsident Erdogan ist religiöser Nationalismus zu einer prägenden Kraft innerhalb der türkischen Gesellschaft geworden. Christen und christliche Kirchen sind immer wieder verbaler und auch tätlicher Gewalt ausgesetzt; im aktuellen Berichtszeitraum wurden zwei Christen getötet.
Zeichen der Hoffnung und ein Appell
Markus Rode, der Leiter von Open Doors Deutschland, sieht trotz deutlich zunehmender Verfolgung auch Zeichen der Hoffnung. „Ich bin dankbar, dass Millionen verfolgter Christen ihren Glauben nicht aufgeben oder verleugnen, auch wenn bereits viele Christen in westliche Länder geflohen sind.“ Laut Rode finden parallel immer mehr Hindus, Muslime und Buddhisten neue Hoffnung im christlichen Glauben, auch wenn sie deshalb massiv von ihren eigenen Familien, religiösen Extremisten und autokratischen Regierungen verfolgt werden. „Ich wünschte mir ‒ und hier spreche ich für Millionen verfolgter Christen –, dass auch die freie Presse und demokratische Regierungen ihre Stimme für sie erheben und auf das Unrecht aufmerksam machen. Das kommt leider noch viel zu selten vor, könnte jedoch wesentlich zu ihrem Schutz beitragen“, sagt Rode.
Der Weltverfolgungsindex 2025 – Zahlen und Hintergründe
- 4.476 Christen weltweit wurden in Zusammenhang mit der Ausübung ihres Glaubens getötet (WVI 2024: 4.998). Die Dunkelziffer dürfte laut OD deutlich höher liegen.
- Angriffe auf Häuser von Christen nahmen von 21.431 (2024) auf 28.368 erneut deutlich zu.
- 16 Millionen Christen in Subsahara-Afrika wurden aufgrund von Gewalt und Konflikten vertrieben (WVI 2024: 16,2 Mio.).
- 380 Millionen Christen weltweit sind wegen ihres Glaubens mindestens in hohem Maße Verfolgung und Diskriminierung ausgesetzt (WVI 2024: 365 Mio.).
Der Weltverfolgungsindex listet die 50 Länder auf, in denen Christen nach Einschätzung von Open Doors weltweit am härtesten wegen ihres Glaubens verfolgt und diskriminiert werden und deckt in seiner aktuellen Ausgabe den Berichtszeitraum vom 1. Oktober 2023 bis zum 30. September 2024 ab. Die deutlichste Verschlechterung ihrer Lage erleiden die Christen im zentralasiatischen Kirgisistan. Zu den größten globalen Herausforderungen für Christen zählt wie schon im Vorjahr das hohe Maß tödlicher Gewalt in weiten Teilen des afrikanischen Kontinents. Diese Entwicklung habe sich fortgesetzt und mit dem Tschad auch das zweite Land erfasst, das neben Kirgisistan neu auf dem Index ist.
Ziel von Open Doors ist es, „die Verfolgerländer und den Grad der Religionsfreiheit öffentlich zu machen“ sowie „Politiker und Medien zu mobilisieren, sich zu engagieren und eine Basis zu schaffen, damit für verfolgte Christen gebetet und ihnen zielgerichtet geholfen wird.“ Der Index solle keine bloße Statistik sein, in der einzelne Menschen hinter den Zahlen verschwinden. Aus diesem Grund listet das Hilfswerk mehrere Einzelschicksale („Gesichter der Verfolgung“) auf seiner Seite auf.
Open Doors folgt nach eigenen Angaben einem weiten Verständnis des Begriffs „Verfolgung“, das verschiedene Formen von Diskriminierung einschließt. Das Hilfswerk orientiert sich dabei am Handbuch des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR von 2011. Das UNHCR verweist darauf, dass „eine Bedrohung des Lebens oder der Freiheit aufgrund von Ethnie, Religion, Nationalität […] gemäß Artikel 33 der Flüchtlingskonvention in jedem Fall als Verfolgung zu werten ist“.
Auf seiner Homepage listet das Hilfswerk Details zu Methodik und Hintergrund des Index auf und beantwortet die häufigsten Fragen – zum Beispiel, warum sich Open Doors auf die Situation verfolgter Christen fokussiert.

Beklemmend. Hoffentlich findet der neue Index Eingang in die allgemeinen Medien und sensibilisiert die Menschen. Dass politisch vielleicht größerer Druck auf diese Staaten ausgeübt wird, kann ich mir auch bei einer neuen Bundesregierung nicht so wirklich vorstellen. Friedrich Merz scheint mir nicht sehr religiös zu sein.